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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Diese Botschaft empfing Mamadi.
    Als Mamadi diese Nachricht empfing, wurde er sehr zornig, er wurde vor Zorn krank und zwar so krank, daß er fast starb. Er ließ eine alte Frau kommen: Die alte Frau kam und fragte: »Was hast du, mein Mamadi Sefe Dekote?« Mamadi sagte: »Ich bin vor Wut erkrankt, weil mich Sia Jatta Bari so schlecht behandelt hat. Für Sia habe ich die Schlange Bida getötet. Für Sia habe ich den Fluch auf Wagadu geladen. Für Sia bin ich aus Wagadu geflohen. Für Sia habe ich jeden Morgen viel Gold gegeben. Für Sia habe ich meine Zehe abgeschnitten. Für Sia habe ich meinen kleinen Finger abgetrennt. Jetzt läßt mir Sia sagen: ›Ich liebe nur Menschen mit zehn Fingern und zehn Zehen. Ich liebe nicht Menschen mit neun Fingern und neun Zehen.‹ Darüber bin ich erkrankt vor Zorn.« Die alte Frau sagte: »Das ist nicht schwer. Gib mir deine Schnupftabaksdose.« Mamadi dachte, die Alte wolle nach Art der alten Leute schnupfen. Er reichte ihr die Dose. Sie nahm sie in die Hand und sagte: »Damit du siehst, daß das nicht schwierig ist, blick in die Dose. Eben war noch Tabak darin, jetzt, wo ich es in die Hand nahm, ist es Gold. Das deine ist nicht einmal so schwierig. Es ist leichter, Sia mit Liebe, als die Dose mit Gold zu füllen. – Sage: wenn ich dir einen Karté- (das ist Butter vom Butterbaum) Kuchen gebe, könntest du es einrichten, daß Sia die Butter auf den Kopf erhält?« Mamadi sagte: »Ja, das kann ich.« Darauf bereitete die Alte einen Kartékuchen mit Borri (Zaubermittel) und übergab die Zaubermaterie Mamadi.
    In Sama war eine Frau, die verstand es ausgezeichnet, die Haare zu ordnen. Diese Frau hieß: Kumbadamba. Mamadi ließ die Frau zu sich kommen und fragte sie: »Ich bin bereit, dir Mutukalle Tamu an Gold zu geben, wenn du Sia diese Karte beim Haarordnen in die Haare bringst. Willst du das übernehmen?« Kumbadamba sagte: »Das ist nicht schwierig. Das will ich übernehmen.« Mamadi übergab ihr die Zauberkarte und überließ ihr das weitere.
    Eines Tages ließ Sia Kumbadamba zu sich kommen und sagte ihr: »Ordne mir das Haar!« Sie sagte zu ihrem kleinen Sklaven: »Bring Karté aus dem Hause!« (Zum Haarordnen gehört diese Baumbutter.) Kumbadamba sagte: »Das ist nicht nötig, ich habe gerade viel Karté bei mir.« Darauf begann sie die Arbeit. Als sie die eine Seite geordnet und eingerieben hatte, sprang Sia auf und sagte: »Mamadi ruft mich.« Sie lief zu ihm hin und sagte: »Hast du mich gerufen, mein großer Bruder?« (Ausdruck höchster Zärtlichkeit.) Mamadi hatte nicht gerufen; das Borri wirkte schon. Mamadi sagte: »Nein, ich habe dich nicht gerufen, denn ich habe nur neun Finger und neun Zehen und ich weiß, daß du nur Menschen mit zehn Fingern und zehn Zehen liebst.« Darauf kehrte Sia zurück und ließ sich von Kumbadamba weiter die Haare ordnen. Als die die zweite Seite geordnet und eingerieben hatte, sprang Sia abermals hastig auf und sagte: »Laß mich! Mamadi ruft mich!« Sie lief schnell zu Mamadi Sefe Dekote hin und sagte: »Hast du mich gerufen, mein großer Bruder?« Mamadi hatte nicht gerufen, das Borri wirkte auf der zweiten Seite. Mamadi sagte: »Nein, ich habe dich nicht gerufen, denn ich habe nur neun Finger und neun Zehen, und ich weiß, du liebst nur Menschen mit zehn Fingern und zehn Zehen.« Darauf kehrte Sia zurück und hieß Kumbadamba die Hand an die Beendigung der Arbeit legen. Sie glättete alles und verwandte reichlich von der Borrikarté, so daß Sia endlich ungeduldig aufsprang und rief: »Nun laß mich endlich, Mamadi ruft mich.« Eilig rannte sie zu Mamadi Sefe Dekote hin und fragte: »Hast du mich gerufen, mein großer Bruder?« Mamadi sagte: »Ja, ich habe dich gerufen. Ich wollte dir sagen: Komme diese Nacht in mein Haus.« Sie sagte: »Ich werde diese Nacht zur Hochzeit kommen.« Bis dahin hatte es Mamadi Sefe Dekote nicht erreicht, daß sich Sia ihm hingab.
    Mamadi ließ in seinem Hof Bett und Haus ordnen. Er hatte Blali, einen jungen Sklaven, dem er alles anvertrauen konnte und dem er die Sorge für sein gutes Pferd übergeben hatte. Er rief Blali und sagte: »Gib mir dein altes Kleid, ich will es anziehen. Reinige und wasche es also ordentlich. Darauf wasche dich selbst und lege dich heute nacht in meiner Hütte auf mein Bett. Um Mitternacht wird eine Frau, Sia, zu dir kommen. Sprich mit ihr aber kein Wort. Sia soll denken, ich sei an ihrer Seite und sie ist gewohnt, daß ich nicht spreche. Daher habe ich meinen Namen Sefe

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