Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
knuffte ihm in die Seite. Auch wenn sie es nie verlangt hatte, sah Rudger die meiste Zeit davon ab, seine mentalen Fähigkeiten bei ihr einzusetzen. Ihr war es gleich, weil das Wort Pr i vatsphäre ihm gegenüber eine andere Bedeutung annahm. Zu verbergen hatte sie ohnehin nichts und eine Kontrolle über sein Handeln stand außer Frage. Er war ein Va m pir.
„Vieles im Leben ist unfair.“
Der melancholische Klang seine Stimme ließ Leyla aufhorchen. Es war immer wieder bemerkenswert, wie viele menschliche A t tribute in Rudger verblieben waren. Mögliche r weise machte das die enorme Ausstrahlung aus, mit der er sie verzauberte. Einerseits war er unberechenbar, mit blutrünstigen Tendenzen. Eine Tatsache, auch wenn er diesen Teil von sich vergleichsweise gut zu b e herrschen vermochte. Anderseits überraschte er mit tiefgrü n diger Feinfühligkeit.
„Ich wusste vorher, worauf ich mich mit dir einlasse. Trotzdem ist di e ses Thema nicht relevant. Das war es nie“, sagte Leyla mit Nachdruck.
Überrascht nahm sie seinen seltsamen Gesichtsausdruck zur Kenntnis. Fast machte er den Eindruck, als glaube er ihr nicht. N a türlich stellte sich im Laufe jeder Beziehung i r gendwann die Frage der Familienplanung. Man lernte sich kennen, verliebte sich, heiratete und der nächste Schritt war, sich um Nachwuchs zu bemühen. Normalerweise. Doch nichts an ihrer Verbindung war normal. Dabei war die Tatsache, dass ihr Mann unsterblich war und ohnehin nicht zeugungsfähig, nicht die einzige Besonderheit. Leyla jagte Kriminelle, sowohl Menschen als auch Vamp i re. Nicht nur, dass ihr Leben voller Gefahren war, hinzu kamen Einflüsse einer gesellschaftlichen Umwälzung, über deren Ausmaß sie sich längst nicht im Klaren war. Ihre Aufgabe bestand darin, den Normalbürger zu schützen, damit dessen L e ben möglichst ungestört seinen Lauf nehmen konnte.
Beide wussten, dass ein Kinderwunsch, sollte er denn bestehen, nicht erfüllt werden konnte. Der menschliche Teil in ihm schien zu glauben, es sei die Erfüllung jeder Frau, Kinder zu haben, oder es war die Erinnerung seiner eigenen Wünsche aus der Zeit, als er sterblich war.
„Hattest du Kinder, Rudger?“
Inzwischen saß er aufrecht, mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes g e lehnt. Mit einer Hand griff er zum Weinkelch, der auf dem Beistelltisch stand, und trank einen Schluck.
„Eine Tochter. Leider habe ich erst spät von ihrer Existenz erfahren. Da war sie bereits erwac h sen.“
Er reichte Leyla den Kelch. Aus seinem Gesicht war jeglicher Anflug von Wehmut gewichen, als er ihr in die Augen schaute. Le y la konnte sich gut vorstellen, dass die Umstände seiner Vaterschaft heikel gewesen waren. Zumindest dürfte das Kind keiner ehel i chen Verbindung entstammt sein, denn verheiratet war er auch zu Le b zeiten nicht gewesen.
„Was ist aus dem Mädchen geworden?“
„Sie hat einen Landadligen geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos, aber glücklich. Davon habe ich mich regelmäßig überzeugt.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Lächelnd schlug Leyla die seidene Bettdecke zur Seite und setzte sich am Bettrand auf. Es übe r raschte sie nicht, das Rudger bereits zu Lebzeiten über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt verfügte, ohne dabei Macht über die Frauen in seinem Leben auszuüben. Vielleicht war es das, und die Tatsache, dass er kein gewöhnl i cher Mann mehr war, sondern ein Vampir, schien ihm in diesem Punkt zuz u spielen. Obwohl sie sich als selbstständige Frau verstand, ließ sie sich gerne von seinem beträchtlichen Charme einwickeln. Ihr fiel auf, dass sie keine Spur von Eifersucht empfand, wenn er über seine Beziehungen aus Lebzeiten sprach. Diese Affären waren seit Jahrhunderten beendet. Es waren seine Worte, mit denen er diese Fra u en voller Respekt beschrieb. Worte, die nun auf sie selbst zutrafen. Nicht nur das, denn ihr wu r de nun seine vollständige Aufmerksamkeit zuteil. Dieser Gedanke durchflutete sie, wie perlender Champagner die Sinne belebt.
Hinter ihr rückte Rudger näher und umschlang mit einem Arm ihre Taille. Die wohlige Wä r me seines Körpers breitete sich auf ihrem nackten Rücken aus. Sofort überzog ein Prickeln ihre Haut, lud dazu ein, sich zurückzulehnen, den Kopf gegen seine breite Brust zu legen. Seine Hand glitt weiter hinab, verschwand unter der Decke auf ihrem Schoß. Die andere fand ihre Brüste, massierte sie mit sanftem Druck.
„Hairaskapiz, mina swætja Fagreþæ“, sprach er leise. Das klangvolle
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