Das scharze Decameron
Dekote. Sprich also nicht mit ihr, beschlafe sie aber. Du mußt sie beschlafen. Hast du es bis zum Morgen nicht getan, so laß ich dich einfach totschlagen. Du hast mich verstanden?« Blali sagte: »Ich werde es tun.«
In der Nacht kam Sia. Mamadi hatte seine Schuhe vor dem Bette stehen lassen, damit Sia sicher sei, daß er da sei und sie ihn gleich daran erkenne. Sie kam, erkannte die Schuhe und legte sich zu dem Pferdeknecht. Sie sagte: »Kassunka« (Gut Nacht). Blali schnalzte zur Antwort nur mit dem Gaumen, um sich nicht zu verraten. Sie sagte: »Mein großer Bruder, ich weiß, daß du nie viel sprichst, heute aber sprich mit mir. Ich bitte dich, mir heute zu antworten.« Blali beschlief darauf Sia. – Am anderen Morgen trat Mamadi Sefe Dekote in den Kleidern Blalis in die Hüttentür und rief: »Blali!« Blali antwortete: »Nam!« (Herr) Mamadi sagte: »Weshalb hast du heute morgen nicht mein Pferd besorgt und statt dessen bei dem Frauenzimmer Sia geschlafen?« Blali sagte: »Wenn ich heute morgen meine Arbeit nicht verrichtete, so willst du das damit entschuldigen, Herr, daß ich eine Frau beschlafen konnte, von der ganz Wagadu sagte, sie sei die Schönste im Lande. Ist das nicht verzeihlich?« Sia hörte das und begann auf dem Bette am ganzen Leibe zu zittern. Zitternd sprach sie: »Mein großer Bruder, du zahlst gut!« Sia blieb vor Scham den ganzen Tag über im Hause. Sie wagte sich nicht heraus. In der Nacht aber schlich sie hinüber in ihr eigenes Haus und starb daselbst vor Scham. – Das war das Gericht Mamadi Sefe Dekotes über Sia Jatta Bari.
Hami-du-hama-nkulde
Sahel
Im Dorfe Djibo, das im Lande Djelle-Goji gelegen ist, lebte ein Fulbemädchen, das war so schön, daß alle jungen Burschen ihres Landes in sie verliebt waren. Jeden Morgen kamen 120 tapfere junge Fulbe zu ihr, blieben bei ihr und unterhielten sich mit ihr bis zum Abend. Sie waren alle hochadlig und aus der Familie des Königs Ardo. Sie kamen am Morgen auf ihren weißen Pferden angeritten und abends ritten sie wieder von dannen. Jeder dieser jungen Männer war in das schöne Mädchen Djullu-Deeru verliebt. Jeder bat sie: »Werde meine Frau!« Jedem antwortete sie: »Weit draußen liegt das Wasser Pete-erre. Tränke dein Pferd im Wasser Pete-erre und ich will dich heiraten.« Jeder von den 120 bat sie um die Ehe. Jedem sagte sie: »Pete-erre.« Jeder ging dann still und betrübt von dannen. Denn Pete-erre war ein Wasser, an dem hielten jeden Morgen 720 Tuareg Wache. Und diese 720 Burschen verleideten jedem der 120 jungen Fulbe, die jeden Morgen auf ihren weißen Pferden zu Djullu-Deeru kamen, die Möglichkeit, die schöne Frau zu heiraten.
Im Lande Djelle-Goji lebte ein Fulbe: Hami-du-hama-nkulde. Dessen Spielmann (Mabo) sagte: »Du bist kein rechter Fulbe. Wenn du ein rechter Fulbe wärst, würdest du Djullu- Deeru anschauen. Da würdest du Djullu-Deeru heiraten wollen, wie das alle Ardosprossen wünschen, und du würdest den Ardosprossen zeigen, daß Djullu-Deerus Bedingungen nicht so schwer zu erfüllen sind.« Hami-du-hama-nkulde wohnte in Barrabulle. Er sagte zu seinem Mabo: »Rüste dein Pferd, wir wollen morgen aus Barrabulle abreiten. Wir wollen nach Djibo weiter.«
Djullu-Deeru lebte in Djibo. Djibo hatte sieben Mauern. In der Mitte war ein Wasser. Hami-du-hama-nkulde ritt nach Djibo. Als er hereinkam, standen die anderen 120 jungen Fulbe auf und verließen den Ort. Hami-du-hama-nkulde ließ sich nieder. Er sah Djullu-Deeru. Er sagte zu Djullu-Deeru: »Werde meine Frau.« Djullu-Deeru sagte: »Ich will deine Frau werden, sobald du dein Pferd im Wasser Pete-erre getränkt hast.« Hami-du-hama-nkulde sagte: »Das ist sehr einfach. Ich werde es tun. Du sollst aber mitkommen und es mitansehen.« Djullu-Deeru sagte: »Es ist gut.«
Djullu-Deeru rüstete sich. Sie nahm einen Mabo, einen Diawando, einen Dimadio mit. Jeder ritt auf einem Ochsen. Hami -du-hama-nkulde rüstete sich. Er nahm seinen Mabo, einen Diawando, einen Dimadio und fünfzig Reiter mit. Sie machten sich auf die Reise. Sie reisten zwei Tage weit. Am Morgen des dritten Tages sahen sie in der Frühe die Bäume am See Pete-erre. An jedem Baum standen einige Tuareg. Einige hatten lange Bärte und alle hatten den Unterteil des Gesichts bedeckt. Als die Tuareg die fremden Reiter ankommen sahen, rüsteten sie sich allsogleich zum Kampfe. Als aber Djullu- Deeru das sah, bekam sie Angst, und sie sagte: »Laß es jetzt genug sein. Ich bin damit schon zufrieden. Es ist
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