Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Cannon den unverwechselbaren Gang, der dem Eingeweihten den Prothesenträger verriet. „Es ist Bassett!“
Der Oberleutnant wollte sichergehen. „Horst, Igor! Könnt ihr das bestätigen? Ihr kennt doch den Knaben?“
Sander blinzelte angestrengt nach draußen. „Klar kennen wir ihn! Ich bin mir sicher, er ist es!“
„Igor! Bestätigung?“
„Ja, eindeutig!“
„Horst, du gehst ihm entgegen und winkst, sobald ihr euch begrüßt habt!“
Der Oberleutnant beobachtete, wie Sander der Gestalt entgegen eilte, sie sich spontan in die Arme fielen. Er brauchte kein Signal mehr, hob das Satellitentelefon zum Mund. „OK, schickt den Nächsten!“ Er lächelte; er hatte seinen Job so gut wie erledigt. Blieb noch eine Frage zu klären: Wer hatte in das Gefecht auf dem Khyber-Pass eingegriffen? Wer hatte sie verfolgt, ihn vor dem sicheren Tod bewahrt? Vor allem aber – was war das Motiv?
Der Oberleutnant lehnte sich aus dem Bus und blickte in die Finsternis, dorthin, wo er den Stabsunteroffizier vermutete. „Heinz, hörst du mich?“
„Ja.“
„Hast du auf der Plaine zwei Angreifer unter Feuer genommen?“
Aus dem Dunkel des Wäldchens kam spontan die Antwort: „Nein! Die Plaine lag nicht in meinem Schußfeld, da stand der Bus im Weg. Wieso fragst du?“
„Schon gut!“ Der Oberleutnant zog sich in den Bus zurück, blickte hinüber, wo im Dunkel des Busses kaum erkennbar Igor und Sander standen. „Na, Männer, da hat der große Manitu wohl die Hand über uns gehalten! Irgendwann werden wir erfahren, wen er uns geschickt hat und was der Grund war.“ Er beugte sich zum Vorderwagen. „Bernd! Gib durch, daß wir verfolgt wurden!“ Dann schaute er wieder in den Rückraum des Busses. „Leute – erhöhte Wachsamkeit! Vielleicht sind wir jemandem als exklusive Beute vorbehalten!“ Er ahnte nicht, wie nah er der Wirklichkeit war.
26. August, 22:25 Uhr Ortszeit; Davos, Schweiz
Kustow saß auf der Terrasse seines Landsitzes und genoß den lauen Sommerabend hoch über dem Davoser Tal. Er versetzte das Weinglas solange in kreisende Bewegung, bis das kostbare Naß in ihm bis zur Hälfte des Glases in die Höhe kroch. Er ließ die Bewegung ausklingen, führte das Glas dicht an die Nase und sog anhaltend den Duft ein. Er spürte die verführerische Frische eines Fendant der edelsten Sorte. Er wollte gerade einen ersten genießerischen Schluck verköstigen, als das Klingeln des Telefons das geliebte Ritual unterbrach. Kustow schaute auf die Uhr, schüttelte unwirsch den Kopf. Er setzte das Glas ab, erhob sich erkennbar widerwillig und betrat die Bibliothek, aus der das Klingeln kein Ende nahm.
„Ja bitte.“ Kustow zählte unbewußt die Sekunden und war beruhigt, als sich zur festgelegten Zeit der Anrufer meldete: „Janus?“
„So ist es. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Jason hier. Störe ich?“
„Ja. Machen Sie’s kurz!“
„OK, kurzer Bericht. Ich dachte, das interessiert Sie. Unsere Freunde befinden sich am Shagai Fort, schon auf pakistanischem Gebiet. Dort findet offensichtlich die Übergabe an das Empfangskomitee statt. Unterwegs gab‘s Probleme mit den Taliban; unsere Leute mußten eingreifen. Sind aber alle wohlauf, auch Ihr geliebter Ignatijew. Sie wollen in die Mine. Wir schlagen im Ziarat-Gebirge zu. Die werden schon genug Probleme haben, bis dorthin zu kommen – in der Grenzprovinz ist der Teufel los. Wir hätten die gleichen Probleme. Aber in Belutschistan haben wir alles unter Kontrolle; dort kriegen wir sie alle auf einen Streich!“
Endlich eine gute Nachricht! Kustow vermochte ein zufriedenes Lächeln nicht zu unterdrücken. Seine Tonlage reflektierte die positive Gemütslage jedoch keineswegs. Unterkühlt klang es über den Äther: „Jason, wie ich Ihnen gestern sagte – ich will Ignatijew lebend! Die Organisation braucht ihn! Die beiden pakistanischen Spezialisten werden noch immer vernommen. Die dämlichen Hunde wollten gleich mehrfach Kasse machen, lassen sich dabei erwischen, wie sie Anreicherungs-Know-how an Terroristen verkaufen! Wir bemühen uns um sie, aber sie werden so schnell nicht freikommen, die Amerikaner machen Druck. Der rechtsstaatliche Anschein soll gewahrt bleiben. Darum müssen wir Ignatijew lebend haben, hören Sie? Sie bürgen mir dafür. Den Deutschen und seinen amerikanischen Aufpasser könnt ihr liquidieren. Übergebt sie den Mudschahidin, laßt die den Job machen, wir sind denen noch etwas schuldig! Noch etwas: Sollte dieser Amerikaner
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