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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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schützt.“
    Sander hielt seine Argumentation für überzeugend, das war seinem Gesichtsausdruck deutlich anzumerken. Dennoch war der Amerikaner nicht so leicht auszuhebeln, wie er sogleich feststellen sollte. „Nie und nimmer kann die Wertschöpfung aus der Biodieselherstellung das Niveau des Klatschmohnanbaus auch nur annähernd erzielen! Überleg nur: Aus 7.500 Tonnen machen die in Afghanistan knapp vier Milliarden Dollar! Das sind …“ – Cannon rechnete hochkonzentriert im Kopf – „… mehr als 500 Dollar pro Kilogramm! Das ist alternativ nicht erzielbar!“
    Sander hatte mit diesem Einwand gerechnet. „Der Ansatz über die Tonnage ist nicht stichhaltig! Du mußt den Aufwand zugrunde legen. Um ein Kilogramm Opium herzustellen, muß ein Bauer 20.000 Kapseln ernten! Auf über 165.000 Hektar wird in Afghanistan Klatschmohn angebaut, mit zunehmender Tendenz. Die UN gehen von einem Ertrag von fünfzig Kilogramm Rohopium pro Hektar aus, die Vereinigten Staaten von der Hälfte. Der reale Wert liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Egal, welche Zahl zugrunde gelegt wird, es ist ein kolossaler Aufwand zu treiben, um 7.500 Tonnen Rohopium produzieren zu können. Garantiere den Bauern denselben Lohn, gleichgültig, was sie alternativ anbauen, und sie werden ganz schnell das mühselige Klatschmohngeschäft an den Nagel hängen!“
    Cannon sah man an, daß er nach der Schwachstelle in Sanders Argumentation fahndete. Es mußte eine geben, sonst hätte man das sicherlich längst gemacht! Sander erkannte, daß sein Gegenüber argumentativ in Nöten war. Schnell setzte er nach: „Mann, das ist doch einleuchtend – den Krieg in Afghanistan durch Aufkauf der gesamten Opiumproduktion auszutrocknen! Hierfür müßten rund vier Milliarden Dollar aufgebracht werden. Dagegen wären die Erlöse des alternativen Anbaus zu rechnen. Der resultierende Subventionsbedarf wird um so geringer, je höherwertig die alternative Wertschöpfung ist. Die War Lords erhielten den Differenzbetrag als Prämie ausgezahlt, und zwar auf jede substituierte Tonne Rohopium. Sie betrieben – bei gleichbleibenden Erträgen – ein legales, risikobefreites Geschäft, müßten zum Beispiel keinerlei Vernichtungsaktion mehr befürchten, und würden sogar Steuern sparen, sollte die Steuerlast des Staates geringer ausfallen als die Zwangsabgabe an Al Qaida und die Taliban. Das ist ein kolossaler Anreiz!“
    Cannon schaute noch immer skeptisch, fahndete verbissen nach der Schwachstelle. „Das hört sich alles gut an, aber es muß nur einer ausbüchsen und wieder Schlafmohn anbauen, dann kollabiert dein schönes System. Aufgrund der gravierenden Opiumverknappung würde der Schlafmohnanbau im Vergleich zu heute ungleich höhere Renditen erzielen. Und schon bauen alle wieder Schlafmohn an!“ Zufrieden mit seinem Einwand, den Sander erst einmal kontern müßte, nahm er einen gehörigen Schluck.
    Sander lächelte verschmitzt. „John, genau diesen Gesichtspunkt hatte ich auch vertreten. Aber auch das kann man verhindern. Sollte trotz des Substitutionsprogramms Opium aus Afghanistan exportiert werden – der Ursprung wäre mit heutiger Labortechnik, einer Isotopenanalyse, leicht nachweisbar –, würde ein Malus wirksam, der auf Seiten der War Lords unter dem Strich zu spürbaren Verlusten führt. Die War Lords wären demzufolge motiviert, jeden illegalen Schlafmohnanbau innerhalb Afghanistans unverzüglich zu unterbinden! Die westliche Welt hätte etliche Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Der Krieg in Afghanistan würde ausgetrocknet, die dortige Opiumproduktion beendet, die Auseinandersetzung mit Al Qaida und den Taliban den örtlich erfahrenen War Lords auferlegt und im Falle qualifizierter Substitutionsmaßnahmen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gefördert.“
    Sander erhob sein Glas und prostete Cannon zu. Er wollte checken, ob seine Argumentation Wirkung zeigte. Cannon hatte diese Absicht natürlich durchschaut und sein zur Perfektion trainiertes Poker Face aufgesetzt. Sander war also noch nicht am Ziel, er mußte notgedrungen noch ein Argument draufsetzen. „Auch die Gesamtbilanz wäre positiv! Dem Kostenaufwand wären die global erzielbaren Vorteile gegenüberzustellen: Neben dem Fortfall des Blutzolls auf Seiten der NATO wäre die aktive Unterstützung der afghanischen Regierung durch die War Lords zu vermelden, die Isolierung der Al Qaida und der Taliban, die Beendigung des Bombenterrors und damit der regionalen Instabilität, die

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