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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wütender auf sie sein, aber da wir ihre Feigheit jetzt zu unserem Vorteil nutzen können, ist mein Zorn beinahe wieder verraucht. Beinahe aber nur.« Der Vierte blickte sich um, aber die Bestie war nirgends zu erkennen. »Lohasbrand mag sich vielleicht mit dem Kordrion geeinigt haben?«
»Nein«, widersprach Tungdil von vorn. »Ein Kordrion trachtet nach der Alleinherrschaft wie ein Drache, wenn auch mit weniger Verstand. Seine Größe bringt ihm gegen einen Drachen kaum Vorteile, weil die Geschuppten schlauer sind. Der Kordrion hat sein Reich aufgebaut und fühlt sich wohl, sonst würde er sich nicht unentwegt vermehren. Er ist glücklich damit, zu fressen, ohne jagen zu müssen. Lohasbrand dagegen benimmt sich ganz wie ein Drache: Herrschaft nach dem Vorbild eines Königs mit Untertanen, Abgaben und dergleichen.«
»Wie schön. Ganz entzückend«, meinte Slin verdrossen. »Aber es muss nicht sein, dass die Scheusale aus allen Himmelsrichtungen ausgerechnet zu uns kommen, um sich zu erholen.«
Ingrimmsch lachte. »Ich werde ihrem Untergang mit Freudeentgegensehen und ein altes Lied singen, das Bavragor, der alte Säufer, mich gelehrt hat.«
»Bavragor?«, erkundigte sich Balyndar. »Der Name sagt mir etwas.«
»Einer von denen, die mich in früheren Zyklen begleitet haben und nicht nach Hause gekommen sind«, sagte Tungdil düster über die Schulter zu Slin. »Genügt dir diese Antwort?«
Der Fünfte nickte überrumpelt.
Tungdil peitschte die Gruppe mit Blicken an. Er sagte kaum ein Wort, und wenn doch, dann waren es knappe Anweisungen, worauf sie achten sollten.
Im Schutz der Dunstschwaden begannen sie den Aufstieg zur Höhle des Kordrion, und mit Einbruch der Nacht hatten sie es wirklich geschafft: Vor ihnen gähnte ein zehn Schritt breites Loch im Felsen, und der Geruch nach frischem, feuchtem Moos war aufdringlich stark.
Ingrimmsch hielt den Krähenschnabel in der Rechten und starrte auf den Zugang. »Du bist dir sicher, dass er nicht da ist, Gelehrter?«
»Andernfalls hätte ich nicht darauf gedrungen, dass wir uns beeilen. Auch wenn Balyndar mir das vielleicht zutraut, käme ich nicht auf den Gedanken, dieser Bestie mich selbst und euch zum Fraß vorzuwerfen.« Er sah nach vorn, und auf der goldenen Augenklappe spiegelten sich schwach die Sterne wider.
»Ho, ich habe dich gegen einen Kordrion kämpfen sehen! Und wenn du weitergemacht hättest, wäre er gegen dich gefallen«, hielt Ingrimmsch dagegen.
Tungdil atmete erneut tief ein. »Dieser Kordrion ist anders, das erkenne ich an der Art, wie er seinen Horst gebaut hat. Oftmals werfen sie ihre Eier einfach ab und überlassen den Nachwuchs ihrem Schicksal. Nest und Horst sind ungewöhnlich und kaum zu finden. Was meinen kleinen Sieg angeht: Ich kann ihn zudem nicht überraschen, er vertraut mir nicht. Und er lebt schon zu lange in Freiheit. Es wären ein Dutzend meiner Sorte notwendig, um ihn zu besiegen.«
»Ein Dutzend Gelehrte? Das erklärt, warum Balyndis keinen Erfolg ge gen ihn erzielen konnte.« Ingrimmsch senkte die Waffe und half den anderen, die Ausrüstung auf die schmale Ausbuchtung zu ziehen. Die Schlitten, zusätzlichen Seile, Haken sowie der Proviant hingen an Tauen, die sie wiederum alle paar Schritte an der Felswand mit eingeschlagenen Steinnietnägeln gesichert hatten.
»Einen besseren Feind für LotIonan konnten wir nicht finden«, stimmte ihm Tungdil indirekt zu. Er wartete, bis die anderen Zwerge ihre Ausrüstung hinaufgehievt und festgebunden hatten, und ergriff das Wort. »Esst und schlaft, bis ich euch wecke. Danach bereitet euch vor, umläufelang auf der Flucht zu sein. Schlaf wird euch erst wieder vergönnt sein, wenn wir einen Vorsprung vor dem Scheusal herausgeholt haben. Und ein wütender Kordrion fliegt sehr schnell.« Er zog Blutdürster. »Ich wache über euch.«
Die Zwerge sahen sich an und begaben sich zu den Schlitten, um darauf für kurze Zeit die Augen zu schließen; zugedeckt mit warmen Katzenfellen und die bärtigen Gesichter mit Schals geschützt, legten sie sich nieder. Sie vertrauten ihrem Großkönig. Ingrimmsch war sich unschlüssig. Zwar fühlten sich seine schmerzenden Beine schwerer als zehn Säcke Blei an, andererseits wollte er dem Freund, der die anstrengende Kletterpartie in seiner absonderlichen Rüstung absolviert hatte, die Aufgabe nicht allein überlassen.
Seine müden Augen brannten, und er hörte seinen Magen grummein. »Erst eine Stärkung, Vraccas, sonst werden meine Innereien lauter donnern als ein

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