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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gewittersturm.« Er ging zum Schlitten, auf dem die Vorräte lagerten. »Danach noch ein Verdauungspfeifchen, und die Welt sieht gleich viel besser aus«, brummte er vor sich hin.
Als er die ersten Lagen Leder auseinanderschlug, um an das Brot zu gelangen, fiel sein Blick auf einen Haken an der Felsenkante, über die sie sich geschwungen hatten. Es verwunderte ihn, dass auf dem Metall, das sichtlich neu und ohne Rost war, nichtsdestotrotz eine dünne Schicht aus Schnee lag. Reif hätte ihn nicht weiter stutzig gemacht, aber Schnee?
»Was mag das zu bedeuten haben?« Er beugte sich nach vorn und fegte das Weiß zur Seite. Ingrimmsch genügte ein Blick, um zu erkennen, dass es keiner ihrer Sicherungshaken war. »Da schlag der Hammer drauf«, fluchte er und hetzte zu Tungdil, um ihm von seiner Entdeckung zu berichten.
Der einäugige Zwerg wollte sich das Eisen erst gar nicht ansehen. Stattdessen drehte er auf dem Absatz herum und stürmte in den Bruthorst. Ingrimmsch folgte ihm.
Der Geruch nach Moos wurde stärker, verdichtete sich drückend, sodass ihnen das Atmen schwerfiel.
Ingrimmsch entzündete eine Fackel, um das, was vor ihm lag, bis in die letzte Kleinigkeit hinein zu erkennen.
Was er sah, bereitete ihm große Sorge.
Das Gelege des Kordrion hatte aus menschengroßen, bleichen Kokons bestanden bis die Unbekannten aufgetaucht waren und sie zerschnitten hatten. Schlierige, schmierige Flüssigkeiten standen knöcheltief auf dem Boden und waren im vorderen Bereich der Höhle, wo die kalten Böen hinreichten, halb gefroren; dazwischen lag die verstümmelte Brut, getötet und in Stücke geschlagen.
»Da geht er hin, unser schöner Plan.« Ingrimmsch ließ sich in die Hocke, um die Kadaver zu betrachten. Sie erinnerten ihn von der Form her ein wenig an Flügelfische, nur dass sie mehr Augen besaßen und sie um das Zehnfache überragten. »Wer mag das getan haben?«
»Wahnsinnige oder Verzweifelte, ganz wie wir.« Tungdil marschierte durch die Höhle, bückte sich immer wieder und stocherte in den Überresten herum. »Es waren geschätzte zehn Mann, ihre Waffen sind sehr scharf, was ich an den Schnitten erkennen kann«, sagte er zu seinem Freund. »Die Sohlen sagen mir, dass es Zwerge waren.« »Balyndis würde uns niemals verschwiegen haben, dass sie bereits eine Truppe ausgesandt hat.« Ingrimmsch stapfte durch den Unrat. »Im Gegensatz zu dem widerlichen Anblick riecht es immer noch nach Moos. Es hätte schlimmer kommen können, und wer wie ich mehrmals in seinem Leben mit den stinkenden Innereien aus einem aufgeschlitzten Schweineschnauzenpans überschüttet worden ist, weiß, was ich meine.« Er sah sich auf seinem Weg zu Tungdil nach rechts und links um. Der Einäugige wandte sich zu ihm um. »Nicht!«, rief er warnend.
»Was nicht!«
»Zu spät. Du bist bereits hineingetreten.«
»Ach, das ist doch nicht schlimm.« Ingrimmsch winkte ab. »Moosgeruch. Vielleicht mache ich damit Eindruck bei Goda.«
»Nicht nur bei ihr. Das Perfide daran ist, dass der Duft an deinen Sachen haften wird. Und an deinem Körper. Der Kordrion wird dich für den Mörder seiner Brut halten«, erklärte Tungdil.Entgeistert starrte ihn Boindil an. »Mich allein? Was ist mit dir, Gelehrter?« »Erstens bin ich nicht damit in Berührung gekommen, zweitens haftet es nicht an Tionium. Ich kann es mit Wasser abspülen«, gab er zurück; eingehend betrachtete er eine Stelle auf dem Höhlenboden. »Hier hat sich noch ein Kokon befunden. Die Fremden haben ihn mitgenommen.« Er rieb sich die Nase. »Weswegen mögen sie das getan haben?«
Ingrimmsch lachte auf. »Aber nicht aus dem gleichen Grund wie wir, oder?« »Wir sollten sie finden und fragen, ehe sie damit Unfug anstellen.« Tungdil zeigte auf den Ausgang. »Wecke die Männer und setze sie in Kenntnis. Ich suche die Umgebung nach Spuren ab.« Er trat gegen einen zerschnittenen Kordrionnachkommen. »Sie wiegen in lebendigem Zustand etwa zweifach so schwer wie ein gerüsteter Menschenkrieger. Wenn die Diebe nicht geflogen sind, was ich nicht annehme, werden wir sie finden und stellen.«
Gemeinsam verließen sie die Höhle, Tungdil ging nach rechts, Ingrimmsch nach links. Der Krieger weckte die Gruppe und berichtete ihnen; gegen Ende seiner knappen Ausführungen tauchte Tungdil auf.
»Ich habe ihre Fährte entdeckt. Sie sind auf der anderen Seite des Berges hinabgestiegen«, teilte er ruhig mit. »Wir werden sie verfolgen und ihnen die letzte Brut abnehmen. Das können sie freiwillig tun, oder

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