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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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gleichzeitig berühren konnten. Eine allerletzte Korrektur, dann brachte er sich in die erforderliche Ausgangsstellung, um die allenfalls zehn Meter messende Expedition starten zu können: Er saß er mit der Front zur Aufzugtrasse! Ein Gefühl grenzenlosen Triumphes stieg in ihm auf. Er hatte der Finsternis einen Fixpunkt, dem Nichts eine Richtung abgerungen!
    Er rief sich die Szenerie in Erinnerung, wie sie sich bei ihrer Ankunft dargestellt hatte. Demnach müßte er eingangs der Kaverne sitzen, die hölzerne Drehscheibe voraus. In der linken Wand der Kaverne befand sich die Nische, in der die beiden Pakistaner saßen. Obwohl es nahe lag, sich entlang der Wand bis zum Schacht vorzutasten, empfand er eine unerklärliche Abneigung, dies zu tun. War es die Furcht, in der Nische auf leblose Körper zu stoßen, das, was die Urgewalten von diesen übrigließen, mit den Händen zu fühlen? Ihn fröstelte.
    Er entschied sich, den beschwerlicheren Weg inmitten des Stollens zu nehmen. Träfe er auf die Drehscheibe, so führte diese ihn geradewegs an den Rand des Aufzugschachtes. Er war nun bereit, der allgegenwärtigen Schwärze ein Ziel zu entreißen, von dem er allerdings nicht wußte, ob es noch existierte, ob es überhaupt erreichbar war. Nur die Richtung glaubte er nunmehr zu wissen. So ähnlich muß es Columbus ergangen sein, als dieser in See stach, um entweder Indien oder das Ende der Welt zu erreichen. Columbus konnte allerdings sehen, sich orientieren – Sonne und Sterne wiesen den Weg.
    Sonne! Diese Vorstellung mobilisierte Sanders verbliebenen Kräfte. Er richtete sich auf, erschrak, als er mit dem Helm an die Stollendecke stieß. Er hatte in der Aufregung vergessen, daß in diesem Bereich nur gebücktes Gehen möglich war. Er streckte die Arme aus, hatte keinen Kontakt zu den Seitenwänden, stand also mittig im Stollen. Keinesfalls wollte er in die Nähe des Abgrundes zu seiner Rechten geraten! ‚Drei Fuß sind knapp ein Meter. Also ist ab 18 Fuß, eher 15 Fuß, Vorsicht geboten!‘ Der Ingenieur hatte das Kommando übernommen. Sander warf den ersten Stein. Der entfernte Aufprall signalisierte ihm, daß er richtig zum Ziel stand. Er setzte, die Arme gespreizt, Fuß vor Fuß, den Stollenboden vor sich mit den Fußspitzen jedesmal halbkreisförmig ertastend, von Zeit zu Zeit Steine vor sich hinwerfend, um anhand des Aufschlaggeräuschs rechtzeitig vor einem drohenden Absturz in die Tiefe gewarnt zu sein. So ging es im Schneckentempo voran. Er zählte die Anzahl der bereits gesetzten Füße, wiederholte, laut gegen die Finsternis anzählend, die letzte Zahl solange, bis der nächste Fuß gesetzt war. Bei 13 fand die voraustastende Fußspitze keinen Grund ...
    Eiseskälte kroch den Rücken hoch. War hier bereits das Ende der Expedition erreicht, er bereits an das Ende der ihm verbliebenen Welt gelangt? Sander ging in die Hocke, bemüht, die Grundrichtung beizubehalten. Bei 13 hätte der Kavernengrund noch nicht beendet sein dürfen! Da er zu Beginn der Aktion an die Stollendecke stieß, sich also noch im Stollen befand, konnte es nur einen Grund geben: Der Kavernenboden vor ihm war abgesackt, in tiefer gelegenen Hohlräumen verschwunden. Er nahm einen Stein und warf ihn nach links. Das Geräusch des Aufpralls signalisierte die Nähe zur linken Kavernenwand, die Richtigkeit seiner Ausrichtung. Wo war die verdammte Drehscheibe? Sie war doch viel zu groß, als daß sie in den Förderschacht hätte fallen können. Er kramte den nächsten Stein aus der Tasche, warf ihn vielleicht anderthalb, höchstens zwei Meter weit. Da war es, das Geräusch, wenn eine Holzscheibe getroffen wird, ein Stein auf dieser abrollt! Noch ein Stein. Sander analysierte das Gehörte. Zirka zwei Meter vor ihm lag, vielleicht einen, höchstens zwei Meter unter ihm die Drehscheibe, nach rechts in die Tiefe geneigt, vermutlich dem Gefälle der Aufzugtrasse folgend. Offensichtlich war der Kavernengrund unmittelbar vor ihm um einen, vielleicht zwei Meter abgesackt. Begann dort etwa der jäh in die Tiefe stürzende Spalt, der um Haaresbreite für ihn schicksalhaft geworden wäre? Dann wäre die Kaverne dort unpassierbar. Doch galt dies auch für den links voraus liegenden Bereich? Würde er sich entlang der linken Kavernenwand bis an den Mund des aufsteigenden Schachtes vortasten, müßte er die nach links ansteigende Aufzugebene ungefährdet erreichen können. Allerdings befand sich davor die Nische! Dennoch, er mußte es wagen; er hatte keine

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