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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Gesicht. »Glücklicherweise war ich noch nie auch nur in der Nähe eines Pferdes. Am besten, man steigt gar nicht erst auf so ein großes Vieh.«
    Vor einer Weile hatte es noch geregnet, aber inzwischen war die Sonne herausgekommen, und die feuchten Steinplatten glitzerten und dampften. Die Bänke waren zu nass zum Hinsetzen, sodass wir ein wenig linkisch beieinander standen.
    »Erinnere mich daran, dass wir deinen Terminplan für heute durchsprechen«, erklärte Rosa, um etwas zu sagen.
    »Als Erstes werde ich heute Morgen nach Sue sehen.«
    Sue war eine magersüchtige Dreiundzwanzigjährige, die aussah, als könnte das Licht durch sie hindurchscheinen.
    Ihre schönen Augen wirkten in ihrem kleinen Gesicht wie Teiche. Sie sah aus wie ein Kind oder wie eine alte Frau.
    »Gut«, antwortete sie in forschem Ton. »Lass dir Zeit.
    Und sag uns, wenn wir dir irgendwie helfen können.«

    »Danke.«
    »Eins noch.«
    »Ja?«
    »Du hättest im Grunde Anspruch auf Schmerzensgeld.«
    »Oh.«
    »Ja. Francis ist definitiv der Meinung, dass du gerichtliche Schritte einleiten solltest.«
    »Der Fall ist eindeutig«, mischte sich Francis ein. »Was zum Teufel hat sich dieser Polizist nur dabei gedacht? Die Tatwaffe war seine eigene gottverdammte Tasse!«
    Ich sah zu Rosa hinüber. »Wie denkst du darüber?«
    »Ich würde lieber hören, wie du selbst darüber denkst.«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es war alles so ein Durcheinander. Ihr wisst ja, dass die Staatsanwaltschaft
    …« – ich versuchte mich an den Wortlaut des Schreibens zu erinnern, das ich erhalten hatte – »… darauf verzichtet hat, Anklage gegen Mr. Doll zu erheben. Vielleicht war es wirklich ein Fehler der Polizei. Vielleicht auch meiner –
    oder einfach nur ein Unfall. Ich weiß nicht recht, worauf ich klagen sollte.«
    »Ein paar Hunderttausend, schätze ich mal.« Francis lächelte.
    »Ich bin nicht sicher, dass Doll wirklich jemanden verletzen wollte. Wahrscheinlich hat er bloß voller Panik um sich geschlagen, nach der Tasse gegriffen, sie gegen die Wand geknallt und erst sich selbst und dann mich damit geschnitten. Er war schon am Ende, bevor die Polizei mit ihm fertig war. Ihr wisst, was mit Menschen in Gefängniszellen geschieht. Sie drehen durch. Sie bringen sich um oder gehen auf andere Leute los. Ich hätte darauf vorbereitet sein müssen.« Ich sah Rosa und Francis an.
    »Seid ihr jetzt geschockt? Sollte ich eurer Meinung nach wütender sein? Auf Rache sinnen?« Ich schauderte. »Die von der Polizei haben ihn ziemlich unsanft zusammengeschlagen, bevor sie ihn in eine Zelle warfen.
    Sie waren wohl der Meinung, mir damit einen Gefallen zu tun. Bestimmt sind sie fuchsteufelswild, weil er ungeschoren davongekommen ist.«
    »Das sind sie in der Tat«, bemerkte Rosa trocken.
    »Dabei war es Furths Fehler, auch wenn er das natürlich niemals zugeben wird. Und meiner. Vielleicht war ich einfach nicht konzentriert genug. Wie auch immer, ich sehe einfach keinen Sinn darin, gerichtliche Schritte gegen sie einzuleiten. Wem würde das helfen?«
    »Die Leute sollten für ihre Fehler zur Verantwortung gezogen werden«, meinte Francis. »Du hättest sterben können.«
    »Ich bin aber nicht gestorben. Es geht mir gut.«
    »Denk wenigstens darüber nach.«
    »Ich denke die ganze Zeit darüber nach«, gab ich zurück.
    »Ich träume nachts davon. Irgendwie erscheint mir die Vorstellung, jemanden dazu zu bringen, mich mit Geld zu entschädigen, im Moment einfach nicht relevant.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Francis in einem Ton, der in mir den Wunsch weckte, ihm eins auf die Nase zu geben.

    Als ich abends nach Hause fuhr, regnete es wieder.
    Warmer Sommerregen klatschte gegen meine Windschutzscheibe und ließ funkelnde, bogenförmige Wasserfontänen von den Reifen der vorbeidonnernden Lastwagen hochspritzen. Der Berufsverkehr wurde langsam dichter. Meine Augen fühlten sich müde an, und mein Hals war ein wenig entzündet.

    Als ich vor meiner Wohnung am Straßenrand parkte, sah ich einen Mann vor der Haustür stehen. Er trug einen Regenmantel, hatte die Hände in den Taschen vergraben und blickte am Haus hinauf. Als er meine Wagentür zufallen hörte, drehte er sich um. Sein blondes Haar glänzte im Regen, und seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich starrte ihn lange an. Er erwiderte meinen Blick, ohne etwas zu sagen.
    »Detective Inspector Guy Furth«, brachte ich schließlich heraus.
    Ich spürte seinen prüfenden Blick und

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