Das Sakrament
Gefangenschaft geratet, haben meine Leute den Befehl, Euch niederzumetzeln wie in ungeheurer Wut. Doch da es sich erwiesen hat, daß Ihr äußerst schwierig zu töten seid, wäre damit nur noch mehr Ungewißheit verbunden. Mir liegt also genausoviel an Eurer ungehinderten Flucht wie Euch.«
»Mein Schwert, mein Dolch, mein Harnisch, falls ich mir einen Weg nach draußen erkämpfen muß.«
»Sie liegen für Euch bereit. Zudem noch türkische Gewänder.«
»Und mein Opium und meine Edelsteine?«
Irgend etwas veränderte sich in Ludovicos Gesichtszügen, als hätte er auf diese Bitte gehofft. »Bereits in Euren Satteltaschen verstaut. Bezahlung kann ja vielleicht keine Treue erkaufen, aber sie hilft sehr.«
»Die Aussicht auf Reichtümer wird mich beflügeln«, sagte Tannhäuser. Er fügte hinzu: »Ich möchte Bors als Gefährten mitnehmen.«
»Nein«, erwiderte Ludovico. Sein Tonfall schloß jegliche Verhandlung aus.
»Er lebt?«
»Bei guter Gesundheit, doch im Geiste verwirrt.«
»Dann versprecht mir, daß Ihr ihn freilaßt, wenn ich fort bin.«
»Der Engländer lebt nur deswegen noch, weil ich ihn als zweiten, wenn auch weit weniger fähigen Mörder in Erwägung gezogen habe, falls Ihr meinen Vorschlag abgelehnt hättet. Ich werde ihm einen schnellen Tod gewähren, mehr nicht.« Ludovico spreizte die Hände. »Wenn ich ein falsches Versprechen mache, dann hättet Ihr guten Grund, auch meine anderen anzuzweifeln, die aufrichtig waren. Und Ihr wißt, daß Bors sterben muß. Er würde diese Geschichte irgendwo erzählen, schon nach dem ersten Krug Wein.«
Tannhäuser gab vor, diese Antwort gründlich zu überdenken. Dann sagte er: »Ich möchte nicht, daß Bors in ewige Verdammnis gerät. Wird er eine Gelegenheit bekommen, seinen Frieden mit Gott zu machen?«
Ludovico faßt dies als einen Beweis für Tannhäusers kühl berechnende Zustimmung auf. »Beichte und das Altarssakrament aus meiner eigenen Hand.«
»Und was ist mit den Frauen?«
»Sobald ich diesen Raum hier verlassen habe, reitet Carla mit mir nach Mdina. Ich schätze mich glücklich, daß sie mir ihre Gunst schenkt, und freue mich über ihre Zustimmung zu unserer Heirat. Auch Amparo wird in unserem Haushalt jeden Luxus genießen und unter unserem Schutz stehen. Beide werdet Ihr nie wiedersehen.«
»Und Orlandu?«
Ludovico schaute ihn eine lange Zeit an.
»Mein Sohn ist mir lieb und teuer. Und Carla ist er noch teurer. Bors hat mir gesagt, daß Ihr ihn in der Obhut der Gelben Banner gelassen habt. Bei einem gewissen General Abbas bin Murad.«
Er wartete auf Bestätigung. Tannhäuser nickte.
»Mustafas Reiterei beschützt den Rückzug der Truppen zu den Schiffen. Die Gelben Banner werden als letzte an Bord gehen. Ich werde für Orlandus Freilassung sorgen.«
»Der Junge arbeitet bei den Pferdepflegern«, sagte Tannhäuser. »Wenn es zu einer Schlacht kommt, bringt das Regiment die Reservepferde auf das Feld, um die getöteten Pferde zu ersetzen. Dort werdet Ihr ihn finden.«
»Ich danke Euch für diesen Rat.«
»Orlandu ist ein feiner Kerl. Ich wünsche ihm alles Glück der Welt.«
Ludovico nickte. »Das ist ein weiterer Grund, warum mir an Eurer Flucht zu den Türken gelegen ist. Falls ich meinen Sohn nicht finden sollte, würde ich Euch eine gute Summe für seine Rücckehr aus Konstantinopel bieten.« Er fügte noch hinzu: »Er ist mein Fleisch und Blut.«
Tannhäuser nickte. »Dann besiegeln wir am Rande dieser Grube einen doppelten Handel.«
»Gut.« Ludovico erhob sich. »Ist Euch irgendein Teil dieses Planes noch nicht ganz klar?«
Tannhäuser zog sich auf die Füße. »Was ist, wenn ich La Valette Eure Absichten entdecke?«
»Dann würde Del Monte nicht sein Nachfolger, eine Enttäuschung, gewiß, und ein harter Schlag für meinen Stolz, aber kaum eine Katastrophe. Ihr jedoch müßtet Eure Anschuldigung dieser absurden Verschwörung gegen das Wort von vier heldenhaften Rittern von hervorragendem Ruf verteidigen – Ihr, den man der Desertion für schuldig befinden würde, schon allein nach dem Zeugnis Carlas. Man würde die Folterknechte herbeizitieren, Ihr würdet Eure üble Verleumdung eingestehen, und schon in der Abenddämmerung würdet Ihr am Galgen baumeln.«
»Und wenn ich einfach durch das Kalkara-Tor reite und mich aus dem Staub mache?«
»Meine Spitzel im Gerichtshof müssen eine Nachricht vom Tode La Valettes haben, ehe die Sonne über dem Monte Salvatore aufgegangen ist. Ansonsten stirbt Amparo an diesem Ort. Und
Weitere Kostenlose Bücher