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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Hause waren. »Wir müssen etwas unternehmen. Wann ist die nächste Versammlung der Gilde?«
    »In der Woche nach Fronleichnam«, antwortete Jean. »Warum fragst du?«
    »Du musst die Schwurbrüder um Hilfe bitten.«
    »Was soll das bringen? Géroux steckt doch mit de Guillory unter einer Decke.«
    »Trotzdem. Du musst es versuchen.«
    Bevor Michel an jenem Abend zu Bett ging, räumte er endlich den Beutel aus, der seit ihrer Ankunft in einer Ecke seiner Kammer stand. Bisher war er nicht dazu gekommen, seine persönlichen Habseligkeiten, die er auf jede Reise mitnahm, in den Truhen zu verstauen oder Adèle zum Waschen zu geben.
    Er legte das Messer zu seinem Gürtel und dem Mantel, schüttelte die Decke aus und hängte sie am Fenster über den Stuhl. Der Käse und die übrige Wegzehrung waren längst hart und ungenießbar geworden, und er warf sie in den Schweineeimer.
    Als er den Beutel ausschüttelte, fiel das Silberkreuz auf den Boden.
    Michel hob es auf.
    Ich trage es immer bei mir, hatte Isabelle einst gesagt. Es hat mir geholfen, nie die Hoffnung zu verlieren. Jetzt soll es dir helfen.
    Vorsichtig schlug er das Kruzifix in ein Ledertuch ein, verstaute es ganz unten in einer Truhe und schloss den Deckel.
    Als die Schwurbrüder acht Tage später in der Gildehalle zusammentraten, schilderte Jean seine Notlage.
    »Ich sehe nicht, warum wir Euch helfen sollten«, sagte Géroux. »Dies ist ein privater Zwist zwischen Eurer Familie und Aristide de Guillory. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Mitgliedern bei ihren persönlichen Streitigkeiten beizustehen, und die Gilde wird sich ganz gewiss nicht gegen den neuen Stadtherrn stellen. Hätte Euer Bruder damals nicht darauf bestanden, diese unselige Brücke zu bauen«, fügte er hinzu, »wäre de Guillory heute nicht Euer Feind.«
    »Wollt Ihr damit sagen, wir haben uns das selbst zuzuschreiben?«, brauste Jean auf.
    »Allein seine Machtgier und Geltungssucht haben Euch in diese Lage gebracht, ja.«
    »Geltungssucht?«, schrie Jean. »Michel hat seinen Kopf hingehalten, damit es der Gilde besser geht, nachdem Ihr jahrelang vor Ulman und de Guillory im Staub gekrochen seid!«
    »Mäßigt Euch, de Fleury«, sagte Jacques Nemours. »Ihr sprecht mit dem Gildemeister, nicht mit einem Eurer Dienstboten.«
    »Ihr wisst genau, warum de Guillory Jeans Geschäfte behindert«, mischte Charles Duval sich ein. »Er fürchtet ihn und Michel und will sie zugrunde richten. Es ist unsere Pflicht als ihre Schwurbrüder, sie zu schützen.«
    Es kam zu einem hitzigen Wortgefecht zwischen Géroux, den Ministerialen, Baffour und d’Alsace auf der einen Seite und Jean, Catherine, Melville, Le Roux und Duval auf der anderen. Der Gildemeister beendete den Streit, indem er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    »Ruhe! Benehmt euch wie zivilisierte Bürger. Wenn Ihr darauf besteht, de Fleury, stimmen wir eben ab. Also – wer ist dafür, dass die Gilde in dieser albernen Sache tätig wird?«
    Außer Jean meldeten sich lediglich Catherine, Melville, Le Roux und Duval.
    »Wer ist dagegen?«
    Alle anderen hoben die Hand.
    »Da habt Ihr es«, meinte Géroux voller Genugtuung. »Schön, dass sich die Vernunft durchgesetzt hat. Können wir jetzt endlich über Wichtigeres sprechen?«
    »Verliert nicht den Mut«, sagte Catherine am nächsten Tag. »Ich habe heute früh mit Charles, Pierre und Isoré gesprochen. Wir werden Euch helfen, so gut wir können.«
    Sie saß am Tisch in der Stube, legte einen Hühnerknochen auf die Zinnplatte und wischte sich mit einem Taschentuch die Finger ab. Michel hatte sie auf dem Markt getroffen und kurzerhand zum Mittagessen eingeladen.
    »Und wie?«, fragte Jean. »Was könnt Ihr schon gegen de Guillory ausrichten?«
    »Sagt uns, welche Waren Ihr braucht, und wir besorgen sie Euch.«
    »Wenn de Guillory das merkt, wird das Folgen für euch haben«, sagte Michel.
    »Wir bringen die Waren zu Pierres Lagerhaus am Viehmarkt. Dort könnt Ihr sie abholen, ohne dass de Guillorys Leute etwas davon mitbekommen. Macht Euch keine Sorgen«, fügte Catherine lächelnd hinzu. »Wir können schon auf uns aufpassen.«
    Sie beschlossen, so vorzugehen, obwohl Michel kein gutes Gefühl dabei hatte. Auf Dauer war das keine Lösung, und er wollte seine Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen.
    Zwei Tage später reisten sie zur Messe in Provins, wo sie dank der Waren, die Catherine und die anderen ihnen unter der Hand beschafft hatten, das eine oder andere gute Geschäft machten. Da zwei

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