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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Trockenlegung des europäischen Drogenmarktes durch Entzug von 95 Prozent des dort in Umlauf gebrachten Opiums, die resultierende Minimierung volkswirtschaftlicher Kollateralschäden. Dies sind wesentliche Punkte, wie sie mir spontan einfallen. Allein diese Aufzählung signalisiert die Überlegenheit dieser Strategie!“
    Sander quälte sich in eine andere Sitzposition, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu verlieren. Cannon zeigte Wirkung! Dennoch, so schnell gab der nicht auf. „Biodiesel statt Getreide – das schafft neue Probleme! Die resultierende Verteuerung der Lebensmittel treibt die Leute in die Armut, in den Hunger!“
    Sander schüttelte den Kopf. „In Afghanistan soll nicht Getreide, sondern Klatschmohn substituiert werden! Vergiß das nicht! Außerdem macht es keinen Sinn, auf kargen Böden Getreide anzubauen, wenn du es günstiger aus fruchtbaren Regionen beziehen kannst! Dann sucht auch der afghanische Bauer nach erträglicheren Alternativen. Das Ergebnis kennen wir ja: Afghanistan importiert Getreide, weil auf 160.000 Hektar – mit weit größerem Ertrag – Klatschmohn angebaut wird. Die Optionen der NATO bewegten sich bisher ausschließlich zwischen den Extremen ‚Ignorieren‘ oder ‚Bomben‘. Bisher war Ignorieren angesagt. In jüngster Zeit redet man wieder über die Bombardierung der Felder. Das Problem soll mit Bomben dauerhaft lösbar sein? Wieviel Jahre wollen wir denn die Klatschmohnfelder zerstören? Zehn, zwanzig, dreißig Jahre? Und dann? Die Formel muß doch lauten: Garantiere den Bauern denselben, wenn nicht einen höheren Ertrag, und gestatte ihnen, anzubauen, was sie wollen, nur eben keine Drogen! Selbst wenn sie gar nichts mehr anbauten, wäre das die bessere Lösung! Sinngemäß gilt das für die War Lords. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Biete den War Lords Anreize, statt der bisher üblichen risikoreichen Geldwäsche ihre Einnahmen in Afghanistan zu reinvestieren, zum Beispiel in die landesweite Energieversorgung, in die Infrastruktur, ja, später auch in den Tourismus! Heute werden Milliarden an Entwicklungsgeldern nach Afghanistan geschaufelt, dort zu einem wesentlichen Anteil veruntreut, während die War Lords zu allem Überfluß auch noch ihre Drogen-Milliarden im Ausland waschen. Das soll das erstrebenswertere Konzept sein, das wir zu allem Überfluß auch noch am Hindukusch verteidigen? Glaub‘ mir, kein Dollar würde mehr veruntreut, sobald es sich um Investitionen der War Lords handelt! Die wissen, wo der Hebel anzusetzen ist, dies tausend Mal effizienter als die ISAF …“
    Cannon gab sich noch immer nicht geschlagen. Ungeduldig fiel er Sander ins Wort: „Hört sich ja alles gut an. Aber wenn es denn so ginge, warum wird es dann nicht gemacht?“ Die Frage kam nicht überraschend. Um so erstaunter war Cannon, als er Sanders veränderten Gesichtsausdruck bemerkte. War der eben noch provokant, so schien in diesem Augenblick Resignation Besitz von ihm ergriffen zu haben. Sanders Antwort würde, da war Cannon sich sicher, keine oberflächliche Floskel sein, sondern Ergebnis reiflicher Überlegung, wie es den Anschein hatte, Ausdruck einer wenig erfreulichen Bilanz.
    Der Deutsche hob resignierend die Schultern. „Die Frage solltest du den Politikern stellen. Offensichtlich gibt es übergeordnete Interessen, die das Vernünftige verhindern. Es ist nicht allein der in der Untätigkeit zum Ausdruck gebrachte Zynismus, der mir schlaflose Nächte bereitet, es ist vor allem die Macht der dahinterstehenden Netzwerke. Janus läßt grüßen!“
    Sie saßen sich eine Weile wortlos gegenüber, dann hoben sie spontan die Gläser. Sie schauten sich sekundenlang an, keiner sprach. Cannon brach schließlich das Schweigen: „Dann wissen wir wenigstens, woher der Wind weht.“ Sie prosteten sich zu. Cannon blickte in sein leeres Glas, dann prüfte er den Inhalt der Flasche. Das Ergebnis war nicht überzeugend, zumindest nicht aus seiner Sicht. Er erhob sich, ging wortlos zur Eingangstür.
    „Wo gehst du hin?"
    Cannon tat erstaunt. „Das fragst du? Ich hol noch ‘ne Flasche. Ist doch ein toller Abend! Den können wir doch so nicht enden lassen!“
     
     

20. August, 08:30 Uhr Ortszeit; Davos, Schweiz
    „Linda, verbinden Sie mich mit dem Brigadier! Legen sie das Gespräch auf den Tischapparat!“ Kustow lehnte sich zurück. Er schien zufrieden. Es war gut, den Deutschen in Europa zu wissen. Aber es war noch viel besser, zu wissen, daß dieser nur noch kurze Zeit eine Gefahr

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