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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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was ihn schockierte, war der Ort des Aufschlags irgendwo tief unter sich. Ihn schauderte. Er befand sich unmittelbar am Rande eines Abgrunds in die Unterwelt! Er erinnerte sich an die zahllosen Stollen, Strebe und Kavernen, die den Berg durchzogen, bevor das Beben ihn zermürbte. Wie weit, wie tief öffnete sich der Schlund zu seiner Linken? Er tastete, die Brust furchtsam gegen die Felswand gepreßt, mit dem linken Fuß den Boden ab, doch dort war kein Boden! Ein halber Schritt noch, er wäre in die Tiefe gestürzt. Der Schock verschlug ihm den Atem, nur mühsam vermochte er einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn nun die ganze Kaverne ins Bodenlose gesackt sein sollte, wie sollte er jemals den Schacht des Schrägaufzugs erreichen? Er versuchte vergeblich, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Nach einer Weile trat er den Rückzug an, mit den Füßen im Staub nach der Stelle tastend, an der er seine Steine zurückgelassen hatte. Er mußte eine Lösung finden.
    Sander spürte die Erschöpfung. Er beschloß, sich zunächst auszuruhen und darüber nachzudenken, wie er – ohne Augenlicht – trotz der veränderten Lage den Weg zum Aufzugschacht bewältigen könne. Er lehnte sich an die Wand, betastete mit der Linken vorsichtig die schmerzende Gesichtshälfte, als seine Uhr den Unterarm entlang glitt. Unbemerkt hatte sich – vermutlich schon während des Bebens – die Schließe des Metallarmbands geöffnet. Die Uhr! Die Uhr hatte Leuchtziffern! Sander riß sich die Uhr vom Arm und führte sie, vor Aufregung zitternd, ganz nah an seine Augen. Tausende Sternchen tanzten dort in der Schwärze. Wo, zum Teufel, war unter ihnen das Zifferblatt? Er bewegte die Uhr im Kreis. Tatsächlich, zwischen den wild wogenden Sternchen bewegten sich kreisförmig, nun deutlich erkennbar, grünlich leuchtende Zeiger und Punkte. Er machte mit der Uhr einen Linksschwenk, Zeiger und Punkte beschrieben denselben Weg! Er konnte sehen! Er schrie sein Glück in die Finsternis.
    Der überwältigenden Freude folgte unvermittelt tiefe Niedergeschlagenheit, wurde ihm doch schlagartig bewußt: Hier gab es nichts zu sehen! Er war gefangen an einem Ort ewig währender Finsternis! Selbst die schwärzeste Winternacht böte Konturen – hier aber gab es nichts, absolut nichts, woran sich der Blick hätte anlehnen können. Immer wieder schaute er auf die nur schwach phosphoreszierenden Leuchtpunkte und Zeiger seiner Uhr, das einzige, was er seinen Augen bieten konnte. Bald würden auch sie verlöschen.
    Die Helmleuchte! Er faßte sich an den Helm, fühlte, daß die Leuchte noch an ihrem Ort war. Sie schien unbeschädigt. War es wieder der Akku? Der bereitete doch vorher schon Probleme. In hoffnungsvoller Erwartung prüfte er das Kabel, dann schlug er mit der flachen Hand gegen den Akku, immer wieder, doch die Finsternis blieb Sieger. Da war sie wieder, die Niedergeschlagenheit, die Leere der Gedanken, die Unfähigkeit, dem nächsten Augenblick zu vertrauen, ihm Positives abzuringen. Endlich übermannte ihn die Müdigkeit. An die Stollenwand gelehnt, den Kopf vornüber gebeugt, schlief er ein. Die Gnade der Erschöpfung entriß ihn der Trostlosigkeit.
     
     

29. Juli, 19:05 Uhr Ortszeit; Ministry of Petroleum & Natural Resources, Islamabad
    Die Nervosität Ahmed Hamids war unübersehbar. In ständiger Unruhe wechselte er innerhalb des weitläufigen, durchaus komfortabel eingerichteten Büros seinen Standort, ohne an diesem auch nur länger als eine, allenfalls zwei Sekunden zu verweilen. Die Wegstrecke zwischen Schreibtisch und lederner Sitzecke, dann und wann unterbrochen von einem Abstecher zur Fensterfront, hatte er bereits mehrfach zurückgelegt. Ahmed Hamid wartete auf den überfälligen Anruf des Brigadiers. War das Beben ein Wink Gottes? Er verwarf diesen Gedanken sofort, denn an der Rechtschaffenheit ihres Projektes bestand aus seiner Sicht nicht der geringste Zweifel. Was ihn störte, war die Beteiligung der Ungläubigen und deren Einflußnahme, aber solange diese die technischen Voraussetzungen und die Infiltrationsarbeit bei den Regierungen der westlichen Welt gewährleisteten, beides Domänen, in denen das muslimische Bündnis nichts Gleichwertiges bieten konnte, hatte diese Allianz Bestand. Zu einem späteren Zeitpunkt würde die offene Rechnung ohnehin beglichen. Dann wäre es endlich ein ausschließlich muslimisches Projekt zur Sicherung ausschließlich muslimischer Interessen.
    Das Telefon klingelte, als Hamid gerade die Runde um die

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