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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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einen Narren zum Freund zu haben.«
    »Ich bin gekommen, um Euch einen Handel vorzuschlagen.«
    »Ich habe nur sehr wenig zum Tausch anzubieten.«
    Ludovico sagte: »Ich möchte, daß Ihr La Valette umbringt.«
    Tannhäuser schaffte es, nicht zusammenzuzucken. Daß dies Ludovicos Absicht sein könnte, hatte er nicht in seine kühnsten Berechnungen einbezogen. Und doch erschien es ihm nach kurzer Überlegung beinahe banal. Verrat allerhöchsten Ranges.
    Er fragte: »Wann?«
    Ludovico erwiderte: »Sofort.«
    »Also ist Admiral Del Monte der Mann des Papstes.«
    »Er wird Ghislieris Mann sein, wenn er es auch noch nicht weiß. Den Charakter des Admirals befleckt nichts, außer vielleicht die Tatsache, daß er nicht listig genug ist.«
    »Ich kann mir vorstellen, daß sich Del Monte einem Papst beugt, aber nicht einem Inquisitor.«
    »Ehe das Jahr vergangen ist, wird der Fischerring am Finger Ghislieris glänzen.«
    Tannhäuser zog eine Augenbraue hoch. »Wenn Ihr auch plant, den Papst zu ermorden, dann ist natürlich der Fürst des Ritterordens nur ein kleiner Fisch.«
    »Diese Angelegenheit muß schnell erledigt werden – während der Ausgang des Krieges noch ungewiß ist. Sie eignet sich hervorragend als letzter Akt in diesem Drama. Der tapfere Großmeister, im Augenblick des Sieges von einem namenlosen türkischen Meuchelmörder getötet. Eine Rolle, für die Ihr mehr als geeignet erscheint. Im allgemeinen Trauergeheul und Triumph wird es niemand wagen, den gewählten Nachfolger La Valettes in Frage zu stellen. Del Monte wird auf den Thron steigen. Und La Valettes Name wird für alle Zeiten lebendig bleiben.«
    »Großartig«, sagte Tannhäuser.
    In selten eingestandener Eitelkeit neigte Ludovico geschmeichelt den Kopf.
    »Und der Handel?« fragte Tannhäuser.
    »Wenn Ihr ablehnt, wird Euch hier auf der Stelle die Kehle durchgeschnitten, und Euer Leichnam wird im ersten Morgenlicht ins Meer geworfen.«
    »Ich habe schon ungünstigere Abmachungen getroffen«, meinte Tannhäuser trocken. »Aber da Ihr mich dazu freilassen müßt, ist doch ein gewisses Maß an Vertrauen notwendig – Eurerseits.«
    »Dann habt Ihr keinerlei Skrupel?«
    »La Valette ist kein Unschuldslamm. Die Türken würden mich als den Mörder eines bösartigen Dämons lobpreisen, und mit gutem Grund. Aber wie stehen meine Chancen, dieses Abenteuer zu überleben?«
    »An Eurem Überleben liegt mir viel. Denn falls Ihr bei dem Mordversuch getötet würdet, wäre dadurch die Vollkommenheit meines Planes gefährdet. Es würde viele Fragen geben, eine Untersuchung gar, und obwohl man derlei Schwierigkeiten immer überwinden kann, wäre es mir doch lieber, sie kämen gar nicht erst auf.«
    »Wie soll ich den Mord durchführen?«
    »Euer Gewehr wurde völlig überholt, und es werden Euch das beste Pulver und massive Stahlkugeln zur Verfügung gestellt.«
    »Meine Pistole?«
    »Wie Ihr wünscht. Euer Pferd wird gesattelt und für Euch bereit sein. Das Kalkara-Tor wird offenstehen, die Bastion nicht bemannt sein. Für all das kann ich mich mit meiner Ehre verbürgen. Wie immer ist La Valette an seiner eigenen Sicherheit nicht viel gelegen. Er befindet sich, ohne Rüstung und für jedermann mehr als deutlich zu sehen, am Schrein von Philermo. Er wird in San Lorenzo bleiben, bis die Laudes zu Ende sind. Sucht Euch noch im Dunkeln Euren Ort. Wenn er dann im Morgengrauen die Kirche verläßt, könnt Ihr ihn aus hundert Fuß Abstand töten und schon jenseits der Mauern sein, ehe der Tumult ausbricht. So wie Buraq aussieht, kann er jedes andere Pferd in der ganzen Stadtleicht hinter sich lassen. Danach habt Ihr die Wahl: die türkische Flotte in Marsamxett oder Euer kleines Boot in Zonra.«
    Diese Erwähnung des kleinen Bootes beunruhigte Tannhäuser. Es bedeutete, daß man Bors übel mitgespielt hatte. Fürs erste ging er nicht auf die Bemerkung ein.
    »Ich empfehle die Mohammedaner«, fuhr Ludovico fort, »die Euch, wie Ihr schon sagtet, wie einen Helden feiern werden.«
    »Diese Versprechen«, erwiderte Tannhäuser. »Mein Pferd, das offene Tor.«
    »Traut mir! Eure Zukunft bei den Ungläubigen ist für mich ohne Belang, doch wenn Ihr bei lebendigem Leibe gefangengenommen werdet, werden die Folterknechte an Euch ihr Mütchen kühlen. Mein Wort würde zwar immer noch mehr gelten als das Eure, aber der Gedanke an derlei Komplikationen gefällt mir nicht sonderlich. So etwas würde zudem Zweifel an Del Monte als Nachfolger aufkommen lassen. Falls Ihr in

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