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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hintereinander laufen konnten und der Vorderste eine Schneise ins Unterholz schlagen musste. Dafür hatten sie die Ponys aufgeben müssen.
Proviant kauften sie bei kleinen Gehöften ein, dazu schickten sie stets Rodario und Mallenia. Niemand sollte die Zwerge zu Gesicht bekommen. Und es blieb erstaunlich ruhig.
Weder wurden sie von wilden Tieren noch von den oft beschriebenen magischen Kreaturen und Pflanzen angefallen. Dabei warnte man sie jedes Mal davor, die Wege zu verlassen oder sich bei Nacht durch die Wälder zu bewegen.
Sie rasteten ein letztes Mal auf dem Boden des früheren Königinnenreichs im Schatten turmhoher Bäume, deren breite Kronen kaum einen Sonnenstrahl hindurchließen; gleichzeitig schützten sie vor der Hitze, die wenige Meilen östlich auf sie im Licht des späten Umlaufs wartete.
Slin hob das Fernrohr und betrachtete die Dünen, die keine vier Meilen von ihrem Lager entfernt zu sehen waren. »Die Luft flimmert über ihnen, als wäre sie Wasser.« »Und ich bin sehr erleichtert, dass es keines ist«, meinte Ingrimmsch, der auf dem Boden saß und sich gegen einen Stamm gelehnt hatte. »Zwar bin ich froh, wenn wir aus dem ganzen Gewächs draußen sind, aber ich freue mich auch nicht sonderlich auf den glühend heißen Sand.«
»Oder die eisigen Nächte.« Balyndar füllte seinen Trinkschlauch an der kleinen Quelle mit frischem Wasser. »Zwerge gehören in die Gebirge. Dort macht mir die Kälte wenigstens nichts aus.«
»Meine Rede, Fünfter.« Slin nickte und schwenkte das Fernrohr. »Weit und breit nichts zu sehen. Keine Langen, keine Bäume, kein Schatten.« Er senkte es. »Ich werde zum ersten Mal in die Wüste gehen.«
»Sie soll auch schöne Seiten haben«, versuchte Rodario, ihrem vermutlich beschwerlichsten Wegstück etwas Gutes zu geben. »Sie besteht nicht nur aus Sand, sondern hat durchaus auch viele Felsen, bei deren Anblick Euer Herz, Freund Slin, gewiss vor Freude Hüpfer machen wird.« Er veränderte seine Stimme und klang wie ein Geschichtenerzähler. »Früher bestand das gesamte Königinnenreich aus einer Kette von Bergen, ein Gipfel höher als der andere. Man sagt, dass der Wind in Sangrein so druckvoll bläst, dass er es war, der das gesamte Gebirge innerhalb von sieben mal sieben Zyklen zu Sand zerrieben hat. Heute stehen nur noch die Reste davon.« »Das kannst du deiner Großmutter erzählen«, brummte Ingrimmsch.
Rodario strahlte. »Habe ich schon. Sie hat es mir geglaubt.«
»Unsinn! Wir haben die einzigen Gebirge des Geborgenen Landes. Die einzig echten Gebirge.«
»Ist es nicht erstaunlich, worüber man sich streiten kann?«, sagte Coira zu Mallenia und reichte ihr die Dauerwurst, von der sich die blonde Frau ein Stück abschnitt. »Über Berge.«
»Ich kenne Männer, die sich sogar über die Länge ihres kleinen Mannes streiten. Mit anderen«, erwiderte die Ido, und die Frauen lachten.
»Siehst du? Sie haben sich gegen uns verschworen«, sagte Slin zu Rodario. »In jener Nacht, als wir auf dem Gehöft waren.«
Der Schauspieler rieb sich das Kinnbärtchen. »Ja, da habt Ihr recht. Die feinen Damen mögen es, sich über uns lustig zu machen.« Er zwinkerte Coira zu, die ihn dafür anlächelte und einen kurzen Blick zu Mallenia warf. Die Ido nickte ihr wiederum zu, was Rodario erstaunte. Er war sich sicher, etwas verpasst zu haben.
»Was weißt du noch über die Wüste?«, drängte Balyndar. »Keine Geschichten, sondern Wahres.«
»Das müsstest du den Gelehrten fragen«, sagte Ingrimmsch. »Jedenfalls wusste er es früher.«
»Wir haben doch Franek.« Coira bedeutete dem Famulus, sich zu ihnen zu gesellen. »Wir haben eben über die Wüste gesprochen: Was steht uns bevor, außer Stürmen und Hitze?«, fragte sie ihn. »Ihr habt sie auf der Flucht vor LotIonan durchquert.« Er setzte sich ins grüne Moos und schöpfte sich Wasser aus der Quelle, trank es und fuhr sich mit den nassen Fingern durch die Haare. »Samusin sei mit uns ...« »Vraccas sei und ist mit uns«, verbesserte ihn Ingrimmsch knurrig. »Ich will mit dem anderen Gott nichts zu tun haben und ihm schon gar keinen Gefallen schulden.« Slin und Balyndar pflichteten ihm bei. Er stopfte sich eine Pfeife. Wäre ja noch schöner. Franek setzte erneut an. »Wer auch immer uns beschützt, wir werden seine Hilfe auf den letzten Meilen zum Blauen Gebirge besonders benötigen. In der Wüste hat sich Bumina ausgetobt. Ihr festes Ziel war es schon immer, toten Dingen anhaltendes Leben zu verleihen.«
»Ho, Untote! Damit

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