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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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hatte. Im Gegensatz zu ihnen war sie in der Lage, parano r male Wesen zu sehen, auch wenn diese sich vor den Menschen zu verbergen versuchten. Von Zeit zu Zeit gab es auch diese seltsamen Bilder, auf denen sie Bew e gungen wahrnahm, wo keine sein konnten. Dieses Phänomen trat in der Regel spontan ein. Eine Fotografie in der Zeitung, ein Werbeplakat oder ein Gemälde im Mus e um, das unter ihrem Blick zum Leben erweckt wurde. Ein Mal berichtete die Lehrerin ihrer Großmutter von dem außero r dentlichen Kunstinteresse ihrer Enkelin, weil man Leyla erst nach mehrfacher Aufforderung aus der versunkenen Betrachtung eines Bildes holen konnte. In Wah r heit war sie fasziniert gewesen, weil die dargestellten Figuren auf dem historischen Gemälde sich in ihrer eigenen kleinen Welt bewegten. G e fangen in dieser einzigen Szene. Großmutter war damals bemüht, Fassung zu bewahren, zumal ihr Leyla von einigen vorangega n genen Erlebnissen erzählt hatte. Sie hatte sich ein Lächeln abgeru n gen und der Lehrerin zugestimmt. Noch am selben Nachmittag brachte sie Leyla zu einem Psychoanalytiker. Nachdem sämtliche in Betracht gezogenen Krankheiten ausgeschlossen worden w a ren, diagnostizierte der Arzt eine Neigung zu Pseudohalluzin a tionen. Eine Art Entwicklungsstörung, gepaart mit einer auffallenden Fantasie, wie sie auch bei körperlich gesunden Menschen auftreten konnte. Wohl zu Großmutters Beruh i gung, hatte er angefügt, dass sich diese Störung mit Ende der Pubertät vermutlich legen würde. Außerdem leide sie schlie ß lich nicht unter Angstzuständen und ihre Schlafstörungen seien normal für eine Jugendliche. Abschließend empfahl er ein Vitaminpräp a rat und Sport.
    Damit hatte er nicht ganz richtig gelegen, denn während der ersten Male geriet Leyla so sehr in Panik, dass sie sich einige Nächte weigerte, zu schlafen. Sie bezweifelte, dass es sich um unbedenkliche Schlafstörungen handelte. Obwohl sie mittlerweile mit par a normalen Begebenheiten inmitten des täglichen Lebens vertraut war, kribbelte die Haut auf ihrem Gesicht. Ihre schweißnassen Hände hinterließen Abdrücke auf dem Zeitungspapier. Mit tiefen Atemzügen versuchte sie, die nahende Panikattacke zu unterdr ü cken. Wenigstens litt sie weniger unter Derealisation s gefühlen. Als Heranwachsende hatte sie nach derartigen Erlebnissen ihre Umgebung als fremd und unwirklich wahrgenommen. Mittlerweile waren Vampire allgegenwärtig, alte Gottheiten tauchten hin und wieder auf oder Gargoyles wu r den wie Schoßhündchen gehalten.
    Auf dem Bild hatte sich inzwischen die Tür geöffnet und eine Frau in einem aufwend i gen Reifrockkleid betrat den Raum. Das Ganze wirkte wie ein Film auf einem Miniaturbil d schirm.
    „Verdammt, was soll das?“ Mit der flachen Hand schlug Leyla auf die Zeitung, dass ihr die Handfläche brannte.
    Die beiden winzigen Figuren auf dem Bild zeigten keine Reaktion, so n dern unterhielten sich rege miteinander. Die hochgetürmte Perücke der Frau schlenkerte bei jeder Kopfbewegung und drohte, jeden Moment herunterzufallen. Der Mann gestikulierte aufg e bracht mit den Händen.
    Leyla knallte die Kaffeetasse mitten auf das Bild. Irgendwann hatte sie beschlo s sen, dass sie sich solche Dinge nur einbildete. Am besten war es, sie zu ignorieren. Tatsächlich hatte es eines Tages aufgehört. Warum es jetzt wieder passierte, war ihr schleierhaft. Missmutig lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Wenigstens war sie inzwischen in der Lage, außergewöhnliche Erscheinungen nicht mehr als Einbi l dung abzutun, sondern sich über den Grund den Kopf zu zerbrechen. Allerdings war das nicht weniger verwi r rend.
    Die Luft schien sich statisch aufzuladen. Die Härchen an ihren Armen richteten sich mit einem unangenehmen Ziehen unter i h rem Wollpullover auf. Das passierte häufiger in letzter Zeit, g e nauer gesagt, seit das Wetter verrückt spielte. Doch die Intensität überraschte sie. Ihr Blickfeld verengte sich und die Konturen des Raumes verschwammen, als wolle sich ihre Umgebung auflösen. An der gegenüberliegenden Wand wirkte die Tapete plötzlich durchsichtig wie ein Röntgenbild. Zum Vorschein kam schimmer n des, dunkelgraues Gestein.
    Seltsam. Normalerweise bestand das Mauerwerk moderner Gebäude hier in der Gegend aus rötlichen Ziegelsteinen und Mörtel.
    Die Geräusche der belebten Hansastraße drangen nur noch gedämmt zu ihr h e rauf. Eine Welle von Übelkeit trieb Schweißperlen auf ihre

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