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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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alten Hauptleute in Kaarta.) Sie fielen übereinander her, und die Mannschaften aus Segu und die aus Kaarta begannen in dieser Nacht ein mörderisches Gefecht.
    In derselben Nacht kamen die Truppen des Königs von Massina vor den Toren der Stadt Söina an. Es trafen aber auch die Mannschaften aus Scharo ein. die der König Bina Salogo Traore gesandt hatte, und als sie das »Amadu-Amadu« der Massinaleute hörten, da fielen sie über jene her, und auch hier hob in dunkler Nacht ein Streiten und Kämpfen an, bei dem kein Leben geschont wurde.
    Als aber der andere Tag nahte und die Sonne aufging, da waren auf beiden Seiten alle Tapferen gefallen, und rings um die Stadt lagen die Leichen von Pferden und Kriegern. Als die Sonne aufging, sagte Siga Sanke zu den Trommlern: »Nun hört auf!« Er sagte zu den Dialli: »Nun hört auf!« Er stieg auf das Dach des höchsten Hauses, sah über all die Toten hin und rief: »Ihr vier Scharen von Kämpfern! Ich habe euch alle vier kommen lassen, ihr seid alle vier gekommen. Ihr habt diese Nacht hindurch kräftig gekämpft. Ihr habt eure besten Männer verloren. Wißt ihr, weshalb ich das tat? Ich tat das, um meine Felder zu düngen. Und meine Felder sind jetzt von gutem Blute und mit den Leichen Tapferer gedüngt. Meine Ernte wird gut werden.« Dann rief er den Schmied Boji und sagte: »Schlage gegen die Mauern, daß man am Klang höre, ob sie gut oder schlecht sind.« Der Schmied Boji schlug dagegen und sagte: »Sie sind gut!« Siga Sanke rief den Kämpfern zu: »Ihr habt den Klang gehört. Die Mauern sind gut. Das kommt davon, daß meine Männer alte Hosen anzogen, daß meine Frauen alte Stoffe umhängten, als sie die Mauern bauten. Sie arbeiteten nicht mit neuen Kleidern, sondern in alten, und da griffen sie gut zu. Ich selbst gehe ja jedes Jahr nur zweimal aus der Stadt, ihr könnt aber selbst die Männer für die ausgezeichnete Arbeit beim Mauerbau bezahlen.«
    Alle zogen ab. Sira Bo, der Bruder des Königs von Kaarta und Heerführer der vom König Njagaleng Gara gesandten Mannschaft, war der letzte vor den Toren Söinas. Siga Sanke rief seinen Leuten zu: »Verhöhnt ihn!« – Darauf schrien alle Leute Siga Sankes: »Ho, Sira Bo! Ho, Sira Bo! Ho, Sira Bo!« Sie schrien es dreimal. Sira Bo rief: »Heute lachst du mich aus, Siga Sanke! Aber eines Tages werde ich es sehen, daß du Zähne spuckst.« Dann sandte Sira Bo an Siga Sanke eine Botschaft und ließ sagen: »Geh in ein anderes Land und verlaß Söina! Früher hat meine Mutter dort ihren Garten gehabt. Dies Land gehört den Massassi!« Dann zog auch er von dannen.
     
    Als die nächste Regenzeit begann, beschloß Siga Sanke einen großen Acker zwischen Söina und der Stadt des Königs Njagaleng Gara anzulegen. Er ließ das Gebüsch und die Bäume an jenem Ort schlagen und beschloß dann selbst hinzureiten, die Arbeit und den Platz zu besichtigen, denn er hatte ja die Gewohnheit, zweimal im Jahr die Tore Söinas zu verlassen. Sira Bo hatte aber zwei Ritter ausgesandt und ihnen gesagt: »Geht nach Söina und achtet darauf, wann Siga Sanke Söina verläßt. Sobald ihr es erfahrt, kommt schleunigst und sagt es mir!« Die beiden Aufpasser hörten nun, daß Siga Sanke beabsichtige, das Feld zwischen Söina und der Stadt des Königs zu besichtigen, und sie jagten eilig zu Sira Bo und sagten: »Morgen wird Siga Sanke sein Feld besichtigen. Siga Sanke hat dies Feld Kulanieni oder Bolanieni (er sucht Bo) genannt.« Sogleich machte sich Sira Bo auf den Weg und umstellte das Land im weiten Umkreis.
    Siga Sanke bestieg am anderen Morgen sein Pferd und ritt mit einigen Leuten nach dem Feld Bolanieni. Dort stieg er ab und ging umher. Kaum sah das der versteckte Sira Bo, so rief er seinen Leuten zu: »Schließt den Kreis, aber tut dem Siga Sanke nichts. Ich will ihn vor mir hertreiben.« Siga Sanke hörte das. Er sah die Gefahr. Er stürzte auf sein Pferd zu, um aufzuspringen und zu fliehen. Sein Pferd hatte sich im Schreck aber auch losgerissen und lief fort. Siga Sanke packte noch ein Bein des Pferdes, aber der Fuß des schlagenden Tieres traf ihn auf den Mund, so daß ihm oben und unten je zwei Zähne abbrachen. Er spie sie aus und lief wieder hinter dem Pferd her. Er erreichte es, wollte im Laufen aufspringen, stürzte aber auf der anderen Seite herab. Er fiel mit dem Kopf gegen einen Steinhaufen und schlug sich wiederum oben und unten je zwei Zähne aus, die er ausspie. Da rief Sira Bo: »Habe ich dir nicht gesagt, daß ich dich eines

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