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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Es war ein Bild von uns beiden. Von mir und ihr und einer Zukunft voller Liebe. Ich berührte sie mit meinem Zeigefinger. Ihr Gesicht leuchtete. Ich muss immer noch weinen, wenn ich sie anschaue.

    2. KAPITEL
    Ich habe dem Silvesterabend immer mit einer gewissen Nervosität entgegengeblickt. Es gelingt mir einfach nicht, an einen wirklichen Neustart zu glauben. Eine Freundin hat mal zu mir gesagt, das bedeute, dass ich eigentlich mehr eine Protestantin als eine Katholikin sei. Sie meinte wohl damit, dass ich mein Leben hinter mir herschleppe: meine schmutzige Wäsche und mein unerwünschtes Gepäck. Trotzdem wollte ich mit meiner Rückkehr zur Arbeit einen neuen Anfang machen. In meiner Wohnung befanden sich noch jede Menge Sachen, die Albie zurückgelassen hatte. Obwohl unsere Trennung nun schon sechs Monate zurücklag, hingen immer noch ein paar von seinen Hemden im Schrank, und ein altes Paar Schuhe stand unter meinem Bett. Ich hatte ihn nicht richtig hinausgeworfen. Immer wieder tauchten Sachen von ihm auf. Wie Wrackteile, die nach einem Unwetter an den Strand gespült wurden.
    An diesem Sonntagabend schlüpfte ich in eine weiße Baumwollhose und ein orangefarbenes Oberteil mit Dreiviertelärmeln, das am Ausschnitt wie eine feine Weste mit Spitze eingefasst war. Ich tuschte mir die Wimpern, gab etwas Gloss auf die Lippen und tupfte einen Hauch von Parfüm hinter die Ohren. Dann bürstete ich mein Haar und steckte es hoch, obwohl es noch leicht feucht war. Es spielte keine Rolle. Er würde kommen, und ein wenig später würde er wieder gehen, und ich würde wieder bei weit geöffneten Fenstern und zugezogenen Vorhängen in meiner Wohnung allein sein, ein Glas kalten Wein trinken und Musik hören, irgendwas Ruhiges. Ich stellte mich vor den hohen Spiegel in meinem Schlafzimmer. Die Frau darin wirkte recht gefasst. Ich lächelte, und sie lächelte zurück, hob ironisch die Augenbrauen.
    Natürlich kam er zu spät. Er kommt immer ein bisschen zu spät. Normalerweise trifft er völlig atemlos, aber lachend ein und beginnt zu reden, kaum dass die Tür richtig offen ist. Ich hörte ihn schon lachen, bevor ich ihn das erste Mal sah. Ich drehte mich um, und da war er, zufrieden mit sich selbst. Beneidenswert, dachte ich damals.
    Heute war er stiller, sein Lächeln wirkte vorsichtig.
    »Hallo, Albie.«
    »Du siehst sehr gut aus«, sagte er und betrachtete mich, als wäre ich ein Kunstwerk an einer Wand, über das er sich noch nicht recht schlüssig war. Er beugte sich vor und küsste mich auf beide Wangen. Seine Bartstoppeln kratzten über meine Haut, meine Narbe. Seine Arme ruhten fest auf meinen Schultern. Er hatte schwarze Tinte an den Fingern.
    Ich erlaubte mir, ihn einen Moment anzusehen, ehe ich mich aus seiner Umarmung befreite. »Komm rein.«
    Er schien mein geräumiges Wohnzimmer ganz auszufüllen.
    »Wie geht’s dir denn, Kitty?«
    »Gut«, antwortete ich mit fester Stimme.
    »Ich hab dich im Krankenhaus besucht, nachdem ich davon erfahren hatte. Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht daran. Natürlich nicht. Du hast wirklich schlimm ausgesehen.« Lächelnd hob er einen Finger, um damit über meine Verletzung zu fahren. Das schien den Leuten Spaß zu machen. »Es heilt gut. Ich finde, Narben können durchaus schön sein.«
    Ich wandte mich ab. »Sollen wir loslegen?«

    Wir fingen in der Küche an. Er nahm sein spezielles Pilzmesser, bei dem am Griffende eine Bürste zum Wegfegen von Erdresten angebracht war, sein Fondueset mit den sechs langen Gabeln, seine gestreifte Schürze und die lächerliche Kochhaube, ohne die er nicht an den Herd trat, außerdem drei Kochbücher. Ich erinnerte mich noch genau an den gedünsteten Aal. Das Passionsfruchtsoufflé, das so stark aufgegangen war, dass es oben am Herd klebte. Die mexikanischen Tacos, gefüllt mit Minze, Sauerrahm und Zwiebeln. Er aß auch mit Genuss, wobei er gleichzeitig mit der Gabel herumfuchtelte, sich Essen in den Mund stopfte, mit mir diskutierte und sich über die Kerzen auf dem Tisch zu mir herüberbeugte, um mich zu küssen. Letztes Jahr Weihnachten hatte er so viel vom Gänsebraten gegessen und ihn mit so viel kräftigem Rotwein hinuntergespült, dass er anschließend in die Notaufnahme musste, weil er sich einbildete, einen Herzinfarkt zu haben.
    »Was ist damit?« Ich hielt eine Kupferpfanne hoch, die wir gemeinsam gekauft hatten.
    »Behalte sie.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Und all die spanischen Teller, die wir –«
    »Sie

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