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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Handwerkern und Bauern, die je mit euch Geschäfte gemacht haben. Er hat sie eingeschüchtert und ihnen verboten, mit euch Handel zu treiben.«
    »Und das lassen sie sich bieten?«, fragte Michel.
    »Was bleibt ihnen anderes übrig? Sie fürchten um ihre Familien. Wer weiß, was Berengar ihnen antut, wenn sie sich ihm widersetzen.«
    Michel weigerte sich zu glauben, dass seine Mitbürger wirklich so feige waren. Am frühen Morgen verließ er das Haus und fuhr mit dem Ochsenwagen die Grande Rue hinauf, um Waren für die Messe in Provins einzukaufen. Zuerst besuchte er einen Winzer, von dem er seit Jahren Moselwein bezog.
    »Gott zum Gruße, Hernaut.« Lächelnd trat er auf den Hof, wo der Weingärtner gerade mit seinen Gehilfen zwei große Gärbottiche reinigte. Als Hernaut ihn sah, erbleichte er und kam, mit beiden Händen wedelnd, auf ihn zu.
    »Ihr! Seid Ihr von Sinnen, hier einfach so hereinzuspazieren? Geht, bevor man Euch sieht. Na los.«
    »Hernaut, wartet …«
    »Ich will nichts mehr mit Euch zu tun haben.« Der Winzer schob ihn unsanft zum Hoftor. »Lasst Euch hier nie wieder blicken, habt Ihr verstanden?«
    Krachend fiel die Pforte ins Schloss.
    Bei den anderen Bauern und Handwerkern geschah dasselbe: überall abweisende Mienen und verrammelte Türen. Nur Jean Caboche, der hünenhafte Anführer der Bruderschaft der Schmiede, ließ ihn herein. Er bewohnte ein Steinhaus in der Nähe der Abtei Longchamp, zusammen mit seinen fünf jüngeren Brüdern und Schwestern, seinen zwei Lehrlingen und seiner betagten Mutter, die nicht mehr ganz richtig im Kopf war. Die alte Frau saß am Webstuhl und brabbelte ununterbrochen vor sich hin, während Jean Michel einen Krug Bier anbot.
    »Habt Dank. Ihr seid der Erste, der mir nicht die Tür vor der Nase zuschlägt.«
    »Ich habe es gehört.« Caboche legte seine Lederschürze ab und füllte sich auch einen Krug. »Diese Feiglinge. Eine Schande ist das.«
    »War Berengar auch bei Euch?«
    »Natürlich. Hab den Kerl zum Teufel gejagt. Ich bin ein freier Bürger. Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, mit wem ich Geschäfte zu machen habe.«
    »Ich wünschte, alle wären so mutig wie Ihr«, sagte Michel.
    Caboche trank einen Schluck und wischte sich den Schaum vom Bart. »Was braucht Ihr?«
    »Kettenhemden, Helme und Schilde.«
    »Ich schaue mal, was ich da habe.«
    Nachdem sie ausgetrunken hatten, gingen sie nebenan in die Werkstatt, wo Caboche ihm die gewünschten Waren heraussuchte. Michel zahlte und gab ihm zusätzlich zehn Sous für seine Hilfe.
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    »Ich bestehe darauf. Der heilige Jacques segne Euch«, sagte Michel, als er auf seinen Wagen kletterte.
    Tags darauf, als sie in der Stube beim Morgenbrot saßen, brachte Louis schlechte Neuigkeiten. Der Knecht war beim Brunnen gewesen und stellte das Joch mit den Eimern ab.
    »Habt Ihr schon gehört? Heute Nacht wurde Caboche überfallen.«
    »Was?«, riefen Michel und Jean gleichzeitig.
    »Vermummte sind in sein Haus eingebrochen. Sie sollen alles kurz und klein geschlagen haben. Herr Duval glaubt, dass es Berengar und seine Leute waren.«
    »Wurde jemand verletzt?«, fragte Michel.
    »Weiß ich nicht, Herr.«
    Adèle hatte sich erschrocken die Hand vor den Mund geschlagen. Michel und sein Bruder sprangen auf und eilten durch die Gassen.
    Vor Caboches Haus stand eine kleine Menschenmenge und diskutierte aufgeregt den nächtlichen Vorfall. Als die Leute Michel und Jean erblickten, verstummten sie und starrten sie vorwurfsvoll an. Michel ging zur offenen Tür, klopfte an und trat ein.
    Caboches Mutter kauerte mit hochgezogenen Schultern am Tisch und wimmerte leise. Eine Schwester des Schmiedemeisters hielt ihre Hand und redete beruhigend auf sie ein. Caboche und seine übrigen Geschwister warfen zertrümmerte Möbel und die Überreste des Webstuhls auf den Hinterhof und kehrten Schmutz und Scherben zusammen.
    Beim Anblick des verwüsteten Wohnraumes schluckte Michel hart. Wenigstens war kein Hausbewohner zu Schaden gekommen. »Es tut mir leid, Jean. Ich hätte wissen müssen, dass so etwas passiert.«
    »Schon gut«, sagte Caboche, ohne ihn anzusehen.
    »Können wir etwas für Euch tun?«
    »Nicht nötig. Wir sind fast fertig.«
    »Lasst mich wenigstens den Webstuhl ersetzen.«
    Caboche hob den Kopf, und seine Miene war hart. »Es ist besser, wenn Ihr jetzt geht, Herr de Fleury. Meine Mutter hat Angst. Sie braucht Ruhe.«
    »Das kann so nicht weitergehen«, sagte Michel, als sie wieder zu

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