Das Schattenreich von Morin
mit dem Kraut, das diesmal nach Karamell roch, und sog den Rauch genüsslich ein, auch Gotar holte aus einem kleinen Schränkchen sein Pfeifchen heraus und fragte, ob er etwas von Landurins Kraut haben dürfte. »Gerne«, antwortete Landurin und reichte ihm den Beutel Kraut. Gotar füllte sich die Pfeife und zog an dieser. »Mmh, das mundet, ein edles Kraut.«
Lorbo war auf halbem Weg und kam an die Stelle, wo er die Kräuter und Pilze finden würde, legte den Hirsch ab und füllte seinen Beutel mit Wacholderbeeren, Kräuter und spähte nach den Waldpilzen. Er fand unter einer Fichte die Gelblinge, Waldpilze, die für ein Wildmahl am besten schmeckten, und doch fühlte er sich, seit er das Haus zur Jagd verlassen hatte, beobachtet. Dies spürte er sehr deutlich, Lorbos Nackenhaare sträubten sich, er erschrak vor diesem Gedanken und ihm kam in den Sinn, dass vielleicht die Häscher des dunklen Fürsten, die Hexer, schon auf den vergessenen Inseln und auf ihn durch Landurins Anwesenheit und seiner Gruppe aufmerksam geworden seien, er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und machte sich auf den Heimweg, immer lauschend, um seine vermeintlichen Beobachter im Unklaren zu lassen. Oder irrte Lorbo sich vielleicht? Die vergangenen zwei Tage hatten sein Inneres ziemlich aufgewühlt.
Er empfand Trauer, dass seine Eltern, Vater und Mutter, vom dunklen Herrscher getötet worden waren, und dass er sie nie zu Gesicht bekommen würde, er schwor an diesem späten Nachmittag seine Eltern zu rächen, aber wer waren sie eigentlich, woher kamen sie, all das hatte der Druide ihm nicht erzählt, dies lag im Verborgenen.
Nervös verdrängte er diese Überlegungen, wenn er Verfolger hatte, sollte er sich lieber auf diese Gefahr konzentrieren, sonst könnte ihm diese Leichtfertigkeit den Kopf kosten. Wie er sie abschütteln konnte war fraglich, dennoch wollte er seinen Onkel Gotar und Landurin nicht in Gefahr bringen und nahm einen Umweg in Kauf.
So entschied er sich, nach Gons Klamm zu sprinten, eine kleine Schlucht, die ihm gute Versteckmöglichkeiten gab.
Diese kleine Schlucht lag etwa eine halbe Stunde Fußweg vom Hof seines Onkels entfernt, er rannte schnell zu dieser Schlucht und versteckte sich unter einem Felssims, den er schon aus seiner Kindheit kannte. Mit seinem Freund Kaipan hatte er dort immer Verstecken gespielt.
Kaipan war im gleichen Alter wie Lorbo und kam vom Forellen-Hof, der etwa zwei Wegstunden von Lorbos Hof entfernt lag.
Der Felssims, besäumt von Haselnuss-Sträuchern, bot ihm gute Deckungsmöglichkeiten und eine gute Aussicht. Lauernd und lauschend beobachtete Lorbo den Eingang der Schlucht.
Dragon, Angehöriger der Elbkrieger-Kaste, ein Elb, blondes, langes Haar, funkelnde violette Augen, von schlanker, durchtrainierter Gestalt, gekleidet wie ein Wald-Elb, gepanzert durch einen Harnisch aus schwarzem Stelf-Silber, härter wie der zäheste Stahl, weiche Lederstiefel sowie einen dunklen Hosenrock tragend, hatte Landurin begleitet, als sie mit dem Fischerboot auf die vergessenen Inseln kamen. Nach Absprache mit den Gefährten und Landurin sollte er den Druiden begleiten, um das Gebiet auszukundschaften, in dem sie ihre nächsten zwei Sonnenjahre für die Ausbildung von Lorbo verbringen sollten.
Er hatte die Aufgabe, ein Versteck für seine Gefährten zu suchen, das Nahrung und gute Versteckmöglichkeiten bot, sodass niemand je von ihrer Existenz etwas ahnte oder mitbekam. Die anderen Begleiter versteckten sich während der letzten zwei Tage an der Küste in einer Höhle, umsäumt von steilen, scharfen Klippen.
Sie hatten mit Landurin und Dragon zur Mitternacht des zweiten Tages vereinbart, sich mit Dragon an den Klippen zu treffen, der sie dann zu dem Hof von Gotar führte.
Dragon hatte das geeignete Versteck für ihn und seine Gefährten, seine Freunde, gefunden. Es war Gons-Klamm, unzugänglich, direkt im Wald, gut zu verteidigen gegen Eindringlinge, besäumt von kleinen Höhlen, ausreichend Wild, Wald-Elben wie Dragon waren Spezialisten von der Kriegerkaste, seit ihrer Kindheit ausgebildet, in der Natur zu überleben.
Nachdem er das Gebiet ausgekundschaftet hatte, begab er sich auf direktem Weg zum Bauernhof, denn Landurin hatte Dragon aufgetragen, für Lorbo während seiner Ausbildung ihm unerkannt als Leibwächter zu dienen und notfalls sein Leben für Lorbo zu opfern. Davon, so sagte Landurin zu Dragon, durfte Lorbo jedoch nie erfahren und Dragon schwor, obwohl er Lorbo noch nicht kannte,
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