Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
ihnen und drohte jeden Moment aus den Angeln zu springen. Sie sahen einander an und waren sich sofort einig. Gleichzeitig rannten sie los, als hinter ihnen die Tür explodierte. In einem tosenden Sturm trieben Holzsplitter hinter ihnen her. Der Gestank von Verwesung und Schw e fel schoss über sie hinweg. Sie liefen so schnell sie kon n ten. Wenn einer fiel, half der andere beim Aufstehen. Marie strauchelte über das lange Brautkleid, hielt inne und riss es seitlich auf. Die Gänge schlänge l ten sich endlos steil bergauf. Leyla war gut trainiert, dennoch stach jeder Muskel in ihren Oberschenkeln. Sie rannten um ihr Leben. Das Tosen hatte sich gelegt und war einer unhei m lichen Stille gewichen, die nahezu greifbar hinter ihnen durch die Gänge schlich. Scheinbar war der Kampf beendet. Fragte sich nur, für wen er gut ausgegangen war.
Leyla blieb keuchend stehen, stützte sich gegen die Wand und streckte ihre Beine. Marie stand vornüber gebeugt und würgte vor Anstrengung, während Jarno zusammengebrochen war. Offensichtlich war Tanzen das schlechtere Training. Die bleierne Stille lag bedrohlich hinter ihnen, als über ihnen Geräusche zu hören waren. Leyla riss an ihrem Holster und zog die Pistole. Mit dem R ü cken an der Wand erstarrte sie. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und hoffte inständig, dass es draußen dämmerte. Für heute reichten ihr die B e gegnungen mit Vampiren. Vor ihnen lag eine Biegung und Leyla wünschte sich verzweifelt, um die Ecke sehen zu können. Marie und Jarno gaben keinen Laut von sich und blickten beide auf sie, die als Einzige bewaffnet war. Sie hörten das Knirschen von Profilsohlen auf sandigem Boden. Leyla hielt die Pistole im Anschlag und zielte auf Marcs Kopf, als er um die Bi e gung kam.
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„M
arie, Gott sei Dank!“ Marc eilte ungeachtet der auf ihn gericht e ten Waffe zu Marie.
Leyla stieß mit einem Laut der Erleichterung die Luft aus, senkte die Waffe und ließ sich auf den Boden gle i ten. Zwei weitere Bundeswehrsoldaten tauchten hinter Marc auf, die Maschine n gewehre im Anschlag. Sie rasten an Marc und Marie vorbei und spähten nach unten in die Dunkelheit. Dann kam einer von ihnen auf Leyla zu und schob seinen krä f tigen Arm unter ihre Ac h sel. Behutsam zog er sie hoch und Leyla spürte einen kräftigen Bizeps.
„Gutes Timing, danke“, flüsterte sie nach Luft ringend.
Der Soldat lächelte mit geschlossenen Lippen hinter seinem Visier aus unzerstörbarem Plexiglas. Ein weiterer Soldat beugte sich zu Ja r no, um ihm aufzuhelfen.
„Ach du Scheiße“, rief er und ließ Jarno los als hätte er einen Aussätzigen berührt. Sofort trat er einen Schritt zurück und im nächsten Moment richt e ten sich zwei Gewehrläufe auf Jarnos Brust.
„Was ist los, Fähnrich?“, fragte Marc.
„Das ist so ein verdammter Blutsauger.“ Der Soldat hob seine Wa f fe.
„Stopp!“, rief Leyla und humpelte auf Jarno zu.
Hätten ihre Beine gehorcht, wäre sie ohne Worte in die Schusslinie gesprungen. Der Befehl zog, ähnlich wie ‚Feuer‘, schneller Aufmer k samkeit auf sich als ein Hilfeschrei.
„Er ist kein Vampir“, sagte sie und stellte sich vor Jarno.
„Er hat den ganzen Hals voller Bisswunden“, entgegnete der kräft i ge Soldat.
„Er ist ein Süchtiger.“ Jarno antwortete mit einem Schulterzucken. Leyla schloss da r aus, dass ihm diese Bezeichnung nicht recht, aber vertraut war. Die Gesichter der beiden Soldaten verzogen sich angewidert und wenig ü berzeugt. „Hören Sie, er ist harmlos und er hat uns geholfen. Wollen Sie ihn dafür erschießen?“
Der andere Soldat zuckte mit den Achseln. „Ich brauche norm a lerweise keinen Grund einen Vampir abzumurksen.“
„Kann ich mir vorstellen“, entgegnete Leyla mit einem Seitenblick auf Marc. „Aber ihn hier lassen Sie am Leben. Verstanden?“
„Okay, Stephan, lass gut sein“, redete Marc auf ihn ein.
„Jawohl, Leutnant“, kam prompt die Antwort.
Die beiden Männer ließen widerwillig ihre Waffen sinken, nicht ohne noch einen abfäll i gen Blick auf Jarno zu werfen. „Ich kann die nicht ab, diese ekelhaften Blutsauger und ihre Süchtigen. Wie kann man sich freiwillig zum Beutetier machen?“, brummte der andere Soldat mehr zu sich selbst.
„Leutnant? Hört sich nach einem ziemlich hohen Dienstgrad an.“ Leyla hatte sich Marc zugewandt. Sie ließ ihre Stimme bewusst beei n druckt klingen.
„Oberfeldwebel, um es genau zu sagen. Genau wie Marie“, erklärte er und blickte stolz
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