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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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sagte, als der Bursche so weit gekommen war, die kluge Tochter des Agellid laut zu dem Kinde der jungen Frau: »Schweig! Laß das! Du bereitest dir Unheil!« Der Bursche hörte, was die junge Frau sagte. Der Bursche verstand sie.
    Der Bursche sagte laut: »Als der Ehemann den Deckel der Taubenbrutkiste über mir fallen ließ, erwachte ich.« Der Agellid sagte: »Wieso erwachtest du?« Der Bursche sagte: »Nun aus meinem Traum!« Der Agellid sagte: »So ist das Ganze ein Traum?« Der Bursche sagte: »Natürlich ist es ein Traum.« Der Agellid sagte: »Du bist aber angeklagt, daß du dies wirklich getan hast.« Der Bursche sagte: »Wer hat mich angeklagt?« Der Agellid sagte: »Hier, dieser Kaffeewirt.« Der Bursche sagte: »Wie wird es in diesem Lande mit der Verleumdung gehalten?«
    Der Agellid sagte zum Kaffeewirt: »Nun sage, wie es steht. Wo hast du deine Beweise?« Der Kaffeewirt verlor den Verstand und sagte: »Was soll ich sagen! Was soll ich sagen! Ich kann dir nicht sagen, daß es deine Tochter war, mit der er den Ehebruch getrieben hat!« Der Agellid wurde zornig und sagte: »Was unterstehst du dich? Wagst du es, meine Tochter in diese Sache zu ziehen? Ein Verleumder, ein ganz dummer Verleumder bist du!«
    Der Agellid ließ den Kaffeewirt hinrichten. Der Bursche heiratete die kluge und schöne Tochter des Agellid. Am Tage, als er heiratete, gab er seiner Frau den Schlüssel zum Hause und sagte: »Behalte du den Schlüssel des Hauses. Ich weiß jetzt, was ich davon zu halten habe.«
    Der Bursche und die kluge und schöne Tochter des Agellid lebten glücklich und ungestört. Als der Bursche seine Zeit verbraucht hatte und er nun sterben sollte, weil er Aini einige der letzten seiner Lebensjahre geschenkt hatte, bat die kluge Tochter des Agellid Gott darum, ihrem Gatten einige der ihren abtreten zu dürfen, und Gott gewährte es.
    Dann starben der Bursche und die kluge Tochter des Agellid an einem Tag. Es geschah also so, wie der Bursche damals, als er vom Leben noch nichts wußte, es erhofft hatte mit Aini abschließen zu können.

Die Rache des Mamadi
    Sahel
    Die Leute von Wagadu sagten: »Die erste Tochter, die wieder in Wagadu geboren wird, soll Bida gegeben werden.« Das erste Mädchen war Sia Jatta Bari. (Jatta Bari ist der Familienname.) Sia Jatta Bari war wunderschön. Sie war das schönste Mädchen im Soninkelande. Sie war so schön, daß die Soninke und andere Völker heute noch von einem sehr schönen Mädchen als höchsten Lobspruch zu sagen pflegen: »Sie ist so schön wie Sia Jatta Bari.« Sia Jatta Bari war für Bida bestimmt.
    Sia hatte aber schon einen Liebhaber, das war Mamadi Sefe Dekote. Alle Leute in Wagadu sagten: »Wir wissen nicht, ob wir je wieder in Wagadu ein so schönes Mädchen haben werden.« Deshalb war Mamadi Sefe Dekote sehr stolz auf seine Geliebte. Eines Nachts suchte Sia Jatta Bari nach dem Tamtam ihren Geliebten auf um bei ihm zu schlafen (ohne sich von ihm beschlafen zu lassen). Sia Jatta Bari sagte: »Jede Freundschaft muß auf dieser Erde einmal ein Ende nehmen.« Mamadi Sefe Dekote sagte: »Warum sagst du das?« Sia Jatta Bari sagte: »Es gibt keine Freundschaft, die für immer währen kann, und ich bin daran, der Schlange Bida überliefert zu werden.« Mamadi Sefe Dekote sagte: »Wenn das geschehen sollte, würde Wagadu kurz und klein geschlagen werden, denn ich würde es nicht dulden.« Sia Jatta Bari sagte: »Mach' keine Sache, es ist so bestimmt und es ist alte Sitte, in die sich jeder fügen muß. Ich werde die Frau der Sa (Schlange) Bida werden müssen, daran ist nichts zu ändern.«
    Am anderen Morgen schärfte Mamadi Sefe Dekote sein Kitelalabong (Schwert) so scharf wie möglich. Er legte ein Hirsekorn auf die Erde und spaltete es mit einem Streich um zu sehen, ob das Schwert scharf genug sei. Darauf steckte er es wieder in die Scheide. Die Leute kleideten Sia Jatta Bari festlich zum Hochzeitstag, legten ihr Schmuck und schöne Kleider an und bildeten einen langen Zug, um sie zu der Schlange Bida zu begleiten. Bida wohnte in einem großen und tiefen Brunnen zur Seite des Dorfes. Dorthin wendete sich der festliche Zug. Mamadi Sefe Dekote hatte sein Schwert umgeschnallt, sich auf sein schönes Pferd geschwungen und ritt im Geleite mit.
    Bida pflegte, wenn sie ihr Opfer in Empfang nahm, immer dreimal den Kopf aus der Brunnengrube emporzurecken und dann erst ihr Opfer zu greifen. Als der Zug neben dem Brunnen Platz nahm, hockte Mamadi ganz dicht am Rande nieder.

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