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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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nicht eingeläutet. Draußen verändert sich etwas, die Wolke n decke lichtet sich.“
    „Danach hat es in den letzten Monaten öfter ausgesehen. Trotzdem blieb es dunkel. Mittlerweile öffnen sich immer mehr Pfo r ten. Früher oder später werden die Grenzen zwischen Niflheim und Midgard verschwimmen. Das Chaos hat Ei n zug gehalten.“ Rudger strich sich mit beiden Händen die Haare zurück. Rieb kräftig über sein Gesicht, um seine Gedanken zu ordnen. Immer wieder warf er einen Blick auf Leyla, um sich zu überzeugen, dass sie nicht plötzlich erwachte. Es war besser, wenn er sie weckte, sie behutsam zurückholte und die Gelege n heit hatte, zu erklären. Ihr zu erklären, dass er sie beinahe getötet hätte.
    „Gudaz bihaldan. Gott steh mir bei.“
    Boris’ Worte drangen langsam in sein Bewusstsein. Der unbefriedigte Blutrausch zirkulierte wild durch seinen Körper. Gleichze i tig dämmerte ihm, dass Boris im letzten Moment aufgetaucht war. Erneut kroch Entsetzen über sich in ihm hoch. Er hatte seiner Bestie gewährt, die Übe r hand zu gewinnen und Entscheidungen für ihn zu treffen.
    „Das Chaos lässt sich beheben“, redete Boris mit fester Stimme auf ihn ein.
    „Das könnt Ihr nicht wissen“, entgegnete Rudger.
    „Vielleicht, aber gewiss hätte es in den letzten Stunden Eurer Abwesenheit mehr Vorb o ten zur Götterdämmerung gegeben. Dem ist jedoch nicht so.“
    Mit vor der Brust verschränkten Armen hielt Rudger vor Boris an. Versuchte, seinen Worten Glauben zu schenken. Eine Weile starrten sie sich in die Augen. Dann fuhr Boris fort.
    „Ich bin sicher, die Nachricht über Modgudrs Machenschaften hat Odin noch nicht e r reicht. Sonst sähe es dort oben anders aus. Nur Odin kann den Ragnarök einleiten. Niemand sonst. Þá kemur inn ríki, að regi n dómi, öflugur ofan, sá er öllu ræður“, zitierte Boris eine Strophe aus der Schrift der Götter. „Hast du das verge s sen?“
    Rudgers innerer Widerstand brach in dem Moment, als Boris ihn überzeugte. Der Mann wusste, wovon er sprach. Niemals würde er fadenscheinige Behauptungen aufstellen. Gleichzeitig wallte Zorn in ihm auf, über die Erkenntnis, einer fälschlichen Annahme u n terlegen zu sein. Er hatte sich geirrt und beinahe einen fatalen Fehler begangen. Knurrend fuhr er herum und starrte Boris an, als handele es sich um einen Ge g ner.
    „Da kommt der Mächtige zu seiner ordnenden Herrschaft. Kraftvoll von oben. Er, der alles steuert“, übersetzte er die alten Wo r te. „Ich habe nichts vergessen, mein Freund.“
    „Dann wecke sie jetzt auf. Wir brauchen sie“, sagte Boris.
    Seine Stimme klang wie die eines Cowboys, der soeben ein wildes Pferd gezähmt hatte.
     
    *
     
    Als Leyla erwachte, sah sie eine taubengroße Brokatquaste vor ihren Augen baumeln. Die Aufhängung reichte hinauf in den sam t roten Betthimmel. Fjodoras Bett. Die geschmacklose Einrichtung war einmalig. Sie hatte keine Ahnung, warum sie hier lag. Vo r sichtig drehte sie den Kopf zur Seite. Dabei schien sich ihr Gehirn wie eine Rauchwolke in ihrem Schädel zu bewegen. Weit hinten dämmerten Kop f schmerzen.
    Sie erblickte Rudgers besorgtes Gesicht. Seine Lippen zu einem Strich zusammeng e presst. Moment mal. Warum war er besorgt? Der Rauch verpuffte so plöt z lich in ihrem Kopf, dass sie erschrak. Augenblicklich erinnerte sie sich an den nicht enden wollenden Kampf, die Verzweiflung, die völlige Erschöpfung ihres Körpers, die immer weiter angetrieben wurde von sturer Ve r bissenheit. Bis irgendwas sie gestoppt hatte …
    Ehe sie sich versah, fasste sie sich instinktiv ans Kinn, wie jemand, der niederg e schlagen worden war. Dabei ertastete sie etwas Feuchtes an ihrem Hals. Als sie auf ihre Finger blic k te, sah sie Blut. Ruckartig fuhr sie auf.
    „Das ist nicht dein Ernst!“
    Erst jetzt sah sie Boris hinter Rudger stehen. Beide blickten sie fragend an.
    „Was war das? So was wie ein mentaler Kinnhaken?“ Ein Anflug von Wut zog in ihr auf, bei der Vorstellung, dass Rudger sie g e schlagen haben könnte. Allerdings war das absurd, er verfügte über andere Mittel, wenn er gedachte, jemanden ausz u schalten. Ihr Kinn tat nicht weh, ebenso wenig wie ihr Körper. Nicht mal schwindelig wurde ihr vom schnellen Aufstehen. Im Gegenteil. Sie fühlte sich ausgeruht, wie nach einem langen, erho l samen Schlaf.
    „Nur ohne Nebenwirkungen“, bestätigte Rudger ihre Ahnung.
    Aber es war Blut an ihrem Hals. Erneut fuhr sie über den winzigen Kratzer, blickte durch

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