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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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vom Beifahrersitz und machte sich auf den Weg zum Büro der Iranian Trade Services. Er würde dieses Büro heute schließen, soviel war sicher. Er war Liquidator dieser Niederlassung. Bassett grinste angesichts der Doppeldeutigkeit dieses Begriffs.
    Er studierte das Firmenschild vor dem Eingang, um sich die Telefonnummer einzuprägen. Nach einem kurzen Moment trat er ein, durchschritt Vorraum und Hauptbüro, ohne dessen Zustand der Verwahrlosung auch nur eines Blickes zu würdigen. Im hinteren Zimmer warf er die Sporttasche auf das stählerne Schreibtischungetüm. Er kramte umständlich sein Handy aus der Jackentasche, gab die soeben einstudierte Nummer ein und drückte die Ruftaste. Es dauerte wenige Sekunden, dann begann eines der klobigen Tischtelefone scheppernd zu läuten. Bassett unterbrach den Ruf, legte das Handy auf die Tischplatte und griff zielsicher in die Sporttasche. Das graue Stoffgebilde wog schwer in seiner Hand. Vorsichtig, fast fürsorglich legte er es ab und wickelte, scheinbar jede Drehung genießend, eine Waffe aus, die er nur bei besonderen Anlässen einzusetzen pflegte. Heute war ein besonderer Anlaß, denn er mußte nicht nur töten, er mußte überzeugend töten! Was dort vor ihm auf dem Tisch lag, hatte er sich seinerzeit vor seinem Desert Storm-Einsatz besorgt: eine langläufige israelische Desert Eagle, Kaliber 0.357 Magnum. Er prüfte Magazin und Waffe, strich beinahe liebevoll darüber hinweg, dann schraubte er den Schalldämpfer auf und legte das Monstrum griffbereit auf den Schreibtisch. Es war an der Zeit, sich im Büro nach Auffälligkeiten umzusehen.
    Er hatte alle Räumlichkeiten akribisch untersucht und befand sich nun im Bad. Die bisherige Ausbeute empfand er als ausgesprochen frustrierend; lediglich zwei tschechische CZ 38-Pistolen hatte er im Kasten der Klimaanlage des hinteren Büroraums gefunden. Bassett witterte förmlich, hier mußte mehr sein! Er setzte sich auf den Wannenrand, ließ den Blick durch das Bad schweifen. Es war nur halbhoch gefliest, darüber verbreitete speckiger Putz den Scharm eines mongolischen Vorstadtbahnhofs. Irgend etwas hatte ihn irritiert, aber er wußte nicht, was es war. Er haßte diese Momente! Wieder ließ er seinen Blick über Decke und Wände streichen. Er nahm die trüb gewordene Glasschale vom Deckenlicht und schaute hinter die Lampenfassung. Nichts. Eine Drehung, dann war die Schale wieder an ihrem Ort, und die Suche begann von neuem.
    Er änderte seinen Standort. Plötzlich sah er es. Das Umfeld einer Kachel der Wannenverkleidung war etwas weniger verschmutzt. Er inspizierte die Ausfugung, konnte dort jedoch nichts Auffälliges erkennen. Er klopfte die Kachel und ihr Umfeld ab. Sie klangen alle hohl. Er suchte ungeduldig in seinen Taschen nach dem Schweizer Offiziersmesser, ging in die Hocke, als er es endlich gefunden hatte. Er wählte die Feile, strich behutsam mit ihrer Flanke über die horizontalen Fugen. Während nirgendwo eine Auffälligkeit zu erkennen war, gab die Ausfugung an einer Stelle geringfügig nach. Er wiederholte die Prozedur, diesmal mit größerem Anpressdruck. Die Fuge war elastisch, es war kein Abrieb feststellbar. Nun drückte er mit dem Daumen fest und anhaltend an der auffälligen Stelle gegen die Ausfugung. Zufrieden stellte er fest, daß sein Daumen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. ‚Na also!‘ Dieses Rätsel würde in Kürze gelöst sein!
    Bassett wollte gerade zur Tat schreiten, um den Wert seiner Entdeckung zu prüfen, als er Lärm im Treppenhaus hörte. Er löschte das Licht, huschte in das hintere Büro, nahm die entsicherte Waffe in die Rechte, das Handy in die Linke und versteckte sich hinter der offen stehenden Tür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß der Eingangstür, in ihr Gespräch vertieft, traten die beiden ein. Auf diesen Augenblick hatte Bassett gewartet, zigmal hatte er ihn in Gedanken durchspielt, die Reaktionen seiner Gegenspieler prognostiziert, Schwachstellen gesucht. Es gab keine Schwachstelle, er war seiner Sache sicher. Es gab keinen Plan B.
    Bassett hörte, wie die Eingangstür ins Schloß fiel. Das war der Moment! Er drückte auf die Rufwiederholungstaste seines Handys, wartete mit angehaltenem Atem. Wenige Sekunden später klingelte eines der beiden Tischtelefone schrill, geradezu nervtötend. Bassett hörte das Fluchen des Kolosses, dann seine schlurfenden Schritte. Jetzt trat er durch die Tür, griff, den Rücken Bassett zugekehrt, zielsicher nach einem der Hörer

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