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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einer ausschließlich für ihn hörbaren Melodie. »Finde den Elb und frage ihn, was du tun kannst«, sang er mehr als er sprach. »Viel Zeit wirst du nicht mehr haben, bis du unverrückbar verändert bist.«
»Ich habe mich aber noch gar nicht verändert!«, beharrte Ingrimmsch bockig. »Doch, das hast du. Ich rieche es.« Balodil lachte. »Ich weiß nicht, wie der Elb es dir ermöglichen wird, aber schon allein deswegen, weil dein Name zu denen gehört, die man den Guten zurechnet und die sich damals auch um die Elben sorgten, nehme ich an, dass die Spitzohren dich nicht sterben lassen werden.«
»Habe ich eben das Wort sterben gehört?«
Balodil machte ein Gesicht, als müsse er nachdenken, was er gesagt hatte, dann gab er Vogelgezwitscher von sich. »Ja. Sterben.Wenn du kein Mittel mehr hast, um den Durst zu stillen, wirst du sterben.« Leise gackernd wie ein Huhn erhob er sich und marschierte zum Rastplatz zurück. »Besser als wahnsinnig zu werden wie du«, murmelte Ingrimmsch und stemmte sich hoch; den fast leeren Trinkbeutel verstaute er unter seinem Kettenhemd. »Auf die Gnade eines Spitzohrs hoffen. Na, das ist fein.« Er trat gegen einen Stein. »Erst muss ich es überhaupt finden. Aber wie?«, grummelte er vor sich hin, während er Balodil folgte. Im Geiste sah er eine Elbenfalle aus einem Käfig mit einer Schüssel Salat darin. Ingrimmsch musste grinsen, es ging einfach nicht anders.
    Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Gauragar, nahe Dsön Baisur, 6492. Sonnenzyklus, Spätfrühling.
    Wo immer die Gruppe auf ihren Pferden vorbeigaloppierte, die Aufständischen gegen die unrechtmäßigen Herrscher waren schon vor ihnen da gewesen. Mal sahen sie Schlösser oder Herrensitze brennen, mal aufgeknüpfte Männer und Frauenleichen an den Wegkreuzungen oder entlang einer Straße baumeln. Man hatte sie entkleidet und wohl zuerst gefoltert, ehe man sie dem qualvollen Erstickungstod überließ; einige trugen Schilder an den Füßen, auf denen ihre Verbrechen aufgelistet waren.
»Die Gerichte der einfachen Leute arbeiten schnell in Gauragar«, kommentierte Rodario die Anblicke. »Ich kann es ihnen nicht verdenken«, sagte Mallenia. »So wird es nicht nur hier aussehen«, mutmaßte Coira. »Dieser Flächenbrand aus des Volkes Zorn wird auch in Idoslän und in meinem Königreich lodern.«
Tungdil bedachte die Kadaver mit keinem Blick. Er fand es anscheinend nicht einmal erschreckend. »Der Flächenbrand ist reinigend, aber er darf nicht außer Kontrolle geraten und in Chaos übergehen. Die Herrschaftszustände müssen schnell wiederhergestellt werden.«»Wir sind ja bald so weit«, rief Ingrimmsch und lachte. »LotIonan fangen, Schwarze Schlucht einebnen, fertig. Ihr werdet sehen, wir sind in sechzig Umläufen durch. Spätestens.« Slin und Balyndar grinsten, die Menschen lachten; die Zhadär waren schweigsam wie stets.
Die Pferde, die sie austauschten, sobald sie müde wurden, jagten dahin, und auch wenn es bei den Zwergen nicht elegant aussah, wie sie auf den Rücken hin und her geschüttelt wurden, kamen sie rascher vorwärts als auf den Ponys. Dafür schworen sie alle bis auf Tungdil , niemals mehr auf einem Pferd zu reiten, sobald ihre Mission abgeschlossen war.
Schon an der Umgebung bemerkten sie, dass sie sich in Dsön Balsur befanden, dem ältesten Stammreich der Albae. Von hier aus waren die Albae unter anderem nach Süden aufgebrochen.
Sie passierten widerliche Skulpturen aus Knochen, abgestorbenen Pflanzen und andere Gegenständen, die vom Anblick her durchaus eine Faszination besaßen, doch das Morbide schreckte die Zwerge und Menschen ab. Dennoch war es unmöglich, den Albae ihre Perfektion abzusprechen.
Natürlich war es Tungdil, der die Rauchwolke vor ihnen als Erster entdeckte. »Dsön brennt«, verkündete er und zeigte nach Norden.
Jetzt sahen sie es auch.
»Ich hatte es für eine Gewitterwolke gehalten«, sagte Rodario.
»LotIonan ist schon fleißig am Vernichten.« Ingrimmsch sah den Krater von Weitem, in dem Dsön lag. »Wie viele von den Schwarzaugen er wohl ausgelöscht hat?« »Am besten alle.« Rodario fühlte Angst in sich aufsteigen. Niemand wusste genau, wie sie in Kürze gegen den Magus vorgehen würden. Es gab keinen Plan, nur eine Idee: Tungdil und Balyndar würden ihn ablenken, Coira sollte ihn bezwingen. Der Rest der Gruppe würde sich bereithalten, um einzugreifen. Der Rest, das waren er und Mallenia. Die Zhadär unterstanden und gehorchten Tungdil, vermutlich würden sie

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