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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verließ ihr Gemach.
Auf dem Gang eilte ihr ein Bote entgegen. »Herrin, sie haben einen Unterhändler gesandt«, rief er ihr zu. »Er steht vor dem Südtor.«
Das Herz raste ihr in der Brust. Hastig eilte sie dem Zwerg hinterher und trat wenig später durch das halb geöffnete Tor bis an den Rand des rötlichen Schirms. Auf der anderen Seite stand ein Scheusal, das menschenähnlich aussah, aber einen ausgewachsenen Mann um zwei Kopflängen überragte und zweifach so viele Muskeln besaß. Es hatte drei Arme rechts, links und in der Brust , die in ihren Händen zwei Turmschilde und einen langen Spieß trugen. Eine Rüstung hatte man dem Biest nicht überlassen, mehrere Lagen aus Lederkleidung umgaben den Körper; der Geruch, der durch die Barriere zu Goda wehte, war widerlich.
»Der, der viele Namen trägt und unser Herr ist«, sagte es mit rauchiger Stimme und zeigte dabei fingerdicke, spitze Zähne, »lässt dir ausrichten, Zauberin, dass du die Festung auf der Stelle aufgeben sollst. Sonst tötet der, der viele Namen trägt und unser Herr ist, dein Fleisch und Blut. Nachdem er sie mehrmals gegen ihren Willen genommen hat und dir ihren Körper in kleinen Stückchen Umlauf für Umlauf zukommen lässt. Zuerst die Finger, dann die Unterarme und so weiter, wobei er mit seiner Magie dafür sorgen wird, dass sie bis zum Schluss lebt und Schmerzen ...« Goda hob die Hand. »Genug. Kehre zu ihm zurück und richte ihm aus, dass ich es nicht tun kann. Es geht um mehr als meine Tochter. Aber ich werde ihn eigenhändig töten, sollte er ihr ein Leid zufügen. Und auch meine magische Kraft ist groß. Ich fürchte mich nicht vor ihm.« Sie würgte, beherrschte sich, um ihre Angst nicht zu zeigen. »Wäre deine Kraft so groß, wäre die Barriere zerstört und euer Angriff hätte längst begonnen«, gab das Scheusal zurück. »Da der, der viele Namen trägt und unser Herr ist, mit einer solchen Antwort gerechnet hat, schlägt er dir im Austausch für das Leben deiner Tochter einen Handel vor, den du eher bereit sein wirst einzugehen.« »Ich handele nicht mit ihm.« Goda wandte sich ab. »Egal um was.«
»Ihr Leben gegen das von Balodil«, rief es ihr nach.
»Ich kenne keinen Balodil.« Sie verharrte, ihr wurde kalt.
»Der, der viele Namen trägt und unser Herr ist, sagte, du weißt, wen ich meine.« Es gab mehrere merkwürdige Laute von sich, die an Rülpsen und Knurren erinnerten. »Er hat deine Tochter an einen Ort gebracht, den du niemals erreichen wirst. Auch wenn es zur Schlacht kommt und ihr in die Schlucht eindringen würdet, wäre deine Tochter nicht da. Du wirst sie erst zurückerhalten, wenn der, der viele Namen trägt und unser Herr ist, die Leiche von Balodil und seine gestohlene Rüstung zurückerhält.« Goda drehte sich zum Unterhändler, der seine Schilde bereits enger zusammengeführt hatte, um sich dahinter verbergen zu können. »Ich bin eine Zwergin und verrate meinesgleichen nicht«, sprach sie bebend. »Sag deinem Herrn, dass er nichts von mir zu erwarten hat. Außer einen qualvollen Tod, wenn er meiner Tochter etwas antut.« Abrupt schritt sie davon und gab den Wachen ein Zeichen, das Tor zu verschließen. »Der, der viele Namen trägt und unser Herr ist, gibt dir drei Umlaufe Bedenkzeit. Danach erhältst du die Finger der rechten Hand deiner Tochter«, vernahm Goda die Stimme des Wesens, bevor die Flügeltüren rumpelnd zufielen. So sehr sich die Zwergin dagegen wehrte, einen weiteren Gedanken an das Angebot zu verschwenden, es ließ sie nicht mehr los. »Was ist schon dabei, wenn ich den Betrüger töte?«, sagte sie sich, als sie in ihrem Gemach angelangt war. Sie kniete sich vor den Schrein und betete zu Vraccas. »Du weißt, dass es nicht der echte Tungdil ist. Sein Leben gegen das von Sanda zu tauschen, wäre kein Verbrechen, sondern eine zweifach gute Tat.« Sie schloss die Augen und sah das Antlitz ihrer Tochter vor sich. Wieder musste sie weinen.
    Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Rän Ribastur, Südosten, 6492. Sonnenzyklus, Frühling.
    Tungdil hatte sich entschlossen, nicht den direkten Weg zu nehmen, um einen langen Marsch durch die Wüsten von Sangrein zu vermeiden; daher war der Tross in den Süden von Rän Ribastur aufgebrochen und schwenkte erst dann nach Osten ein, um in einer geraden Linie auf das Blaue Gebirge zuzuhalten.
Menschen hatten sie kaum gesehen, Tungdil führte sie anhand der Karten mitten durch die Wälder, die mitunter so dicht wuchsen, dass sie nur

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