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Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Titel: Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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ich muss verreisen.‹ Ich darauf: ›Ja, aber wohin denn und wie lange?‹ Sie: ›Das weiß ich noch nicht.‹ Und finito. Aus und vorbei.«
    »Welchen Eindruck hattest du?«
    »Welchen Eindruck ich hatte? Ich war fertig, Mann, das war wie ein Tritt in die Eier. Mir ist komplett der Appetit vergangen, keinen Bissen habe ich runtergekriegt. Am liebsten hätte ich etwas zertrümmert, wenn ich nicht wüsste, dass das eine absolut klischeehafte Ersatzhandlung ist.«
    Ich schielte zum Kühlschrank und überlegte, wie lange es wohl dauern würde, die Puszta-Schweineteile und die Spieße zu grillen.
    »Das meine ich nicht. Welchen Eindruck hattest du von Sigi? Klang ihre Stimme besorgt, ängstlich oder eher unternehmungslustig?«
    »Jetzt, wo du es sagst.« Er brachte seine Haare noch mehr in Unordnung. »Bedrückt ist vielleicht das richtige Wort. Ich dachte natürlich, sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie mit einem anderen Kerl abhaut. Aber es kann auch sein …«
    »… dass sie nicht freiwillig verreist ist«, ergänzte ich.
    »Ja, das ist es. Sie ist gekidnappt worden. Oh, Scheiße, Georg, was machen wir bloß?«
    »Wenn sie gekidnappt worden wäre, hätte sie dich nicht angerufen. Aber weißt du, was mir wirklich Sorgen macht?«
    Er starrte mich mit offenem Mund an.
    »Sie ist auch nicht verhaftet worden. Denn dann hätte sie ihre Anwältin angerufen, und die Anwältin wiederum hätte dich verständigt.«
    »Und wo ist sie dann?«, stammelte Fred.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Hast du irgendwelche Geräusche im Hintergrund gehört? Stimmen, Verkehrslärm?«
    Er überlegte. »Ich glaube nicht. Es war ja so kurz, und ich war vollkommen geschockt. Da habe ich nicht auf so was geachtet.«
    »Okay. Hast du danach noch andere Anrufe erhalten, ich meine, von Unbekannten? War jemand hier, den du nicht kanntest?«
    Fred verneinte.
    »Na gut«, sagte ich. »Was hältst du davon, wenn wir jetzt die Schweineteile und die Spieße grillen?«
     
    Für den nächsten Anruf benutzte ich eine Telefonzelle. Nicht, dass ich dem Angerufenen grundsätzlich misstraute. Mit Hauptkommissar Stürzenbecher war ich in den letzten Jahren ganz gut ausgekommen. Nach dem Prinzip Gibst du mir eine Information, geb ich dir auch eine hatten wir eine Ebene der Kooperation gefunden, die uns beiden nützte. Trotzdem war Stürzenbecher Polizist, und gelegentlich siegte bei ihm die postpreußische Pflichtauffassung. Das Aufleuchten meiner Handynummer auf seinem Display würde ihn nur unnötig in Versuchung führen.
    Ich tippte Stürzenbechers Durchwahlnummer. Wenn es eine offizielle Aktion gegen Security Check gab, dann hatte er zumindest davon gehört. Stürzenbecher hatte seine Ohren überall.
    »Wilsberg!«, rief er erfreut aus. »Mensch, von dir habe ich aber schon lange nichts mehr gehört. Wir müssen unbedingt mal wieder ein Bier zusammen trinken.«
    Schon wieder jemand, der eine Spur zu freundlich war. Entweder wollte er etwas von mir, oder die Stadtwerke mischten neuerdings eine Portion Glücklichmacher ins Trinkwasser.
    »Ich trinke keinen Alkohol mehr«, erinnerte ich ihn. »Aber wenn du mit mir einen Krug Apfelsaft teilen willst, soll mir das recht sein.«
    »Bier, Apfelsaft, das spielt keine Rolle. Hey, wo steckst du?«
    Ich ging nicht darauf ein. »Sag mal, hast du was von einer Durchsuchung bei Security Check läuten hören?«
    »Hausdurchsuchung? Wie kommst du darauf?«
    »Ich vermisse ein paar Kollegen. Und am Telefon in unserer Zentrale sitzt jemand, dessen Stimme sich auch in einem Kosmonautenanzug noch nach Polizei anhören würde.«
    »Nee«, sagte Stürzenbecher mit breit gezogenen Vokalen. »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich kann mich mal umhören. Zurzeit habe ich etwas Luft. Kein Mordfall auf meinem Schreibtisch, kannst du dir das vorstellen? Ich würde sagen, wir treffen uns in einer halben Stunde. Schlag einen Ort vor!«
    »Eine telefonische Auskunft wäre mir lieber«, sagte ich.
    »Von mir aus. Unter welcher Nummer kann ich dich erreichen?«
    Das lief alles viel zu glatt. Normalerweise ähnelten unsere Verhandlungen einem Einkauf im türkischen Bazar.
    »Bist du noch dran?«, fragte Stürzenbecher. »An welchem Fall arbeitet ihr eigentlich? Was du erzählst, klingt nach harten Bandagen. Da müsst ihr jemandem gewaltig auf die Füße getreten haben.«
    »Weißt du was?«, sagte ich. »Ich habe den unguten Verdacht, dass du mich hinhalten willst. Deine Jungs in den grün-weißen Autos sind wahrscheinlich schon auf dem Weg

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