Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
auf se i ne Freundin.
„Wir sollten hier verschwinden“, sagte Leyla und zog Jarno am Ärmel mit sich.
Sie erreichten den Ausgang und kletterten durch einen betonierten Schacht nach oben. Das erste Licht der Morgendämmerung kam Leyla selten so schön vor wie in diesem M o ment. Sie verließen die unterirdische Hölle und traten auf eine wild bewachsene Wiese zwischen den Gleisen des Güterbahnhofs. In der Entfernung konnte Leyla die Rückseite des Hauptbahnhofs und die Seite n ansicht des Aurodom sehen.
„Ich hatte Sie doch zum Greiffenhorst geschickt“, sagte Leyla zu Marc.
„Stimmt. Und Sie haben mich gefragt, ob ich Waffen habe“, entgegnete er. Unter der tonfarbenen Staubschicht auf seinem G e sicht strahlte er sie an und zeigte eine ebenmäßige Reihe weißer Zähne. „Darf ich vorstellen, David und Stephan, meine besten Kumpels. Wir dienen gemeinsam in der Truppe des ISAF.“ Da sich Leyla noch in der Nähe von Jarno befand, nickten die be i den jungen Männer ihr zu und hoben zum Gruß eine Hand. Dann wendete Marc sich zu Marie um. „Und das ist …“ Weiter kam er nicht. Marie schlug ihm mit der flachen Hand laut klatschend ins Gesicht und hinterließ einen roten Abdruck. „Wofür war das denn?“ Verblüfft rieb Marc sich die Wa n ge.
Leyla schmunzelte und bemerkte, wie beide Soldaten auf den Boden starrten.
Maries Gesicht glühte unter der Staubschicht und einer beachtlichen Anzahl von Schrammen. Ihre Unterlippe bebte. Weißblonde Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und wehten ihr in das zarte Gesicht. Sie war einen halben Kopf größer als Leyla und von ätherischer Schönheit, wie man sie eher bei Vampiren als bei Me n schen fand. Ihre großen Augen waren von einem dichten Wimper n kranz umrundet und funkelten Marc an.
„Du hast es genossen, du Schuft“, entrüstete sie sich.
„Es war so abgesprochen, hast du das vergessen? Sonst hätten wir ihr Schlupfloch nie gefu n den.“
„Die Absprache war, dass du ihren Liebhaber spielst und nicht … rumstöhnst.“
„Ach, und was hätte ich deiner Ansicht nach tun sollen? Ich musste möglichst echt wirken. Was du außergewöhnlich gut hinb e kommen hast, Respekt.“ Marc nickte ihr anerke n nend zu.
Marie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann wieder, weil sein Lächeln sie milde stimmte. Sie warf sich in seine Arme und küsste ihn, während Leyla und die anderen sie mit offenem Mund anstarrten.
Leyla hüstelte vernehmbar, um die beiden zu unterbrechen. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich glaube, an dieser Stelle wären ein paar Erklärungen angebracht.“
Marc löste sich von Maries Lippen und ließ seinen Arm auf ihren schmalen Hüften liegen, während er sich umwandte. „Tschuldigung. Wir waren schon länger an der Sache dran, als wir die Idee hatten Isabella zu beschatten.“
„Wieso hat Ihr Vater dann mich eng a giert?“
„Sie haben Papa kennengelernt“, antwortete Marie und warf Leyla einen vielsagenden Blick zu. „Er ahnt von alldem nichts. Er weiß nicht einmal, dass ich bei der Bundeswehr bin, sondern hält mich für ein kleines, schutzloses Mädchen im Privatinternat. Es war nicht i m mer einfach, es zu verbergen. Papa war viel unterwegs und Mama interessierte sich nur für ihre Belange. Was Sandra betraf, war es schwieriger. Ich glaube, sie ahnte etwas. Solange es Papa möglich war, hat er ignoriert, dass es Vampire gibt. Sie pas s ten nicht in seine Welt bestehend aus Kreuzfahrten und Golf. Mama sorgte dafür, dass er aus seiner heilen Welt gerissen wurde.“
„Das mit Ihrer Mutter vorhin tut mir übrigens leid“, sagte Leyla.
„Ach, das muss Ihnen nicht leidtun. Meine Mama ist vor Wochen gestorben. Das Ding da unten ist nicht mehr meine Mutter. Wir waren schon lange hinter Isabella her, weil wir hofften, dass wir durch sie hinter die Machenschaften von Dr. Lehmann ko m men wü r den.“
„Giselle Lehmann?“
Marie nickte. „Wir glauben, sie ist einer der Drahtzieher des Thetania Vereins. Diese Se k te, die Menschen dazu verführt, freiwillig Vampire zu werden. Übrigens fast immer ältere, reiche Damen, die es leid sind, sich ständig operieren zu lassen. Zufällig haben sie nach ihrer Umwandlung kaum noch Interesse an ihrem Vermögen“, sagte Marie und mac h te eine Pause.
Leyla stimmte ihr zu. Geldsorgen waren eine Angelegenheit, die es in der Welt der Untoten nicht gab. Sie zehrten aus Verm ö genswerten, die über Jahrhunderte angesammelt wo r den waren. Oft in
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