Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
möglichen Angriff in ihrem Schlafzimmer. Für einen Schwer t kampf war der Raum zu klein. Sie war so sicher, wie es möglich war. Schließlich behauptete ihre Großmutter, dass ein Schutzbann um ihr Haus lag. Tatsächlich war noch niemand ungebeten in dieses Haus eingedrungen; auch im Rest der Straße wurde bislang kein einz i ger Vampir gesichtet. Möglich, dass es Zufall war. Wer wusste das schon.
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ie war von Wasser umgeben und sank unaufhörlich in die trübe Tiefe hinab. Es waren nicht die torfigen Partikel von natürlichen Gewässern, die ihr die Sicht nahmen, sondern das dunstige Grau von Schmutz. Weit oben glitzerte der Schein von elektrischem Licht auf die Oberfläche. Leyla wendete ihren Körper und schwamm abwärts. Sie schlängelte sich durch einen endlosen Parcours aus eisernen Pfeilern, die bis in die unergründlichen Tiefen hinab reichten. An ma n chen Stellen waren die Streben rostig und von schleimigem Moos belegt. Das Wasser war eiskalt. Leyla verstärkte ihre Schwimmzüge, um sich warmzuha l ten. Ihr Herz schlug ihr im Hals. Das Su m men in ihrem Kopf formte flehende Worte, die sie nicht verstand. Der Sarg hatte sich in den stählernen Querpfeilern verfangen und schaukelte in der Strömung des Flusses. Leyla löste die Ketten, die um den Sarg g e schlungen waren, und hob den Deckel an. Durch die Schwerelosigkeit unter Wasser gelang es ihr, die schwere Platte anz u heben. Die Steinplatte hob sich aus ihren Angeln. Das Wasser brodelte auf und färbte sich blu t rot.
Leyla wich entsetzt zurück und das blutige Wasser trieb an ihrem wirbelnden Haar vorbei zur Oberfläche. Rudgers bleiche Hand schoss aus dem Innern des Sarges und packte ihren Arm. Sie spürte die Wärme und griff unwillkürlich nach ihm. Sie beugte sich über ihn, und er schlug die Augen auf. Es waren tote Augen. Blut rann aus seinen Mundwinkeln. Er hatte sich aufgesetzt und zog sie langsam zu sich. Leyla stieß einen entsetzten Laut aus, der in gurgelnden Blasen nach oben stob. Rudger blutete aus zahllosen Wunden. Sein Haar wirbelte nicht in der Strömung, sondern fiel weich und lebendig an seinem Körper hinab. Leyla schüttelte p a nisch den Kopf und versuchte sich von ihm loszureißen. Rudger umfas s te ihren Arm mit beiden Händen und riss seinen Mund auf.
„Rudger, nein!“ Die Worte formten sich in ihrem Kopf.
Im letzten Moment, bevor seine Zähne in ihrem Fleisch einschl u gen, hielt er inne und blickte sie an. Sein Blick wurde lebendig und füllte sich mit einem intensiven Blau.
„Die Zeit ist gekommen.“ Seine Worte sickerten in ihr Bewusstsein. Er schloss die A u gen. Als er sie wieder öffnete, hatten sie sich mit blutigen Tränen gefüllt.
Leyla fuhr ruckartig aus dem Schlaf und zog tief den Atem ein. Sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Sofort ließ sie mit e i nem schmerzhaften Aufstöhnen davon ab. Die Wunden an ihren Händen hatten eine schorfige Schicht gebildet und bluteten von der plötzl i chen Bewegung an einigen Stellen. Solche Verletzungen heilten nur langsam. Leyla stieg mühevoll aus dem Bett. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie hatte es geschafft ihre Beine über den Rand des Bettes zu schwingen, als ihr Telefon klingelte.
„Hallo?“, sagte sie und räusperte sich, um den rauen Belag von i h rer Stimme zu nehmen.
„Rolf hier. Ich habe die Ergebnisse der Obduktion vorliegen.“
Sie überkam das Gefühl, dass er über die Ereignisse der vergangenen Nacht Bescheid wissen sollte. Doch sie entschied sich dag e gen. Eine Durchsuchung der Katakomben durch seine Einheit würde Fj o dora unnötig reizen. Leyla befürchtete, dass Fjodora zu gerissen und mächtig war und die Waffen der Polizei nicht viel ausrichten konnten. Da im Moment keine akute Gefahr für Me n schen bestand, wollte Leyla nicht das Leben von Polizisten aufs Spiel setzen.
„Du hörst dich erschöpft an. Lange Nacht gehabt?“
„Es ist zehn Uhr morgens“, entgegnete Leyla und bedauerte einen Moment ihren En t schluss, ihm vorerst nichts zu erzählen.
„Die Obduktion der Leichen hat ergeben, dass der Angreifer ta t sächlich von oben kam. Wir haben es demnach mit etwas zu tun, das fliegen oder schweben kann.“
„Das hatte ich gesagt.“
„Vielleicht doch Vampire?“
„Vampire fliegen nicht, Rolf. Das ist ein Mythos. Sie sind so schnell, dass es für den menschlichen Verstand nicht greifbar ist; a u ßerdem besitzen sie eine außerordentliche Sprungkraft. De s halb glauben noch heute viele Menschen, dass
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