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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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einen Wink.
    Das Knacken, mit dem Vinjalas Genick brach, erschien Tristan wie überlauter Donnerhall. Entsetzt sah er ihren Körper in der Umklammerung des Ogers erschlaffen und zu Boden sinken, als die Kreatur sie losließ. Er hörte Tiana verzweifelt aufschreien, auch ein » Nein! « von Martin oder Katmar nahm er wie aus weiter Ferne wahr. Tristan konnte sich nicht rühren und verspielte damit den kurzen Moment, den er durch sein Manöver gewonnen zu haben glaubte.
    Schon sah er das siegessichere Grinsen auf dem Gesicht des Nekromanten erlöschen und sich eine Falte zwischen seinen dünnen Augenbrauen bilden. Mardra erkannte, dass er nicht das echte Amulett in Händen hielt, sondern die Fälschung, die Tristan in der Kaverne aus Nergals toten Händen genommen und nun dem Nekromanten zugeworfen hatte.
    Ein lauter Knall riss Tristan aus seiner Erstarrung. Auf einen Wink von Mardra war Tristans Schild zusammengebrochen und schon griffen die ersten Untoten gierig nach ihm. Tristan wich in den Schutz seiner Gruppe zurück, Lissanns Waffe sirrte vor ihm in unglaublicher Geschwindigkeit und trennte Köpfe von Rümpfen, Hände von Armen, doch die Flut nahm kein Ende. Für einen Moment war Tristan im Kreis seiner kämpfenden Gefährten geschützt, wie im Auge eines Wirbelsturms. Ein neuer Schild würde ihnen nichts nutzen, der Nekromant würde den Zauber einfach wieder brechen. Und auch eine Schockwelle würde ihnen nur kurz Luft verschaffen, aber keine Flucht ermöglichen. Solange das Amulett Mardra diese unglaubliche Macht verlieh, all die Untoten zu ...
    Ich muss das Amulett zerstören, wurde Tristan schlagartig klar. Das war der einzige Ausweg. Ohne seine Macht konnte Mardra all die Untoten nicht mehr mit Leben erfüllen. Tristan nahm das Portlet in die zitternden Hände. Kein Weg nach Hause mehr , dachte er, keine Paladinenkräfte mehr . Er zögerte. Ob er vielleicht doch noch das Portal öffnen und hindurchgehen konnte? Martin könnte doch das Amulett zerbrechen.
    Ein schmerzerfülter Aufschrei neben ihm ließ Tristan zusammenfahren. Katmar sank verletzt in die Knie, zwei Untote drangen auf den Paladjur ein, griffen nach seiner Kehle.
    Tristan zögerte nicht länger und brach das Amulett dank seiner Paladinenkräfte wie einen mürben Keks entzwei. Für einen Moment geschah nichts und er begann schon zu fürchten, dass seine Tat sinnlos gewesen war. Dann aber fühlte er seine Kräfte rapide schwinden, sie wurden aus ihm gesogen, schneller und immer schneller. Er hörte Mardra aufschreien, ein langgezogenes »Neiiiiiiiiin«, das in einem hysterischen Ton endete. Die ersten Untoten fielen leblos zu Boden, wie auf Kommando sanken alle übrigen auf einmal nieder. Auch Tristan konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel auf die Knie. Alles in seinem Blickfeld verschwamm.
    »Er flieht«, hörte er einen seiner Gefährten rufen. »Wir müssen ihn aufhalten.«
    »Vorsicht, der Oger!« Das war Tianas Stimme, gefolgt von einem Schmerzenslaut.
    »Martin, was ist mit dir?« Shurma klang besorgt.
    »Keine Kraft«, stieß Martin stöhnend hervor.
    Der Schrei des Drachen riss Tristan aus seiner Lethargie. Müde blickte er auf und verfolgte, wie der untote Drache abhob und sich mit einigen heftigen Flügelschlägen in die Luft erhob. Diesmal trug er nur einen Reiter – Mardra. Die Kräfte des Nekromanten mussten gerade noch ausreichen, um diesen einen Untoten weiter zu beseelen. Aus der entfernten Stadt wurden Pfeile abgeschossen, einige durchschlugen die Schwingen, ohne Wirkung. Der Drache schraubte sich weiter nach oben, wandte sich nach Norden und flog davon, verließ Nasgareth.
    Tristan starrte auf die Fragmente des Amuletts in seiner Hand. Für ihn gab es nun keinen Weg mehr, diese Welt zu verlassen. Er dachte an seinen Vater, seine Mutter, seine Schwester, seine Freunde. Keinen würde er je wiedersehen. Auf den Knien begann er hemmungslos zu weinen.

    Die Schlacht war noch nicht ganz vorüber, aber Martin war außerstande, mit den anderen die letzten Oger zu jagen, die sich unter dem Ansturm der Soldaten aus Dulbrin hastig in Richtung Wald zurückzogen.
    Martin begriff noch immer nicht, was geschehen war, wollte nicht wahrhaben, was sein Verstand ihm als Erklärung einflüsterte. Die Untoten waren zusammengebrochen, die Axt in seiner Hand schien plötzlich Tonnen zu wiegen, das konnte nur eines bedeuten. Müde wandte er sich zu Tristan um, der schluchzend auf dem Boden kniete und in seinen Händen sah er den Beweis.

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