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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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die Sander als Bewetterungsschacht interpretierte. Dieser stieg, ebenfalls im 45°-Winkel, weit über das seinerzeitige Stollensystem hinausgehend unbeirrt in die Höhe, bis er schließlich hoch oben an der Bergflanke die Oberfläche durchbrach. ‚So dumm waren die gar nicht! Die trieben den Wetterschacht in einem Kohleflöz in die Höhe; so gewannen sie gleichzeitig Kohle ...‘, fuhr es Sander anerkennend durch den Kopf. Er schaute hinüber zur aktuellen Darstellung, um zu sehen, ob er dort den Schacht lokalisieren könne. Tatsächlich, es müßte einer der beiden Schrägaufzüge sein, denn nur diese durchbrachen in analoger Höhe die Bergflanke! Dort verrichteten laut Zeichnung in heutiger Zeit Windenstationen ihren Dienst.
    Sander war in seinem Element. Nun wollte er herausfinden, welcher der beiden Schrägaufzüge diesen Wetterschacht wohl nutzte, doch die Bitte, Platz für die Sicherheitsbelehrung und Einweisung zu nehmen, setzte seinem Wissensdrang ein unwillkommenes Ende. Er setzte sich zu den anderen. Irgendwann würde er wiederkommen und die gegenüberliegende Flanke des Berges untersuchen ...
     
     

29. Juli, 16:15 Uhr Ortszeit; Sulaiman Coal Mine, Bergwerksbegehung
    Sicherheitsbelehrung, Einweisung und nachfolgende Einkleidung verliefen ohne Besonderheiten. Neben einer ockerfarbenen, offensichtlich sehr widerstandsfähigen, aber viel zu warmen Bergmannsmontur erhielten sie einen Helm mit integrierter Leuchte, einen dazugehörigen Akku nebst Kabel und Tragegurt, Handschuhe und schließlich die obligatorischen Sicherheitsschuhe mit integrierter Stahlkappe. Sander mußte grinsen, als er diese in der Hand hielt. Solche Ungetüme trug er vor Jahrzehnten als Werkstudent. Vermutlich kamen sie schon damals aus Pakistan.
    Man hatte ihnen zwei Bergleute zugeteilt. Bald stellte sich heraus, daß beide des Englischen nicht mächtig waren. Insofern dürften Sanders Fragen, die er so gerne gestellt hätte, zunächst unbeantwortet bleiben. Sie trotteten hintereinander zwischen den beiden Feldbahngleisen her, bis sie schließlich den Tunnelmund erreichten. Dieser war größer, als Sander bei ihrer Ankunft angenommen hatte; die lichte Höhe mochte im Scheitel gut dreieinhalb Meter betragen. Das Bauwerk machte einen durchaus vertrauenerweckenden Eindruck, da es die Mächtigkeit der Betonauskleidung erkennen ließ. Die zusätzliche Armierung mit Stahlstempeln vermittelte gar ein Gefühl der Sicherheit. Doppelgleisig führte die Feldbahn in die Tiefe des Berges, Spuren auf dem Boden verrieten, daß sogar Lkws hineinfuhren. Sander war angesichts dieser unerwarteten Bedingungen beruhigt, hatte er sich doch unter einer 'archaischen Mine' gänzlich anderes vorgestellt. Er sollte bald erfahren, daß seine ursprüngliche Einschätzung die weitaus angemessenere war.
    Die beiden Bergleute hielten unmittelbar vor dem Tunnelmund, um nochmals die Funktion der Akkus und Helmlampen zu prüfen, als sich Franken unvermittelt zu Wort meldete: „Meine Herren, ich gehe da heute nicht rein! Das sieht ja genauso aus wie in Lakhra. Da war ich erst kürzlich drin. Da kann ich mir das hier ersparen.“
    Weißenfels grinste. „In Lakhra? Da sind Sie bestimmt mit dem Taxi ‘reingefahren! Lakhra ist eine Room & Pillar-Mine, da wird Braunkohle per Lkw herausgekarrt. Aber hier, Herr Franken, wird Steinkohle wie bei uns vor tausend Jahren abgebaut und zutage gefördert. Das sollten Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben gesehen haben! Diese Gelegenheit bekommen Sie so schnell nicht wieder!“
    Doch Franken ließ sich nicht umstimmen. „Ich wüßte nicht, was daran so reizvoll sein soll.“ Er machte kehrt und verließ, ohne sich auf eine weitere Diskussion einzulassen, die Gruppe. Sie waren nur noch zu viert.
    Gegen Ende des Weißenfelsschen Appells, der einer unüberhörbaren Süffisanz nicht entbehrte, glaubte Sander ein Zittern des Bodens gespürt zu haben, ganz kurz nur, viel zu kurz, um sich Klarheit zu verschaffen. Sander schaute in die Gesichter der anderen. Keine Regung war darin zu erkennen, also wird er sich getäuscht haben. Er erwischte sich dabei, mit auffallend burschikosem ‚Mann! Das war nichts – du siehst Gespenster!‘ auf sich einzureden.
    Sie betraten den Tunnel. Während sie raschen Schrittes dem Dunkel in der Tiefe des Berges entgegenstrebten, versuchte Sander, noch immer aufkommende Zweifel zu verdrängen. Es war ein vergebliches Unterfangen. ‚Warum wurde keine Kohle gefördert? Wo waren die Bergleute? Was hatte die

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