Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
schweres Gerät, zum Beispiel die Diesel und die Generatoren, in den Berg gebracht werden mußte. Damit bleibt man im Nahbereich des Stolleneingangs. Es sind auch so schon 0,6 Kubikkilometer, in denen die Produktionsstätte vorrangig zu suchen wäre, legt man eine Höhendifferenz von knapp 400 Metern zwischen unterster und oberster Sole des in den 30er Jahren stillgelegten Bergwerks zugrunde.“
Aamir tauschte die Karte gegen eine andere aus, die einen Ausschnitt der vorherigen vergrößert darstellte. „Um das Areal weiter einzugrenzen, mußte nach zwei Dingen gesucht werden: dem Dieseltanklager und den Abluftschächten. Legt man die Generatorleistung einer solchen Produktionsstätte zugrunde, müssen erhebliche Mengen Diesel in der Nähe gebunkert werden. Es war klar, daß solche Mengen nur per Tanklastzug herbeigeschafft werden konnten, das Tanklager also in unmittelbarer Nähe der am Berg vorbeiführenden Provinzialstraße liegen mußte.“ Aamirs Zeigefinger folgte auf der Karte dem Verlauf der Straße. „Es ist ferner anzunehmen, daß man eine unverdächtige Prozedur entwickelt haben mußte, da andernfalls regelmäßige Anfahrten der Tanklastzüge in dieser gottverlassenen Gegend aufgefallen wären. Ich bin die ganze Strecke mehrfach abgefahren. Im Nahbereich des Berges gibt es mit Sicherheit keine Möglichkeit, derartige Mengen Diesel in unterirdische Tanks zu pumpen, ohne daß dies aufgefallen wäre. Also mußte es eine andere Lösung geben.“
Aamir goß sich etwas Wasser nach und trank ein, zwei rasche Schlucke. Er zeigte auf eine Gebäudeansammlung, ein kleines Dorf, das gut zwei Kilometer nordöstlich der Bergflanke von der Provinzialstraße berührt wurde. „Das hier …“ – sein Zeigefinger wies auf einen von dem Dorf vielleicht 100 Meter entfernt unmittelbar an der Straße gelegenen Gebäudekomplex – „… das hier ist eine Tankstelle mit angeschlossener Reparaturwerkstatt, überwiegend für Traktoren und landwirtschaftliches Gerät. Das war nach meiner Überzeugung der einzige Ort, an dem das Umpumpen von Dieselkraftstoff unverdächtig ist. Ich beschloß, meine Recherche dort zu beginnen.“
Aamir blickte unsicher in die Runde. Er erkannte jedoch rasch, daß sein Vortrag auf ungewöhnlich hohe Aufmerksamkeit stieß. Selbst der dem Zynismus so zugetane Amerikaner verzichtete auf jegliche Bemerkung. Dabei war dies erst der Anfang! Die würden sich noch wundern, wenn er gleich auf seine Entdeckungen zu sprechen käme! „Ich brachte unseren Pick-up zur Tankstelle. Wir hatten schon seit langer Zeit Getriebeprobleme, insbesondere ließ sich der Rückwärtsgang erst nach vielfachen Versuchen einlegen. Ich bat den Tankwart, sich der Sache anzunehmen. Während dieser in der Werkstatt mit dem Wagen beschäftigt war, inspizierte ich das Tankstellengelände. Es gibt dort im Bereich der Zapfsäulen drei unterirdische Tanks, zwei für Benzin und einen für Diesel. Sie sind leicht an den Einfüllstutzen zu erkennen, die mit den Oktanzahlen beziehungsweise dem Vermerk ‚Diesel only‘ gekennzeichnet sind, darüber hinaus an den jeweiligen Tankentlüftungen.“
Wieder trank er einen Schluck, um dann ohne weitere Pause fortzufahren: „Diese Erkenntnis brachte mich nicht weiter. Also suchte ich auf dem Gelände nach anderen Hinweisen. Und tatsächlich, auf der rückwärtigen Seite der Tankstelle stieß ich erneut auf eine Tankentlüftung. Sie roch nach Diesel! Den Einfüllstutzen fand ich zunächst nicht. Erst später kam ich dahinter, daß ein solcher seitlich an einem kleinen Schuppen neben der Montagegrube angebracht war. Ein Schild wies darauf hin, daß hier nur Altöl eingefüllt werden dürfe. Eine perfekte Tarnung! Um sicherzugehen, nahm ich bei nächster Gelegenheit aus dem Camp einen Kanister Kompressor-Altöl mit, das üblicherweise alle paar Monate von einem Verwerter abgeholt wird. Ich ging mit dem Kanister an besagten Einfüllstutzen neben der Montagegrube und rief dem Tankwart zu, ob dies in Ordnung ginge, es handele sich um Altöl unserer Kompressoren. Sie hätten sehen sollen, wie der gerannt kam! Ich solle mich mit meinem Kanister zum Teufel scheren, da könne ja jeder kommen und sein lausiges Altöl bei ihm entsorgen. Ich steckte ihm 300 Rupien in die Brusttasche, aber er riß sie heraus und drückte sie mir in die Hand. Auf meine Verwunderung hin behauptete er, der Tank sei voll. Ich ahnte, daß dies gelogen war und war mir nunmehr gewiß, daß die Tankstelle der Ausgangspunkt meiner
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