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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Elben sind ausgerottet...«
    »Nein. Die meisten von ihnen sind abgeschlachtet worden, die Übrigen sind verschwunden. Niemand weiß, wo sie abgeblieben sind. Es kursieren die unterschiedlichsten Geschichten über ihren Untergang, die ich nicht mal alle kenne, aber Elben wirst du im Geborgenen Land keine mehr finden.« Boindil kratzte sich an der juckenden Nase. »Die Dritten sind seine Verbündeten geworden und herrschen im Osten über einen großen Teil des einstigen Idoslän. Die Albae regieren außerdem über die ehemaligen Menschenreiche Gauragar und Urgon im Norden und Osten.« Er bemerkte, dass Tungdils Augen durch die Karte hindurchblickten. »Ist es zu viel für dich?«
    »Fahre fort. Ich kann mehr Leid ertragen, als es den Anschein hat«, erwiderte er und klang zornig.
    »Fehlt uns noch der Norden.« Ingrimmsch tippte auf das Graue Gebirge. »Königin Balyndis ... Du weißt, wer sie ist?«
    Tungdil stimmte abwesend zu, als sei es ihm egal, von wem sein Freund erzählte. Ingrimmsch wunderte sich insgeheim, dass der Name Balyndis nicht mehr in seinem Freund auslöste, doch er fuhr fort. »Sie hält den Steinernen Torweg mit ihren verbliebenen Fünften und setzt sich gleichzeitig gegen den Kordrion und seine Brut zur Wehr. Allerdings ist es ein sehr langwieriger Kampf, denn das Biest vermehrt sich ständig. Niemand weiß, wie es vonstattengeht, denn es gibt nur dieses eine.« »Nun, das konntet ihr nicht wissen. Sie benötigen keine Weibchen«, erklärte Tungdil. »Sie sind alle in der Lage, Eier zu legen,was sie zu einer großen Plage macht. Auch auf der anderen Seite. Es sei denn, man befiehlt ihnen.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Nacken; sein Auge richtete sich an die Decke. »Es ist unfassbar. Ich kehre nach zweihundertfünfzig Zyklen nach Hause zurück und bin müde vom ewigen Kämpfen. Mein Haupt sehnt sich nach einem ruhigen Flecken, wo es sich betten kann. Doch hier erwartet mich mehr Unbill, als es auf der anderen Seite des Schirmes jemals gegeben hat.« Er trat von unten gegen den Tisch, und dieses Mal fielen die Becher sowie die Flasche um. Branntwein ergoss sich auf die Karte, und Boindil versuchte zu verhindern, dass die Linien vollständig verwischten. »Ist denn keiner im Geborgenen Land Manns genug? Was ist mit den Langen? Muss ich wieder die Waffe zur Hand nehmen, die ich liebend gern in den tiefsten von Weyurns Seen geworfen hätte?«
    Ingrimmsch hüstelte verlegen. »Das hatte ich vergessen zu erwähnen: Weyurn ist kein Inselreich mehr. Als Lohasbrand sich seinen Weg zu uns bahnte, schuf er einen tiefen Durchbruch, durch den sich die Fluten aus Weyurn ergossen. Er muss für weitere Abflüsse gesorgt haben, um ...«
    Mit einem wilden Schrei sprang Tungdil von seinem Stuhl auf, packte den schweren Tisch einhändig an der Kante und schleuderte ihn gegen die sieben Schritt entfernte Wand. Das massive Holz zerbrach beim Aufprall in zahlreiche Trümmer, als bestünde es aus morschen Balken; Scherben verteilten sich klirrend auf dem Boden. Boindil schaute seinen Freund mit offenem Mund an. Kein normaler Zwerg, und war er noch so stark, vermochte das zu tun, was er soeben mit eigenen Augen gesehen hatte. Tungdil stöhnte auf und griff sich an den Kopf. Er sank auf seinen Stuhl, keuchte und fluchte gleichzeitig in einer unbekannten Sprache. Ingrimmsch glaubte zu sehen, dass einige Runen auf dem Gewand schwach schimmerten.
    Wachen kamen hereingerannt und sahen beunruhigt zu ihrem General, der sie mit einem Winken wieder hinaussandte. Doch es würde Gerede geben.
    »Siehst du?«, ächzte Tungdil mit tiefer Stimme unter seiner Hand hervor. »Das meinte ich, als ich von Zweifeln sprach. Du überlegst, wie es sein kann, dass ich einen Tisch mit diesem Gewicht wie einen Sack Federn durch die Luft schleudere.«
    »Irgendwie ... schon, Gelehrter«, räumte der Zwerg ein. »Mit einer Hand! Ich meine, das ist schon eine Leistung, die sich sehen lassen kann.« Er gab sich Mühe, heiter und lustig zu klingen. »Früher hättest du das nicht gekonnt. Ho, das wären lustige Kämpfe an deiner Seite geworden: SchweineschnauzenWeitwurf!« Tungdil nahm die Finger vom Gesicht und sah seinen Freund an. Rings um die goldene Augenklappe verschwanden schwarze, dünne Adern unter der Haut. Das Wort Albae zuckte durch Ingrimmsch Verstand. »Ich kann es dir nicht erklären. Noch nicht«, sagte er müde. »Ich brauche dein Vertrauen.« Er streckte ihm die Hand hin. »Gibst du es mir? Ich

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