Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
sein, da erwarte ich nichts, aber oben, die Eingänge zu den Aufzugschächten, dort wird die Musik spielen! Es wäre hilfreich, wenn die Kameraden verschwänden! Für immer! Du verstehst, was ich meine? ... Natürlich lade ich dich nach New York ein! Versprochen!“
Bassett beförderte den Hörer mit Schwung auf die Gabel. Er schaute Cannon herausfordernd an. „Mein Freund beim ISI.“
Cannon grinste. „Verstehe, Sie lassen einen virtuellen Sander auferstehen! Die Häscher tot, Sander entkommen, nun jagt ihn mal schön! Sie lassen Sander nach Belieben an Orten und zu Zeiten auftauchen, wann immer Sie wollen, in der Annahme, daß Taheri und – das ist das eigentliche Ziel – weit höhere Chargen ihm hinterher hetzen. Nicht schlecht. Aber was nutzt es Ihnen, wenn Taheri sich von Ihrer Spielwiese absetzt? Oder man ihn in die ewigen Jagdgründe befördert? Ohne ihn kommen Sie nicht an die Hintermänner!“
Auf diese Frage hatte Bassett sich schon den ganzen Abend gefreut! Was er jetzt Cannon zu sagen hätte, würde diesen glatt von der Fensterbank hauen! „Holen Sie mir mal ‘n Bier?“ Cannon erhob sich. Trotz seiner fast liegenden Position fing Bassett geschickt die Dose. Die Kohlensäure zischte, Schaum spritzte. Bassett warf die Deckellasche in den riesigen Aschenbecher, zelebrierte einen genüßlichen Schluck. Oh ja – er genoß den Auftritt. Endlich kam die Eröffnung: „Taheri wird uns informieren, wo er sich jeweils aufhält!“
Cannon war sichtlich enttäuscht; er hatte etwas Außergewöhnliches, etwas wirklich Überraschendes erwartet. Das aber, was Bassett hier anbot, war stümperhaft. „Sie vertrauen doch nicht etwa diesem Schakal?“
Bassett trieb es auf die Spitze. „Doch, das tue ich, er hat es mir versprochen!“
„Ich glaub‘ es nicht!“ Cannon schlug sich vor die Stirn. Sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen Fassungslosigkeit und schierer Enttäuschung.
„Naja,“ – Bassett spielte seine Rolle mit wachsender Begeisterung – „eine kleine Sicherheit habe ich schon eingebaut!“
Cannon, wenig beeindruckt: „Und das wäre?“
Bassett konnte sich ein kindisches Glucksen nicht verkneifen. „Ich sagte es doch, ich habe eine Sicherheit eingebaut!“
Cannon konnte und wollte ihm nicht mehr folgen. Bassett erkannte, daß er den Bogen nicht weiter spannen konnte. „Ich habe ihn verwanzt!“
Plötzlich war Cannon hellwach. „Verwanzt?“
Nun vermochte Bassett sein Geheimnis nicht mehr zurückzuhalten. „Ich habe ihm einen Chip injiziert, das Neueste vom Neuen! Passiver Biochip, zwei mal achtzehn Millimeter, röntgenamorph, autark, wird durch GPS aktiviert, sündhaft teuer.“
Cannon stand der Mund offen. „Das gibt es? Verdammt, wieso weiß ich das nicht?“
Bassetts Grinsen erfaßte dessen gesamte Gesichtsbreite. „Sie sind eben noch verdammt jung!“ Er zog die Uhr aus der Jackentasche. „Kommen Sie, gehen wir in den Club!“
Cannon leerte die Dose mit einem Zug. Bassett hatte sich schon aus dem Sessel gewuchtet. „Eine Frage noch! Sie erwähnten am Telefon eben einen Typen im Schrank. Was hat es damit auf sich?“
Bassett packte ihn beim Arm und schob ihn zur Tür. „Das erzähle ich Ihnen unten.“
Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
„Wie hatten sie dich gefunden?" Sanders Stimme verriet die Neugier.
Der Russe räusperte sich mehrmals, bevor er antwortete. Der bei der geringsten Bewegung aufwirbelnde Staub machte ihm offensichtlich zu schaffen. „Es war ein unglaublicher Zufall! Ich konnte ja nicht ahnen, wie weit ihr Netzwerk reicht! Wie ich später erfuhr, bekommen sie in Taschkent auf Anforderung sämtliche Passagier- und Meldelisten. Die wußten schon von meiner Anwesenheit, bevor ich überhaupt dort war! Allerdings wurden sie aus dem Grund meiner Reise nicht schlau, denn sie hielten mich seit meiner Ansprache für ungefährlich. Ich war zwar nicht ihr Verbündeter, aber ich war, genau wie sie, daran interessiert, daß der Plutoniumdiebstahl nicht bekannt würde. Ich glaube, dies hat mir in dieser Phase das Leben gerettet ...“
Sander unterbrach ihn: „In dieser Phase? Was heißt das?“
Der Russe überlegte einen Augenblick. „Es ist besser, ich erzähle der Reihe nach. Sie stellten mir keine Fragen, sie diskutierten nicht mit mir. Ich hatte später das Gefühl, als sei jeder Schritt, jede Aktion bereits geplant gewesen. Der Oberst telefonierte mehrfach und gab dann seine Anweisungen. Also war auch er Befehlsempfänger. Sie
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