Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Gesichtsverletzung, die muß versorgt werden. Warten Sie hier! Rennen Sie nicht fort!“ Der Mann erhob sich, lachte wirr. Es war kein tatsächliches Lachen, es war Ausdruck blanken Zynismus. „Wohin sollten Sie auch rennen?“ Er hieß ihn mit einer Handbewegung, sitzen zu bleiben und entschwand lautlos durch die Tür.
Sander war noch mit Überlegungen beschäftigt, wie er sich gegen den Fremden verteidigen könne, als dieser mit einem Verbandskasten zurückkehrte. Sollte er tatsächlich jemanden gefunden haben, mit dem er den Ausbruch aus dieser Hölle wagen konnte? Er ergriff ihn beim Ärmel. „Gibt es einen Weg nach draußen?“
Der Fremde starrte ihn mit seltsamem Blick an, als würde er durch Sanders Augen in eine andere Welt blicken. „Ich fürchte, nein. Die Gänge auf dieser Ebene führen nicht nach draußen. Die Labors und Produktionsstätten auf der Ebene darunter sind allesamt verseucht, ohne Schutzkleidung und Atemgerät unpassierbar. Durch sie führt der einzige Weg nach draußen, vorausgesetzt, man kennt die Schlüsselcodes der Stahltore zwischen den Sektionen. Ich kenne sie nicht! Machen wir uns nichts vor – hier ist Endstation! Wenigstens sind wir nicht mehr allein, in Gesellschaft stirbt‘s sich leichter. Aber sagen Sie, wo wurden Sie gefangen gehalten? Ich habe Sie nie bemerkt.“ Der Fremde zuckte plötzlich zurück, Schreck weitete seine Augen. „Oder gehören Sie etwa zu denen?“
Sander verdrängte seine Fragen, ausgelöst von den Andeutungen des Fremden. „Ich komme von dort oben.“ Seine Hand wies in die Höhe. Er spürte, daß sein Gegenüber sich in ähnlich verzweifelter Situation befand, offensichtlich nicht sein Feind war. Euphorie übermannte ihn, ein vergessenes Hochgefühl nach all den Erfahrungen am Rande des Wahnsinns, den nur mit Glück und Geschick überstandenen Herausforderungen. Er hatte einen Gefährten! Allein auf sich gestellt, hatte er es bis hierher geschafft, gemeinsam würden sie das Tageslicht erreichen! Er hatte nicht den geringsten Zweifel.
„Von dort oben?“ Ungläubig schüttelte der Fremde den Kopf. „Wie das?“ Während der Fremde die Wunde behandelte, begann Sander seine Geschichte zu erzählen. Erst stockend nach Begriffen suchend, die doch nur unvollkommen das Erlebte wiedergaben, dann schneller werdend, schließlich sich überstürzend. Ohne Beachtung der chronologischen Reihenfolge schilderte er die Ereignisse, wie sie ihm gerade in den Sinn kamen, bis die Erschöpfung ihm Einhalt gebot.
Der Fremde hatte aufmerksam zugehört. „Und – haben Sie das Licht dort oben gefunden?“
„Nein, ich sagte es doch. Oder vergaß ich das? Da war kein Licht. Aber es muß dort einen Spalt geben, es zog in dem Schacht wie in einem Kamin!“
Der Fremde schaute ihn ungläubig an. „Sie glauben den Ort wiederzufinden? Dieser Berg ist voller Stollen!“
Sander setzte sich aufrecht. Jetzt war er es, der unter Tage die Kommandogewalt innehatte, jetzt war er der Experte! „Natürlich! Wir brauchen nur dem Wetterschacht zu folgen.“
Der Fremde schaute ihn ungläubig an, als zweifle er an Sanders Verstand. Angesichts der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bot sich jedoch keine Alternative. Seine Entscheidung fiel rasch. „Ich schlage vor, wir untersuchen, was wir von den zugänglichen Ausrüstungen gebrauchen können. Dann sollten wir uns umgehend in Ihr Stollensystem zurückziehen. Dort sind wir sicherer, sollte TM zurückkehren.“
„TM? Wer ist TM?“
Der Fremde schaute Sander erstaunt an, als setze er voraus, daß jeder TM kenne. „TM ist das Kürzel von The Mask, dieses Ungeheuer, das hier im Berg die größte Katastrophe vorbereitet, wie sie die Welt noch nicht erlebt hat!“
Sander war sofort bewußt, The Mask konnte nur dieses gelbäugige Scheusal sein, das ihn bis in seine Träume verfolgte! „The Mask? Wer verbirgt sich dahinter?“
Der Fremde war aufgestanden und an den Schrank getreten, dem der Maskenmann seine Ausrüstung entnommen hatte. „Verdammt!“ Der Fremde war sichtlich erregt. „Dieser elende Hund hat beide Atemgeräte und alle Gasmasken mitgenommen! Dann bleibt wirklich nur Ihr Weg! Kommen Sie, helfen Sie mir! Hier sind Seile und Lampen. Bringen Sie den Verbandkasten mit. Das Wichtigste daraus stecken wir uns nachher in die Taschen.“
Sander griff ungeschickt nach dem Verbandkasten. Der Deckel öffnete sich, etliche Atropinspritzen rollten heraus. Atropin! Er kannte es aus seiner Soldatenzeit. Es war ein Gegenmittel bei
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