Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
wedelte mit der Hand in Richtung der Gefangenen. »Tötet sie und ...«
»Wartet!«, unterbrach ihn Banian und griff in seinen Umhang. »Ich kann beweisen, dass das Amulett eine Fälschung ist, denn ich habe das echte bei mir.« Er zog das Amulett hervor, das noch immer in das Runentuch eingewickelt war.
Der Adept gab einem der Oger, der schon mit erhobener Waffe auf den Runenmeister zugegangen war, mit einem Wink den Befehl noch zu warten.
Tristan schlug das Herz bis zum Hals. Hoffte der Runenmeister wirklich, dass er ihr Leben retten konnte, wenn er dem Adepten das Amulett aushändigte? Waren sie nicht so oder so verloren?
Bedächtig schlug Banian Stück für Stück das gefaltete Tuch auseinander, wandte dabei kurz den Kopf zu Tristan und zwinkerte ihm zu.
Tristan schluckte, als ihm klar wurde, was der Runenmeister von ihm erwartete. Gleich, wenn das Amulett freilag und Tristan seine ganze Kraft zurückgab, musste er den kurzen Moment ausnutzen, ehe der Adept es an sich riss. Vorsichtig schob er die Ärmel seines Hemdes hoch und behielt Nergal die ganze Zeit im Auge. Wenn der Adept Tristans Male sah, würde er sofort misstrauisch werden. Tristan überlegte fieberhaft, welchen Zauber er wirken sollte. Einen Schild, um sie zu schützen, oder einen Angriffszauber?
Ihm brach der Schweiß aus, als Banian die letzte Lage des Runentuches beiseite zog. Augenblicklich spürte Tristan die Paladinenkräfte in sich strömen, entschied sich für den Schildzauber und tippte auf das erste Mal.
Noch ehe er den Zauber vollenden konnte, erschütterte eine gewaltige Detonation die ganze Kaverne.
Martin fuhr herum. Das Donnern der Explosion hallte schmerzhaft laut von den Wänden wider. Weit entfernt sah man eine Staubwolke, die einige der Lampen verdunkelte.
Hatte man die Gnome entdeckt, die sie am Tunnel zurückgelassen hatten? Martin war sich ziemlich sicher, dass die Detonation aus der Richtung gekommen war. In jedem Fall war der Feind alarmiert, es würde nicht lange dauern, bis Martin und die anderen aufgespürt würden.
Er sah sich nach den Wolfsmenschen um und bemerkte eine große Gruppe von ihnen, die sich auf eine Grube zu bewegte. Eine weitere Gruppe kletterte gerade zwischen den Stalagmiten hindurch zu Martin und den anderen hinauf.
»Sie bringen sie weg«, zischte Danjassa, die eben noch vorangeschlichen war. Sie lenkte Martins Aufmerksamkeit wieder auf den Platz zurück.
Er runzelte die Stirn, weniger wegen dem, was er dort sah, als wegen des Gefühls, das ihn mit einem Mal überkam. Martin fühlte sich stark, jede Müdigkeit und vor allem die Rückenschmerzen schienen verflogen. So hatte er sich nur einmal gefühlt, damals, bei seiner Ankunft in Nuareth. War das Portlet etwa in der Nähe? Wie konnte das sein? Hatten die Adepten es erbeutet?
Tristan fühlte sich, als wäre er aus Stein. Alles war taub, Hände, Beine, Arme, kein Körperteil reagierte auf seine Befehle. Die Detonation hatte Nergals Blick zu früh auf Tristan gelenkt, und bevor er sich von dem Schrecken der Explosion erholt hatte, war er von dem Adepten mit diesem lähmenden Zauber belegt worden. Nur sein Herz hörte Tristan noch schlagen und seine Lunge sog mühsam die Luft ein. So musste er mit ansehen, wie Banian und die Katzenfrauen mit gefesselten Händen abgeführt wurden.
Nergal hatte das Amulett an sich gerissen und betrachtete es eine Weile, ehe er es wieder in das Runentuch hüllte. Mit einem gehässigen Lächeln auf den Lippen trat er auf Tristan zu und wirkte einen weiteren Zauber.
Tristan spürte zwar das Gefühl in seine Glieder zurückkehren, doch seine Hände gehorchten ihm dennoch nicht, der Adept musste sie auf magische Weise gefesselt haben.
Er sah Banian und den anderen nach. »Wo bringt Ihr sie hin?«, stieß er hervor. Seine Zunge bewegte sich schwerfällig.
»Sie sind Futter für die Felsenfresser. Hörst du sie toben?« Wie als Antwort hallte wieder das Dröhnen durch die Kaverne. »Sie werden nicht müde, an ihren Fesseln zu zerren, aber dank meiner Magie können sie sich nicht befreien. Ein wenig frisches Menschenfleisch wird sie vielleicht eine Weile beruhigen.« Nergal lachte.
Tristan hatte keine Ahnung, was ein Felsenfresser war, aber der Name und das laute Dröhnen, nötigten ihm schon Respekt ab. Verzweifelt sah er den Nurasi nach. Er konnte nichts tun, um ihnen zu helfen.
»Warum hast du Narr dem Runenmeister das Amulett anvertraut?«, fragte Nergal. »Hättest du es gehabt, hättest du eine wirkliche
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