Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Die Wände hingen voller Waffen und Schilde, eine Seite war verschiedenen Landkarten des Geborgenen Landes vorbehalten, und der Tisch, vor dem sie sich niedergelassen hatten, zeigte unter der Glasplatte eine haargenaue Risszeichnung der Festung mit ihren verschiedenen Ebenen. Ein Raum voller Aufmerksamkeit, Übersicht und Kampfbereitschaft, wie es einem General gebührte.
    Tungdil hatte sich von seiner Tioniumrüstung getrennt und saß in einem dunkelbeigefarbenen Untergewand, auf dem Runen und Zeichen eingestickt waren, am Tisch; seinen braunen Bart trug er noch immer kurz getrimmt, doch er wirkte dichter und zeigte eine deutliche grausilberne Strähne auf der rechten Kinnseite. Die langen braunen Haare waren mit Öl an den Kopf angelegt und hingen in den Nacken. Sein Kauen wurde langsamer. »Du starrst mich unentwegt an.«
    »Kannst du mir das übel nehmen?«, lachte Ingrimmsch und langte nach seinem Bierhumpen. »Ich habe dich zweihundertfünfzig Zyklen nicht zu Gesicht bekommen!« »Und jetzt willst du alles an einem einzigen Abend nachholen, indem du mir mit Blicken noch mehr Falten in mein Gesicht gräbst?«, hielt Tungdil verschmitzt dagegen. Er nahm seinen Becher und wollte mit Ingrimmsch anstoßen dabei fiel sein Blick auf den Inhalt. »Ist das Wasser?« Fast angewidert schober den Becher von sich. »Gibt es denn keinen Branntwein mehr? Saufen die Krieger der Festung so sehr? Und warum habe ich kein schönes Schwarzbier so wie du?« Boindil setzte den Humpen überrascht ab. »Das letzte Mal warst du mit dem Alkohol vorsichtiger.«
    »Vorsichtiger?« Tungdil wirkte verwirrt, dann hellte sich seine Miene auf. »Ach ja, jetzt verstehe ich, was du meinst.« Er packte den Humpen seines Freundes, nahm einen langen Zug und setzte nicht eher ab, bis das Bier bis auf den letzten Tropfen durch seine Kehle gelaufen war. Hart stellte er den Humpen ab, wischte sich den Schaum vom Bart und rülpste laut. »Das hat sich gegeben.« Ein breites Grinsen entstand auf seinem Gesicht.
    Boindil betrachtete ihn, blinzelte und stieß ein schallendes Gelächter aus. »So gefällst du mir!« Er gluckste. »Wenn wir gerade dabei sind: Was sagst du zu meinen Töchtern und Söhnen? Goda hat sie dir doch vorhin vorgestellt.«
    »Ganz ihr Vater. Und das sollte ein Lob sein«, gab Tungdil flachsend zurück. »Ernsthaft: Du kannst stolz auf sie sein. Verzeih, dass ich mir die Namen nicht merken konnte, aber ein Sohn und eine Tochter scheinen magisch begabt zu sein, wie Goda meinte. Das ist doch eine Besonderheit! Die zwei Burschen mit den kräftigen Armen sehen aus wie stattliche Krieger. Sie nutzen einen Kampfstil aus UbariuTaktik und Zwergenweise, das macht sie einzigartig.« Er sah unangenehm berührt aus. »Verzeih, dass ich dir das so sage, aber die drei anderen ... schlagen ... aus der Art. Völlig aus der Art.«
    Ingrimmsch fühlte sich vor den Kopf gestoßen. »Wie meinst du das?«
    Tungdil suchte scheinbar nach den passenden Worten. »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, doch sie sind alle«, er zog besorgt die Augenbrauen zusammen, »alle bessere Handwerker als du! Ihre Steinmetzarbeiten sind großartig.« Dann platzte ein schelmisches Lachen aus ihm heraus.
    Erleichtert stimmte Boindil ein. »Ja, treib ruhig deine Spaße.« Er sah ihn glücklich an. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich über deine Rückkehr bin. Ich hätte fast nicht geglaubt, dass du es bist. Du sahst so ... düster und finster aus, als du in deiner Rüstung an der Spitze der Ungeheuer standest. Als wärst du ... einer von ihnen.« Gespannt wartete er, was sein Freund darauf erwiderte.Tungdil senkte den Blick, mit der linken Hand berührte er die goldene Augenklappe. »Es ist vieles geschehen, Ingrimmsch«, antwortete er mit tiefer, veränderter Stimme. Die Heiterkeit war schlagartig verschwunden, und die Schatten kehrten auf sein Gesicht zurück. »Vieles ist mir widerfahren, was mich verändert hat.« Er sah den Kampfgefährten an. »Ich bitte dich schon jetzt um Nachsicht für all das, was dir merkwürdig an meinem Tun erscheinen wird. Du wirst Zweifel bekommen ...« »Ich?«, lachte Boindil auf und rief einen Soldaten, um sich eine Karaffe Bier bringen zu lassen. Nach kurzem Überlegen verlangte er nach einem kleinen Fässchen und einer Flasche bestem Branntwein. Eine Zwergenweisheit sagte: Sorgen und Erinnerungen vertragen Bier. »Wie könnte ich ...«
    »Du wirst zweifeln, Ingrimmsch«, flüsterte Tungdil geheimnisvoll. »Und ich stand einst an

Weitere Kostenlose Bücher