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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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zuzuschlagen.«
    »Das wäre zu offensichtlich. Jeder wüsste sofort, dass wir dahinterstecken.«
    »Na und?«, meinte de Guillory. »Die Gilde müsste uns das erst einmal nachweisen.«
    »Es geht mir nicht um die Gilde, sondern um Barbarossa«, erwiderte Ulman. »Wenn er erfährt, dass die Brücke abgebrannt ist, werden er oder der Reichsregent unangenehme Fragen stellen.«
    »Ach. Kaum geht es um meine Wünsche, fürchtet Ihr plötzlich seinen Zorn.«
    Es war immer dasselbe mit de Guillory: Wegen seines Mangels an Fantasie durchdachte er seine Pläne niemals konsequent und verschwendete keinen Gedanken an die Folgen. »Ich erkläre es Euch jetzt ein letztes Mal – also hört mir endlich zu«, sagte Ulman barsch. »Wenn ich die Gilde verbiete, ist das Recht auf meiner Seite. Aber das ist es nicht, wenn ich ein Bauwerk vernichte, für das die Gilde Barbarossa viel Geld bezahlt hat. Wir müssen einen legalen Weg finden, sie zu zerstören. Einen legalen , verstanden?«
    Mit finsterer Miene blickte der Ritter zur Rauchsäule im Südosten. »Und wie wollt Ihr das anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Vielleicht kann ich die Hofkanzlei davon überzeugen, dass die Brücke ein Werkzeug der Verschwörung gegen die städtische Obrigkeit ist und dem Zweck diente, meine Autorität zu untergraben. Aber das kann ich erst tun, wenn die Gilde diskreditiert und aufgelöst ist.«
    »Überlegt nicht zu lange«, knurrte de Guillory. »Meine Geduld ist allmählich erschöpft.«
    In Momenten wie diesem erwog Bischof Ulman, das Bündnis mit dem sturköpfigen Ritter kurzerhand aufzukündigen. Leider konnte er nicht ausschließen, dass er de Guillory noch brauchte. Wenn sich die Gilde ihrer Auflösung widersetzte, benötigte er vielleicht eine schlagkräftige Truppe, die Martels Aufgebot verstärkte. »Die Brücke wird verschwunden sein, noch bevor das Jahr zu Ende geht.«
    »Habe ich Euer Wort?«, fragte de Guillory argwöhnisch.
    »Ja.«
    »Gut. Ich verlasse mich darauf.« Der Ritter wandte sich zum Gehen. »Noch einen angenehmen Tag, Exzellenz. Gott schütze Euch und so weiter. Ruft mich, wenn Ihr mich braucht.«
    Obwohl die Unruhen in Varennes von Tag zu Tag schlimmer wurden, bekam Isabelle davon kaum etwas mit. Sie saß nach wie vor in der winzigen Kammer mit dem schmalen Fensterschlitz, zählte Stunden und Tage und schmiedete törichte Fluchtpläne, die sie wenig später wieder verwarf.
    Sie konnte ja nicht einmal Michel eine Nachricht schicken. Sie hatte kein Pergament, keine Tinte, keinen Federkiel, geschweige denn einen Vertrauten, der ihren Brief überbringen würde. Er wird Vater und weiß nichts davon. Ihre Verzweiflung wuchs von Tag zu Tag.
    Jeden Morgen wachte sie mit Schwindel und Kopfschmerzen auf und fühlte sich hundeelend. Oft war die Übelkeit so stark, dass sie sich gleich nach dem Aufstehen übergeben musste und für Stunden keinen Bissen herunterbekam. Natürlich blieb das ihrer Familie nicht verborgen. Eines Morgens fragte ihre Mutter unvermittelt: »Erwartest du ein Kind?«
    »Ja«, antwortete Isabelle. Wieso es leugnen?
    Daraufhin fing ihre Mutter wieder an zu weinen und eilte schluchzend aus der Kammer. Wenig später kam Gaspard herein. Es war das erste Mal seit über einer Woche, dass Isabelle ihn zu Gesicht bekam. Er sah nicht gut aus, bleich und übernächtigt, und an seiner Wange prangte ein hässlicher Schnitt, den er sich vermutlich bei einer Straßenschlacht zugezogen hatte.
    Ihr Bruder hielt sich nicht mit schönen Worten auf. »Ich nehme an, Michel ist der Vater?«, fragte er barsch.
    »Chastain kommt ja wohl nicht infrage«, meinte sie.
    Gaspard biss die Zähne zusammen, und einen Moment lang dachte sie, er werde sie schlagen. Stattdessen hämmerte er mit der Faust gegen die Tür. »Ein Bastard! Großartig. Einfach großartig. Als ob du der Familie nicht schon genug Schande gemacht hast. Herrgott, Isabelle. Wenn du schon für diesen Kerl die Beine breitmachen musstest, wieso bist du nicht wenigstens zu Peirona gegangen und hast dir einen Trank geben lassen, damit das nicht passiert? Ich habe dich wirklich für klüger gehalten.«
    »Ich war bei Peirona. Ihr Mittel hat nicht gewirkt.«
    Er trat zum Fenster, stützte die Hände gegen die Wand und mahlte mit den Kiefern. »Niemand darf erfahren, dass du ein Kind erwartest. Morgen früh verlässt du Varennes.«
    »Wohin schickst du mich?«
    »Ayol und Huon werden dich zu Onkel Eberold nach Speyer bringen. Ich werde ihn bitten, einen Mann für dich zu

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