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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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fuhren mit mir nach Taschkent zurück, einer von ihnen steuerte meinen Leihwagen. Ich übergab ihn, immer in Begleitung von zwei Aufpassern, ordnungsgemäß und checkte anschließend aus. Vermutlich wollten sie auf diese Weise meine Spur verwischen. Dann ging es in einer längeren Autofahrt in östlicher Richtung über Land. Es war schon dunkel, als wir ankamen. Kurz vorher nahm man mir die Uhr ab und verband mir die Augen. Man führte mich in eine Halle. Ich schloß das aus dem Widerhall der Geräusche. Ich weiß nicht, wie lange wir warteten, dann hörte ich in größerer Entfernung einen Helikopter. Sie verfrachteten mich in einen offenen Geländewagen und fuhren mich bis unter die kreisenden Rotorblätter. Zwei Personen halfen mir in den Hubschrauber. Unmittelbar danach hob dieser ab. Jemand nahm mir nach einer Weile die Binde von den Augen. Trotz der Dunkelheit erkannte ich, es war eine Mi-8 T. Ich kenne diesen Typ aus meiner Militärzeit. Ich saß in Flugrichtung rechts. Halb in meinem Rücken erkannte ich die Abenddämmerung. Also flogen wir in südöstlicher Richtung.“ Erneut räusperte er sich. „Ich brauch‘ noch einen Schluck.“
    Sander griff nach der Flasche, stieß sie in der Dunkelheit um. Das Geräusch verriet ihm, daß sie so gut wie leer war. „Achtung! Ich mache Licht!“ Sie blinzelten, um sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. „Igor, wir trinken zu viel! Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir benötigen, um hier herauszukommen. Kannst Du es noch etwas aushalten?“
    „Natürlich, es war mehr eine Floskel als der Ausdruck tatsächlichen Durstes. Laß mich weiter erzählen, denn jetzt erst beginnt die eigentliche Katastrophe, dieses unsägliche Fiasko! Was du gleich hörst, wird dein Weltbild verändern, dies sicherlich nicht zum Positiven!“ Igor atmete tief, als müsse er eine zentnerschwere Last schultern. „Laß bitte einen Moment das Licht an, es beruhigt, das Funkeln der Einschlüsse im Gestein zu betrachten. Es erweckt den Anschein, als lebe der Fels.“
    Sander verstand den Russen, wenn er bisher auch wesentlich kürzere Zeit im Reich der Toten hatte zubringen müssen. Nach einer Weile, in der Igor die visuellen Eindrücke in sich aufzusaugen schien, fuhr er fort: „Du kannst es ausmachen. Nun, wie ging es weiter? Wir flogen, die Topographie nutzend, tief in den Tälern, stets unterhalb des Radars. Das wird der Grund gewesen sein, warum wir nachtanken mußten. Ich hatte anhand des Funkverkehrs mitbekommen, daß ein besonderes Manöver anstand. Wir landeten in völliger Dunkelheit in einem Karree brennender Landemarken, vermutlich waren es Ölfässer. Es muß im südöstlichen Tadschikistan gewesen sein. Wir hatten mehrfach einen Fluß überflogen, das Gelände war eben wie ein Tisch. Es ging alles sehr schnell, militärisch straff organisiert. Schon nach kurzer Zeit waren wir wieder in der Luft. Mir fiel auf, daß wir mit reduzierter Turbinenleistung flogen, wann immer die Flughöhe dies erlaubte. Wir flogen durch Gebirgstäler des Himalaya, über kaum besiedelte Landstriche hinweg, angesichts der abgeforderten Turbinenleistung zuweilen knapp unterhalb der Dienstgipfelhöhe. Zwei, vielleicht drei Stunden ging das so, ich weiß es nicht. Das war der Grund, warum sie mir die Uhr abgenommen hatten: Ich sollte die Flugroute nicht rekonstruieren können! Alle meine Angaben basieren auf Vermutungen, einzig die fahle Abenddämmerung im Westen war eine gesicherte Beobachtung!“
    Der Russe ächzte, als er eine bequemere Sitzposition einzunehmen versuchte. „Irgendwann wurde die Turbinenleistung abrupt heruntergefahren. Wir ‚flüsterten‘ uns durch ein Tal, wir schlichen uns förmlich an! Die Flughöhe über Grund betrug allenfalls sechzig Meter, in der Dunkelheit nur schwer einschätzbar. Unsere Marschgeschwindigkeit lag bei höchstens achtzig Stundenkilometern, eher weniger. Ich spürte, wir näherten uns dem Ziel, dies in einer Region, in der wir offensichtlich nicht willkommen waren. Ich wußte zu dem Zeitpunkt nicht, ob es Afghanistan oder Pakistan war, zumal im Gebirge häufig die Flugrichtung wechselte und ich bald die Orientierung verlor. Ich weiß es heute noch nicht mit Sicherheit!“ Der Russe schwieg einen Moment. Sander, neugieriger denn je, drängelte, den Bericht fortzusetzen. „Wir landeten auf freier Fläche, fernab jeglicher Siedlungen. Niemand hatte bisher mit mir gesprochen. Es fiel mir auf, daß überhaupt kaum gesprochen wurde, selbst die Piloten hatten

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