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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ich muss sie wie eine Glocke bearbeiten, damit du dich wieder bewegen kannst«, versuchte er es mit einem Scherz.
Jetzt sah ihn Tungdil ergründend an. »Wieso möchtest du so sehr, dass ich sie ausziehe?« »Ich?«
»Du bist kein Schauspieler, Ingrimmsch. Das warst du nie.« Er kaute und schluckte das Fleisch. »Was hast du gegen sie?«
Ingrimmsch wusste nicht, wie er der gnadenlose Nachfrage ausweichen konnte, und daher ging er zum Angriff über: »Ich kenne ... Geschichten über solche Panzerungen, die von ihren Trägern Besitz ergriffen haben. Die Armen gingen in ihrem Eisenkleid elendig zugrunde, und ich habe die Angst, dass es dir ebenso ergeht«, machte er sich Luft und deutete mit der Keule aufihn. »Ich sehe doch, dass du seit dreißig Umläufen nicht mehr aus ihr gestiegen bist und die Beinschiene gestreichelt hast, als wäre sie die zarte Haut einer Zwergin!« Tungdil setzte zu einer Entgegnung an, doch dann schwieg er. »Du hast recht«, sagte er leise und warf den Knochen ins Feuer. »Mir fällt es schwer, mich von ihr zu trennen. Sehr schwer.«
»Dann steig aus ihr. Wenigstens heute Nacht. Ich wache zweifach so gut wie sonst«, rief Ingrimmsch erleichtert und lockend.
Die Runen glommen schwach wie Raubtieraugen in weit entferntem Licht. »Nein«, lehnte sein Freund ab. »Ich habe kein gutes Gefühl.«
»Dann sage mir, wann du gedenkst, sie auszuziehen!«
»Wenn es vorbei ist«, erwiderte Tungdil müde. »Lass uns nicht streiten, Ingrimmsch. Ich schwöre, dass ich sie ausziehe, wenn die Schwarze Schlucht geschlossen und mein einstiger Meister besiegt ist.« Er hielt dem Zwerg die ausgestreckte Hand hin. »Gibst du dann Ruhe?«
»Ja, Gelehrter!« Ingrimmsch schlug ein, sie schüttelten sich die Hände, und dann widmete sich der Krieger wieder den Kaninchen. »Essen!«, schrie er, sodass die Zwerge und die Menschen zusammenzuckten, was er mit einem Grinsen quittierte. Die Zhadär machte er nirgends aus; sie saßen sicherlich in einem schattigen Versteck und behielten die Umgebung im Auge.
»Was denkst du jetzt von mir?« Tungdil nahm sich den Trinkschlauch, in dem Palmbrand abgefüllt war. Er entkorkte ihn und nahm einen Schluck von dem starken Getränk.
»Weil du die Panzerung nicht ablegst?«
»Nein. Von mir.« Er wischte sich etwas von der stark nach süßen Früchten riechenden Flüssigkeit aus dem Bart. »Bin ich in deinen Augen der echte Tungdil?« Ingrimmsch lächelte. »Das bist du schon lange. Es gibt zwar gelegentlich ein paar Gnome in mir, die mich Kleinigkeiten an dir entdecken lassen, die es bei dir früher nicht gegeben hat. Aber wir verändern uns alle, nicht wahr?«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ich bin mir sehr sicher, dass du es bist, Gelehrter, und kein Doppelgänger oder ein Trugbild oder sonst etwas, was uns die Mächte der Schwarzen Schlucht sandten.« Tungdil wartete, bis alle ans Feuer gekommen waren, um sich ihren Anteil abzuholen, und wieder gegangen waren. Slin hatte Werkzeug rund um seine Armbrust ausgebreitet und pflegte sie,Balyndar betrachtete die Feuerklinge, die sich noch immer nicht beruhigen wollte und hell leuchtete.
»Ich bin von einer Minderheit zum Großkönig gewählt worden«, sagte Tungdil behutsam. »Nur von den Vierten und Fünften. Wenn sich aber nun die Ersten und die Zweiten, die bei den Freien leben, gegen mich aussprechen was dann?« »Die Dritten sind für dich.«
»Die Dritten spielen leider keine Rolle. Nicht in dieser Frage.« Tungdil sah zur Feuerklinge. »Er wäre ein viel besserer Großkönig. Oder seine Mutter als Großkönigin, damit könnten die anderen drei Stämme besser leben.«
Ingrimmsch ließ sich den Palmbrand geben, versuchte ihn und unterdrückte ein Husten. »Ich bin viel gewohnt«, krächzte er, »aber das hier raubt einem das Augenlicht! Und du hast nur noch eines.« Tungdil lachte. »Du klingst, als wolltest du den Titel gar nicht mehr, mit dem ich dich ködern musste, Gelehrter?«
»Ich wollte ihn nur, um die Zwerge dazu zu bringen, meinen Anweisungen zu folgen«, gestand er ihm. »Das Wort des Großkönigs hat mehr Gewicht als das Wort von Tungdil Goldhand, von dem manche sagen, er sei nicht der wahre. Verstehst du?« Er lächelte schwach. »Es wird die meisten überraschen, wenn ich den Titel freiwillig zurückgebe, sobald unsere Aufgabe erfüllt ist.«
»Zurückgeben?« Ingrimmsch schlug sich auf den Schenkel. »Ho, so kann nur der einzig echte Gelehrte sprechen! Denn ein Doppelgänger hätte sich der Macht erfreut und sie

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