Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
vollkommener Eintracht kämpfen und der Feind sind wir. Das ist kein Ausnahmezustand, es herrscht Krieg.“
Verzerrt drangen Schreie durch den Hörer. „Rolf, hörst du mich?“
„Wir werden wieder angegriffen …“ Ein Knacken in der Leitung beendete das G e spräch.
Leyla packte das Funkgerät zurück in die Tasche und griff ihre Katana. „Antonio, lass mich wieder raus!“
Der Vampir zögerte, anstatt die automatische Türverriegelung hinter dem Ka s senbereich zu betätigen.
„Das ist doch aussichtslos. Bleib hier, wir führen die Leute runter in den Keller.“
Mit einer bestimmenden Geste schnitt Leyla ihm das Wort ab. Die Menschen im Hinte r grund waren ruhig geworden. Sie hatten das ganze G e spräch mitverfolgt.
„Ja, macht das, doch ihr müsst ohne mich klarkommen“, sagte Leyla.
Sollten Kampfbomber zum Einsatz kommen, bot der Keller den einz i gen Schutz für die Leute. Was die Aussichtslosigkeit ihrer Lage betraf, hatte sie ähnliche Befürchtungen. Rolf kämpfte in der Innenstadt gegen eine Übermacht. Rudger und seine Leute hie l ten die Angreifer vom Kino fern, das sie anzuziehen schien wie das Licht die Mücken. Die Stadtgre n zen würden trotz Bundeswehr der massiven Belagerung nicht lange standhalten. Es sah danach aus, als ob Modgudr nicht aufzuha l ten war. Doch Leyla würde sich nicht so schnell zum Aufgeben zwingen lassen. Verbi s sen schulterte sie ihr Schwert und wandte sich dem Ausgang zu.
„Mach sofort die Tür auf!“ Schneidend hallte ihre Stimme durchs F o yer.
Wenn sie sterben sollte, dann im Kampf an Rudgers Seite. Mit Sicherheit würde sie sich nicht in den unterirdischen Gängen ve r kriechen, um zu warten, von der Höllenbrut abgeschlachtet zu werden. Mit festen Schri t ten marschierte sie auf Rudger zu. Das Schwert in der Hand und einem Verstand, der endlich aufgehört hatte, zu rotieren.
„Wir werden uns zurückziehen“, sagte Rudger, als sie neben ihm au f schloss.
„Auf keinen F…“
Seine Hand schnellte auf sie zu und ehe sie begriff was geschah, knipste jemand das Licht aus.
12
E
s zerriss ihn förmlich, als Leyla vor ihm zusammensackte. Vornüber war sie gekippt, direkt in seine Arme. Nie würde er ihren Gesichtsausdruck verge s sen, bevor sein Bann sie getroffen hatte.
Das fassungslose Entsetzen in ihren aufgerissenen Augen traf ihn wie Peitschenhiebe, ließ jeden Nerv in seinem Kö r per erzittern. Ebenso gut hätte er sie niederschlagen können. Was er getan hatte, war unverzeihlich, wenn auch notwe n dig. Ein Laut des Bedauerns entrang sich seiner Kehle, dennoch lief er zielstrebig mit ausholenden Schritten den Gang entlang. Fest u m schloss er ihren warmen Körper, barg ihren Kopf an seine Schulter. Die Hälfte des Weges durch die unterirdischen Katakomben hatte er bereits zurückgelegt. Inzwischen dürfte Boris oben seine Stellung verlassen und mit den Männern Z u flucht im Aurodom gefunden haben.
Er war gezwungen, diese Entscheidung zu treffen, weil er sie liebte. Es war der einzige Ausweg. Sobald es Modgudrs Armee g e lungen war, Krinfelde einzunehmen, würde sie ihre Schreckensherrschaft ausweiten, bis Vampire die Welt bevölkerten. Die Au s sichten für Sterbliche waren denkbar schlecht. Allenfalls ein Dasein als Nahrungsquelle oder Leibeigene erwartete sie, wenn Mi d gard zum zweiten Niflheim geworden war. Einzig den Göttern oblag es, einzulenken, doch gab es keine Möglichkeit, die zu erre i chen. Sofern sie überhaupt von dieser Tragödie erfuhren. Alles in ihm begehrte auf bei dem Gedanken, Leyla zum Vampir zu m a chen. Doch es war ihre einzige Chance, zu überleben. Niemals hätte er gedacht, jemals in eine solch folgenschwere Zwangslage zu geraten. Kein Funken von seiner vampirischen Kaltblütigkeit befand sich in ihm, was ihn zutiefst erschütterte. Nicht einmal trö s tend war die Vorstellung, sie auf ewig an seiner Seite zu wissen.
Inzwischen hatte er seine Schritte beschleunigt und raste durch die Gänge. Sein Blickfeld verengte sich, als würden die Wände auf ihn zukommen. Ein unheilvolles Prickeln zog sich über seinen Rücken, machte ihn Glauben, der Gang hinter ihm würde sich dr o hend zusammenziehen, um ihn zu verschlingen. Krampfhaft konzentrierte er sich auf seine rase n den Gedanken. Er plante, Leyla zu einer Untoten zu machen. Sie dazu zu verdammen, der Blutgier zu erliegen. Ihrem wa r men, weichen Körper das Leben zu nehmen, sie für die Ewigkeit bereit zu machen. In seinem Kopf hämmerte sein Gewissen.
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