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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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verstehen. Aber ihr habt ja schon immer lieber geredet als für euer Recht gekämpft. Raus jetzt! Verschwindet aus meinem Haus, oder ich hole meine Peitsche und prügle euch die Treppe hinunter.«
    In den kommenden Tagen sorgten Géroux’ Schlägertrupps in Varennes für Angst und Schrecken. Nachts lauerten sie Gildenmitgliedern auf, hetzten sie durch die Gassen und schlugen sie zusammen. Erst traf es Isoré Le Roux, einen Tag später Milon Poupart. In beiden Fällen gingen sie so geschickt vor, dass ihre Opfer nicht zweifelsfrei beweisen konnten, dass die Ministerialen hinter den Angriffen steckten. Schließlich wagte sich nach Einbruch der Dunkelheit kein Kaufmann mehr aus dem Haus.
    Obwohl Duval versucht hatte, die Schwurbrüder dazu zu bringen, sich aus dem Machtkampf herauszuhalten, schloss sich Milon Poupart Gaspard an, denn dieser versprach ihm, ihm bei seiner Rache für den nächtlichen Überfall zu helfen. Am Tag darauf zogen Gaspard, Poupart, Baudouin, Vanchelle, Pérouse und Chastain mit ihren Knechten zu einer Schenke am Salztor, in der Géroux, de Brette und die Gebrüder Nemours zu Abend speisten. Als die Ministerialen das Wirtshaus verließen, griff Gaspards Gruppe sie an. Es kam zu einem heftigen Handgemenge, bei dem nicht nur Raoul Vanchelle, Aimery Nemours und mehrere Knechte verletzt wurden, sondern auch zwei unbeteiligte Gäste der Schenke. Martels Stadtbüttel, die bei Raufhändeln normalerweise sofort zur Stelle waren, ließen sich Zeit und tauchten erst auf, als die Widersacher längst verschwunden waren.
    Danach geriet der Machtkampf außer Kontrolle. Beinahe täglich kam es zwischen Gaspards und Géroux’ Anhängern in der Stadt zu Kämpfen, bei denen Lagerhäuser verwüstet, Handelsware zerstört und Vieh geraubt wurde. Bewaffnete Trupps zogen durch die Gassen. Wer ihnen begegnete und im Verdacht stand, dem feindlichen Lager anzugehören, lief Gefahr, am helllichten Tag verprügelt zu werden.
    Kaufleute beider Parteien warben Söldner an, um ihr Hab und Gut zu schützen. Anfangs hatten die schwer bewaffneten Männer lediglich die Aufgabe, Häuser und Viehweiden zu verteidigen, doch bald schon beteiligten sie sich an den Kämpfen. So überraschte es niemanden, dass es wenig später den ersten Toten gab: Bei einem Scharmützel am Fischmarkt verwundete ein Söldner der Nemours-Brüder einen Knecht Vanchelles und hieb ihm mit der Streitaxt fast den Arm ab. Der junge Mann verblutete an Ort und Stelle und starb in den Armen seines Herrn.
    Gaspard und die Seinen schworen Vergeltung. Im Schutz der Dunkelheit schlichen sie zum Viehmarkt, überwältigten die Wachen vor einem Lagerschuppen der Nemours-Brüder und steckten das hölzerne Gebäude in Brand. Ganze Wagenladungen kostbarer Handelsgüter vergingen in der Feuersbrunst.
    Am nächsten Morgen stand Bischof Ulman auf dem Glockenturm des Doms und beobachtete den Rauch, der im Südosten jenseits der Stadtmauer aufstieg. Trotz der verzweifelten Versuche der Gebrüder Nemours, die Flammen zu löschen, war der Lagerschuppen inzwischen niedergebrannt. Die Trümmer schwelten noch.
    »Habe ich Euch zu viel versprochen?« Er wandte sich zu Aristide de Guillory um, der an der Wand lehnte und mit einem Messer seine Fingernägel säuberte. »Es ist genau so gekommen, wie ich dachte. Ohne de Fleury zerfleischen sich die anderen gegenseitig.«
    »Ich habe nie an Euch gezweifelt«, sagte de Guillory mit dünnem Lächeln. »Ich weiß schon lange, dass Ihr eine intrigante, verschlagene Natter seid. Was wollt Ihr jetzt tun? Wollt Ihr sie gewähren lassen, bis sie Eure schöne Stadt in Schutt und Asche gelegt haben?«
    »Ich warte noch ein paar Tage. Wenn Caron und seine Leute von den Kämpfen geschwächt sind, löse ich die Gilde auf, damit dieser Spuk endlich ein Ende hat und wieder geordnete Verhältnisse herrschen.«
    »Ich nehme an, Euch ist bewusst, dass Ihr damit dem Willen des Kaisers zuwiderhandelt. Und Herzog Simon wird auch nicht erfreut sein.«
    »Ich bin immer noch der Herr dieser Stadt«, entgegnete Ulman. »Niemand kann von mir verlangen, dass ich eine Vereinigung dulde, die Unfrieden und Chaos stiftet. Nicht einmal der Kaiser.«
    De Guillory steckte sein Messer weg und spuckte aus. »Mir ist es gleich, was Ihr tut. Solange endlich diese siebenmal verfluchte Brücke verschwindet.«
    »Das wird sie. Habt Geduld.«
    »Wieso lasst Ihr sie nicht einfach niederbrennen? In diesem Durcheinander findet sich gewiss eine Gelegenheit, um unauffällig

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