Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
war aus ihrem Gesicht gewichen und zurück blieb eine pergamentdünne Fratze. Ihre bleichen Hände formten sich zu Krallen. Rudger bewe g te sich blitzschnell, als eine Krallenhand nach Leyla schlug. Er riss Leyla mit einer fließenden B e wegung vom Boden und stieß sie aus Fjodoras Reichweite. Leyla landete mit dem Gesicht im Staub und rutschte ein Stück über den Boden.
„Ich frage mich langsam wirklich, was dir an der Totenwächterin liegt“, grollte Fjodora.
Ihre Stimme hallte von den Mauern wider und dröhnte wie eine Sirene in Leylas Kopf. Sie sah, wie ein Beben über Fjodoras R ü cken zog, als sich ihre Aufmerksamkeit auf Rudger richtete. Der Saum ihres Gewandes wehte um ihre Füße. Das brünette Haar hatte sich aus seinen Flechten gelöst und stob wie ein Feuerring um ihren Kopf. Rudger hatte sich vor Fjodora aufgebaut und die Menschlichkeit in seinem Gesicht brach ein. Er bleckte seine Fangzähne und stieß ein Fa u chen aus. Damit hatte er Fjodora den Kampf erklärt. Für einen Moment war Leyla überwältigt von dem alles verzehrenden Hass, den die beiden ausströ m ten. Es empfahl sich, nicht zwischen ihre Fronten zu gelangen.
„ Flieh! “, peitschte Rudgers Stimme durch Leylas Kopf.
Leyla zögerte und starrte ihn an, als sich plötzlich Fjodora zu ihr umwandte. Ehe sie auf Leyla zuschnellen konnte, griff Rudger einen ihrer Füße und riss Fjodora zu sich. Ihr Zorngebrüll ließ die Wände erbeben, als sie ausholte und Rudger mit einem Schlag an die Wand beförderte. Während er sich aufrichtete, war sie schon bei ihm und fasste mit einer Klauenhand seinen Hemdkragen. Sie hob ihn vor ihr Gesicht und flüsterte ihm etwas zu. Niemand im Raum rührte sich.
„Wir müssen verschwinden“, flüsterte eine Stimme neben Leyla. Marie hatte sich aufgerichtet, und Jarno zog an Leylas Arm. „Kommen Sie, schnell!“, rief Jarno.
„Geh!“, rief Rudger.
Wie auf Kommando rannte sie mit Marie und Jarno auf die Tür zu. Kurz bevor sie a n kamen, schlug Wind, der nun durch den ganzen Raum tobte, die Tür zu. Leyla fuhr herum und suchte den Raum nach einem weiteren Ausgang ab. Sie sah Rudger und Fjodora inmitten einer tosenden Windhose aus Sand. Die Haare der Nannys, die immer noch in Form a tion standen, flatterten wild und ließen nicht viel übrig von den perfekten Frisuren. Neben Leyla wurde plötzlich M a ries Kopf nach hinten gerissen.
„Du bleibst hier“, kreischte Isabella und stürzte auf sie zu. Ihr Vampirellakostüm machte g e schmeidig jede Bewegung mit.
Wie zuvor Fjodora riss Isabella an dem Zopf ihrer Tochter und wollte sie mit sich ziehen. M a rie schrie auf und trat um sich. Sie griff über ihren Kopf und versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. Sie bog mit einer erstaunlich schwungvollen Bew e gung ihren Unterkörper zur Seite und wuchtete ihren Fuß nach oben. Sie traf mit einem heftigen Tritt gegen Isabellas Wange und hinterließ eine blutige Platzwunde. Leyla griff in ihr Beinholster und zog ein silbernes Stilett. Sie traf Isabella zwischen die Brüste, wo es sich fein säuberlich und tief in ihr Brustbein grub.
Augenblicklich ließ sie Marie los und starrte auf das Messer. Sie zischte und verzerrte ihr Gesicht zu einer Grimasse mit nicht u n erheblichen Reißzähnen. Dann fiel sie hinten über. Ob das Silberstilett sie getötet hatte, konnte Leyla nicht sagen, doch würde es einen beträchtlichen inn e ren Schaden angerichtet haben. Vampire konnten sich von einer solchen Verletzung erholen, doch fühlten sie den Schmerz. Falls es Isabella gelingen würde zu übe r leben, brauchte sie auf jeden Fall Zeit für die Heilung. Jarno hatte sich zwischen die schwere Tür geschoben und stemmte sich dagegen, damit der pei t schende Wind, der von Fjodora ausging, sie nicht zudrückte. Marie und Leyla erreichten die Tür. Der Wind brauste hinter ihnen her, angefüllt mit dem beißenden Gestank von ve r rottetem Fleisch. Jarno schnappte entsetzt nach Luft und Marie schlug sich beide Hände vor die Nase. Leyla zwang sich durch den Mund zu atmen und kämpfte die aufkomme n de Übelkeit herunter. Sie quetschten sich durch die schmale Öffnung, die Jarno für sie au f hielt. Als sie alle drei im Gang ankamen, rummste die Tür ins Schloss.
„Leyla, vergib mir!“
Leyla fuhr herum. Es war niemand zu sehen. Rudgers Stimme war in ihrem Kopf. Sie sah sein Gesicht vor ihren Augen, seku n denlang, dann war es verschwunden. Wie unter einer gewaltigen Druckwelle knarrte die schwere Tür hi n ter
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