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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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hüllte sich aber in Lumpen und wanderte von dem Tage an als Bettlerin von einem Ort zum andern, bis an ihr Lebensende.

Heimsuchung eines jungen Mädchens
    Togo-Tim
    Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau gebar ein Kind. Es war ein Mädchen, ein sehr hübsches Mädchen. Ein junger Mann bewarb sich um das junge Mädchen. Der Vater war damit einverstanden. Der Vater sagte: »Wenn das Mädchen reif ist, kannst du es heiraten.« Der Vater sperrte das junge Mädchen nun ein, damit es mit keinem Mann in Verbindung kommen könne. Die Mutter brachte dem eingeschlossenen Mädchen täglich das Essen. Das Mädchen sollte bei Tage nie die Hütte verlassen.
    Einmal bei Nacht kam das junge Mädchen ins Freie, um ein Bedürfnis zu erledigen. Als sie wieder ins Haus trat, erblickte sie einen jungen Mann. Der junge Mann verliebte sich sogleich in das junge Mädchen. Er ging zu seinen Freunden und sagte: »Wer ist das junge Mädchen, das bei Nacht in dies Haus ging?« Die Freunde sagten: »Der Vater hat sie einem jungen Manne versprochen, und sie darf nun nicht mehr das Haus verlassen.« Der junge Mann sagte: »Das ist mir ganz gleich. Ich muß das Mädchen besitzen. Ich kann nicht ohne sie sein.« Die Freunde sagten: »Es geht nicht. Kein Mensch darf aus diesem Hause heraus oder in dieses Haus hinein. Sie ist immer eingeschlossen.«
    Darauf sagte der Jüngling zu seinen Freunden: »Wickelt mich in viele Tücher, so daß man nicht mehr erkennt, daß ich ein Mann bin. Dann bringt mich dem Vater des Mädchens und sagt: ›Das ist ein Kissen, das deine schöne Tochter unter den Kopf legen soll, damit sie nicht so hart liegt.‹« Die Freunde taten es. Der Jüngling wurde in viele Tücher eingewickelt. Die Freunde brachten das Paket dem Vater. Der Vater nahm es an. Die Mutter brachte es dem Mädchen und sagte: »Dies Kopfkissen senden dir die jungen Männer des Dorfes, damit du mit dem Kopfe weich liegst.«
    Dann ging die Mutter hinaus und ließ das Mädchen mit dem Kopfkissen allein. Als die Mutter hinausgegangen war, legte das Mädchen sich auf das Kopfkissen. Das Mädchen sagte: »Das ist gut.« Dann stand das Mädchen auf und betrachtete das Kopfkissen. Das Mädchen wickelte einen Stoff ab, dann noch einen, dann noch einen. Es fühlte mit der Hand zwischen die Stoffe, um zu sehen, ob das alles Stoffe seien. Sie kam nach innen. Sie bekam dann gerade den Penis des jungen Mannes in die Hand. Das junge Mädchen sagte: »Was ist denn das?« Sie fühlte weiter und griff an den Hodensack. Sie sagte: »Was ist denn das?« Sie drückte den Hodensack, da geriet der Penis des jungen Mannes in Erektion. Das junge Mädchen machte die Stoffe auseinander. Sie sah, daß ein Mensch darin war. Das junge Mädchen erschrak, denn sie hatte noch nie einen Mann gesehen. Der junge Mann aber nahm das Mädchen in seine Arme. Sie wurde ruhig. Das junge Mädchen zeigte auf den Penis des jungen Mannes und fragte ihn: »Was ist denn das?«
    Dann beschlief der junge Mann das junge Mädchen. Am andern Morgen sagte er: »Nun wickle mich wieder in die Tücher, damit deine Mutter mich nicht sieht.« Das junge Mädchen tat es. Am Abend aber schlug sie die Tücher wieder auseinander und ließ den jungen Mann bei sich schlafen.
    Nach einigen Monaten sagte die Mutter des jungen Mädchens zu ihrem Manne: »Der Leib unserer Tochter schwillt. Sie muß schwanger sein!« Der Vater ließ seine Tochter kommen und fragte sie: »Wer hat dich schwanger gemacht?« Das junge Mädchen sagte: »Das Kopfkissen, das Mutter mir gebracht hat.«
    Deshalb schließt man junge Mädchen nicht mehr ein. Man kann doch nichts dagegen machen, wenn die jungen Leute so verliebt sind.

Der Faulpelz
    Sahel
    In Dogo, südlich von Bandiangara, lebt der Stamm der Binima, der auch aus Mande kam. Ein Kaddo dieses Stammes hatte eine Frau namens Käire geheiratet. Der Mann war über alle Maßen faul und suchte sich vor jeder Arbeit zu drücken. Da Käire sehr fleißig war, schob er ihr alles zu und fand immer neue Wege, sich selbst arbeitsfrei zu erhalten.
    Eines Tages steckte er sich eine Kalebasse in die Hose und hinkte zu seiner Frau und sagte: »Sieh, welche fürchterliche Krankheit mich befallen hat. Sieh, ich habe ganz geschwollene Hoden (Elefantiasis). Ach, ich habe solche Schmerzen. Ach, ich habe solche Schmerzen. Und nun muß ich dich allein auf das Feld zur Ackerarbeit gehen lassen. Ach, was bin ich schlecht daran!« Käire sah die starke Schwellung. Sie bereitete eine gute Speise, setzte sie ihrem

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