Das scharze Decameron
fort und kaufe einen Kuchen, ein Brot oder so etwas.« Der Mann machte sich sogleich auf den Weg zum Markt.
Die Frau blieb mit dem Freund allein. Sobald der Mann fortgegangen war, begann sie ein großes Messer zu schleifen. Der Freund sah es. Der Freund bekam Angst. Der Freund sagte bei sich: »Will die Frau mich töten?« Als die Frau das Messer geschliffen hatte, sagte sie zu dem Freund: »So, nun komm heran!« Der Freund sagte: »Was willst du?« Die Frau sagte: »Ich will dir nur die Hoden abschneiden. Das ist bei uns so Sitte, wenn der Freund zum erstenmal zu Gast ist.« Der Freund sagte: »Laß mich vorher noch einmal hinausgehen, um mein Wasser abzuschlagen.« Die Frau sagte: »Gewiß, tue dies.« Der Freund ging hinaus. Sobald er vor dem Hause war, begann er fortzulaufen, so schnell er konnte.
Sobald der Freund fort war, begann die Frau, so schnell wie sie nur konnte die beiden Rebhühner zu essen. Sie war gerade damit fertig, da kam der Mann vom Markt zurück. Der Mann fragte die Frau: »Wo ist mein Freund?« Die Frau sagte: »Frage nur auch gleich, wo die zwei Rebhühner sind!« Der Mann sagte: »Hat mein Freund sie beide mitgenommen?« Die Frau sagte: »Überzeuge dich doch selbst! Dort steht noch der Kochtopf.« Der Mann sah in den Kochtopf. Der Kochtopf war leer. Der Mann stürzte aus dem Hause hinaus.
Der Mann lief hinter dem Freund her. Der Mann sah den Freund in der Ferne. Der Mann rief hinter dem Freund her: »Laß uns wenigstens eines.« Der Freund lief so schnell er konnte weiter, rief aber zurück: »Wenn du mich einholst, kannst du sie alle beide haben.«
Der Geizhals
Sahel
Im Orte Maku, im Lande Pignari, lebte ein Kaddo, der hieß Ansige. Er war ein Bastard, aber sein Vater hatte keine anderen Kinder, und so zog er den Ansige auf wie seinen Sohn. Man nannte ihn Ansige Karambe. Als der Vater starb, hinterließ er Ansige alles, und Ansige war nun ein wohlhabender Mann.
Ansige war ein Bastard und hatte den Charakter eines Bastards. Er war sehr geizig. Er war ganz außerordentlich geizig. Dann war er ein nimmersatter Vielesser. Er konnte ganz unendliche Massen vertilgen. Als sein Vater gestorben und er ein reicher Mann geworden war, schaffte er sich drei Frauen an. Alle drei mußten für ihn arbeiten, mußten für ihn Essen besorgen. Alle Tage sagte er zu ihnen: »Ihr arbeitet mir nicht genug. Ihr macht mir nicht genug Essen. Ich will mehr zu essen haben.« Die Frauen sagten unter sich: »Er ist geizig! Er ißt zu viel!« Alle Leute sagten: »Ansige Karambe ist über alle Maßen geizig und gierig.« Als Ansige einige Jahre verheiratet war, kam seine erste Frau zu ihm und sagte: »Ich will mich ein wenig nach meiner Familie umsehen und will verreisen.« Sie ging zu ihrem Vater. Dann kam seine zweite Frau und sagte: »Ich will mich ein wenig nach meiner Familie umsehen und verreisen.« Sie ging zu ihrem Vater. Dann kam seine dritte Frau und sagte: »Ich will mich ein wenig nach meiner Familie umsehen und verreisen.« Sie ging zu ihrem Vater.
Nun war Ansige allein. Er mußte sich das Essen von anderen Frauen herstellen lassen, und da er geizig war und gleichzeitig gierig, so wollte er für kleine Bezahlung immer sehr viel haben. Demnach bekam er sehr schlechtes Essen. Da sagte er eines Tages: »Es ist ganz abscheulich. Ich habe drei Frauen, die sind nun seit zwei Jahren fortgelaufen zu ihren Eltern, und ich muß mir für teure Bezahlung schlechtes und so wenig Essen von anderen Weibern machen lassen, daß ich beinahe Hungers sterbe. Ich werde meine Frauen besuchen und verlangen, daß sie heimkommen.« –
Ansige machte sich auf den Weg und kam nach einer Wanderung zu dem Dorfe, in dem seine erste Frau wohnte, die hieß Paama. Er sagte dem Vater seiner Frau: »Guten Tag.« Der Vater seiner Frau schenkte ihm einen Hammel. Ansige tötete den Hammel, zog ihm die Haut ab, ließ von dem Knaben, der ihn gebracht hatte, ein Gerüst bauen, röstete darauf den Hammel in einem Stück und begann ihn dann auch gleich zu verzehren. Während er gute Stücke abschnitt und diese dann in den Mund schob, hielt der Knabe den Braten. Er gab aber dem Knaben nichts ab.
Einmal fiel ein kleines, schlechtes Stückchen herab. Der Knabe hob es auf und aß es. Ansige sah das, wurde sogleich außerordentlich wütend und schlug auf den Knaben. Er schlug ihn aber so, daß der Knabe sogleich tot hinfiel. – Dann aß Ansige den Hammel auf. Die Frau Paama sagte inzwischen daheim zu sich: »Ich kenne doch meinen Mann. Ich muß
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