Das scharze Decameron
Stricken. Sie leuchteten hinunter und holten ihn glücklich wieder heraus.
Dann ging Ansige zurück und aß das Abendessen schnell auf. Am anderen Tage vergaß er seiner Frau zu sagen, daß sie zu ihm zurückkommen sollte. –
Ansige machte sich am nächsten Tage abermals auf den Weg und kam in das Dorf seiner dritten Frau. Er ging zu seinem Schwiegervater, begrüßte ihn und sagte: »Ich möchte nach meiner Frau sehen.« Der Schwiegervater sagte: »Das ist recht.« Dann ließ er ihm einen Platz anweisen und gab den Auftrag, daß die Frau auch etwas zu essen für ihren Mann besorge. Die Frau machte sich sogleich an die Arbeit, stellte ein Gericht her und brachte ihm das, sowie eine große Schale mit Erdnüssen. Ansige aß sogleich das Gericht, und dann begann er mit dem Knaben, der die guten Speisen gebracht hatte, die Erdnüsse zu essen. Der Knabe knackte die Erdnüsse, wie alle Leute, erst auf, und ließ die Schalen zur Erde fallen. Ansige wollte aber dem Jungen möglichst wenig zukommen lassen und aß deshalb die Erdnüsse mit den Schalen. Nachher sagte die Mutter der Frau: »Ich will jemand hinsenden, der die Schalen der Erdnüsse wegfegt, die dein Mann gegessen hat.« Die Frau dachte: »Mein Mann wird, wie ich ihn kenne, nicht viele Erdnußschalen auf die Erde geworfen haben. Du brauchst niemand anders zu senden. Ich werde es selbst machen.« Sie ging hin und fand, daß nur die Schalen der wenigen Erdnüsse da lagen, die der Knabe gegessen hatte.
Nachher sagte der Vater: »Bereite zum Abendessen deinem Mann ein Gericht, das er gerne ißt.« Die Frau sagte: »Ich will ihm Punandi (Klöße) machen.« Der Vater sagte: »Nimm die gute Hirse dazu, die uns heute frisch hereingebracht wurde.« Die Frau sagte: »Ich will es tun.« Dann machte sich die Frau daran, begann das Korn im Mörser zu stoßen und stellte so vier große Mullen Schrotmehl her. Sie tat Wasser dazu und stellte das Gericht her. Alles das sah Ansige von dem Hause aus, das ihm zugewiesen war, und mit Gier blickte er besonders immer auf den Mörser. Dann brachte die Frau das Gericht Punandi, das aus vier Mullen Schrotmehl hergestellt war und für zwanzig gewöhnliche Leute gereicht hätte. Ansige aß das Gericht vollkommen auf. Als Ansige mit dem Gericht fertig war, mußte er immer an den Mörser denken. Er sah zu dem Mörser hin und sagte bei sich: »Vielleicht ist in dem Mörser noch ein wenig Mehl.« Ansige ging hin und sah in den Mörser. Es saß noch ein wenig am Rande. Er steckte den Kopf hinein, um das abzulecken. Als er aber den Kopf wieder herausziehen wollte, konnte er es nicht. Er war vollkommen fest eingekeilt. Er mußte wohl oder übel mit dem Kopf im Mörser stehen bleiben.
Inzwischen dachte seine Frau daheim: »Ich kenne meinen Mann. Ich muß doch einmal nach ihm sehen, denn sicherlich hat er inzwischen in seiner Gier eine Sache gemacht.« Sie machte sich auf den Weg. Sie sah in das Haus, das ihm angewiesen war. Er war nicht darin. Sie sagte: »Er hat die Punandi aufgegessen. Danach war er sicherlich sehr gierig. Ich werde einmal am Mörser nach ihm sehen.« Die Frau ging hin. Sie fand ihren Mann mit dem Kopf in dem Mörser. Sie fragte: »Was ist das?« Ansige sagte: »Du kennst mich doch! Tu doch nicht so, als ob du mich nicht kennst. Als ich deine Punandi gegessen hatte, bekam ich Lust, von dem Schrotmehl zu versuchen. Ich steckte deshalb den Kopf in den Mörser, und nun bekomme ich ihn nicht wieder heraus.«
Die Frau sagte: »Jetzt will ich dir sogleich helfen.« Sie zog einen Ring vom Finger und warf ihn in den Mörser. Dann schrie sie laut. Hierauf kamen viele Leute angelaufen und fragten: »Was gibt es?« Die Frau sagte: »Das Unglück, das Unglück! Ich bin an dem Unglück schuld. Ich sagte zu meinem Mann, er hätte einen dicken Kopf. Er sagte nein, er habe keinen dicken Kopf. Ich fragte ihn, ob er einen Fingerring, den ich in den Mörser werfen wolle, glaube mit dem Mund wieder herausholen zu können. Er sagte ja, das könne er. Er steckte den Kopf hinein. Aber nun bekommt er ihn nicht wieder heraus.« Die Leute sagten: »Wenn es weiter nichts ist, das ist nicht schwierig.« Sie holten eine Axt und zerschlugen den Mörser. Da konnte Ansige wieder den Kopf herausziehen.
Am anderen Tage machte sich Ansige schleunigst auf den Heimweg. Er vergaß aber seiner Frau zu sagen, daß sie heimkommen sollte. – Als er wieder in seinem Dorf ankam, fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, seinen drei Frauen zu sagen, sie sollten
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