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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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bestgeeigneten Produktes, das den Klatschmohnanbau in Afghanistan dauerhaft ersetzen könnte. Wenn die Böden den Nahrungsmittelanbau nicht favorisieren, egal, ob es sich um Getreide, Kartoffeln oder Gurken handelt, dann muß nach einträglicheren Erzeugnissen gesucht werden. Sicherlich gibt es auch für afghanische Klima- und Bodenverhältnisse rasch nachwachsende Pflanzen, die hinsichtlich ihres latenten Energiegehaltes dem Klatschmohn ebenbürtig, möglicherweise sogar überlegen sind. Ich könnte mir vorstellen, daß sowohl volkswirtschaftlich als auch hinsichtlich der Zielvorstellung einer nachhaltigen Unterdrückung des Klatschmohnanbaus eine binnenländische Biodieselproduktion dem Getreideanbau überlegen ist, sollten die hierzu verwendeten Pflanzen hinsichtlich der Böden und des Klimas genügsamer als Getreide oder andere Nahrungsgrundstoffe sein. Solange der Import von Diesel teurer ist als der von Getreide, rechnet sich das. Zudem brächte eine Biodiesel-Produktion industrielle, bei entsprechender Bevorratungsstrategie saisonunabhängige Arbeitsplätze!“
    Wieder unterbrach er seinen Vortrag, um zu testen, welchen Eindruck dieser bei seinem Gegenüber hinterließ. Doch Canons Gesichtsausdruck ließ keinerlei Rückschluß zu. Sander sah sich genötigt, nachzulegen. „Natürlich reicht es nicht, nur ein Produkt zu haben. Die Substitutionsmaßnahme ist ein komplexer Vorgang, an dem alle beteiligt werden müssen, soll sie zu dauerhaftem Erfolg führen. Das gilt gleichermaßen für die War Lords wie die Bauern, letztendlich auch die Bürokratie. Erleichtere dem Bauern die Feldarbeit und gib ihm mindestens das, was er bisher mit der mühseligen Mohnkapselernte verdiente, und er wird zufrieden sein. Legalisiere die Profite der War Lords, nimm ihnen das Verlustrisiko infolge sporadischer Erntevernichtungsaktionen und senke ihre Steuerlast, und die War Lords werden zufrieden sein.“
    Sander bemerkte Canons plötzliche Skepsis. „Stört dich der Begriff Steuerlast? Die Pflichtabgabe an Al Qaida und die Taliban, immerhin zwanzig Prozent, ist nichts anderes als eine Steuer! Dem War Lord kann es gleichgültig sein, ob er die Abgabe an die Islamisten leistet oder an den Staat. Da der Staat der berechenbarere Partner ist, wird er dies sogar als den vorteilhafteren Deal ansehen, zumal keine Verluste aufgrund staatlich oder militärisch angeordneter Vernichtungsaktionen mehr zu befürchten wären. Bliebe als Letztes die Bürokratie. Gib dem Staat eine verläßliche Einnahmequelle, eben jene bisher an Al Qaida und die Taliban abgeführten zwanzig Prozent, besser wäre weniger, um den Anreiz auf Seiten der War Lords zu erhöhen, und auch er wird zufrieden sein. Bisher bekam der Staat nichts! Die für beide Seiten einträgliche Interaktion zwischen Staat und War Lords wird zu einer landesweiten politischen Entspannung führen. Die einzig Benachteiligten in diesem Konzert wären die radikalen Islamisten und die Drogenmafia. Sie hätten in den War Lords ihre entschiedensten Gegner, sollten sie in gewohnter Weise versuchen, die sich anbahnende Stabilisierung durch Bombenterror ad absurdum zu führen und damit die nunmehr legalisierte Einnahmequelle der War Lords gefährden!“
    Cannon hatte lange genug zugehört, es war Zeit zu einer Einwendung. „Horst…“ Sander fiel ihm ins Wort. „Eine Anmerkung noch, John! Dann bin ich fertig. Sie wird dich überzeugen.“ Er prostete Cannon zu und nahm einen raschen Schluck. „Hör zu! An der Diesel-Produktion könnten sich aus den Einkünften der Opiumsubstitution wiederum die War Lords beteiligen. Sie hätten in diesem Falle ein vitales Interesse, daß ihre Produktionsanlagen auskömmlich mit biogenen Rohstoffen versorgt werden. Das könnte selbstredend auch Klatschmohn sein, sollte irgendwo im Lande heimliche Produktion zu entsorgen sein. Das beantwortet deinen vorigen Einwand. Nach Umsetzung dieser Strategie würde also Diesel statt Opium produziert. Das ist, wie gesagt, nur ein Beispiel, wie ein in puncto Biologie und Landwirtschaft unbedarfter Ingenieur an die Sache herangehen würde. Ich bin überzeugt, eine solche Strategie würde eine irreversible Weichenstellung, de facto die Abkehr vom Opiumgeschäft, zur Folge haben, egal, was sich schließlich als das bestgeeignete Alternativprodukt herausstellen wird. Die War Lords bekämen prinzipiell einen vertraglich gesicherten Ausgleich, der sie wirtschaftlich im Vergleich zum aktuellen Opiumgeschäft vor Verlusten

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