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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zweihundert Zyklen lang nichts anderes getan, als zu kämpfen.« Er sah seine Gemahlin an. »Auch wenn es spät kommt, vielleicht zu spät, aber ich verstehe seine Weigerung.«
    »Was gibt es daran zu verstehen?«, erwiderte sie abweisend. »Ich kann es nicht...« »Nein, Goda. Spare dir deinen Atem«, unterbrach er sie. »Lass Tungdil ins Geborgene Land gehen und das Leid mit seinem eigenen Auge sehen, und du wirst erleben, dass er bald wieder vor uns steht und uns gegen die Peiniger ins Feld führt. Überreden können wir ihn dazu nicht. Er muss es selbst wollen.« Ingrimmsch gab den Katapulten den Feuerbefehl, und die Speerschleudern sandten ihre Geschosse auf die Reise. »Es wird nicht lange dauern, bis er zurückkommt. Aus freiem Willen«, sagte er leise und beobachtete, wie die Bestien von den geschliffenen Eisenspitzen durchbohrt und getötet wurden. Ihr Schreien und Stöhnen brandete gegen die Mauern von Übeldamm. Er hatte Goda verschwiegen, warum er im Gang zusammengebrochen war. Niemand wusste von seinem Erlebnis. Dennoch hielt er an dem Gedanken fest, dass es nach wie vor sein Freund war, der Gelehrte, der zu ihnen zurückgekehrt war.
    Die Rüstung, so sagte er sich, mochte ein Geschenk von einem magischen Wesen sein. Oder aber es waren Metalle eingearbeitet, welche Magie speicherten, wie es der Diamant getan hatte, und ihren Träger schützten. Deswegen hatte auch Godas Überprüfungszauber nicht gewirkt. Diese Metalle unterschieden nicht zwischen freundschaftlicher Berührung und Angriff. Denn wenn es nicht Tungdil war, warum hat er die Gelegenheit nicht genutzt, um mich zu töten? Ganz im Gegenteil, er hat sogar einen Heiler gesucht, um mir beizustehen! Ingrimmsch seufzte. Trotzdem war ihm sein bester Freund immer noch fremd. Andersartig. Die Zyklen in der Dunkelheit hatten schreckliche Auswirkungen auf den Gelehrten gehabt. Den Dämon Alkohol hatte er erfolgreich austreiben können, aber wie reinigte man den Verstand von Erlebtem?
    »Ich bekomme den alten Tungdil wieder«, versprach er sich leise und sah in der Erinnerung sich mit seinem Zwillingsbruder und Tungdil bei einem Humpen zusammensitzen, lachend, flachsend und Geschichten erzählend. Wie sie Schweineschnauzen gejagt hatten; wie sie sich im Regen unter den Baum gesetzt und den Schauer abgewartet hatten, um den Gelehrten mit erfundenen Dingen zu veralbern; wie sie Schlägereien gegen die Langen bestanden hatten. Wie früher. »Vraccas und ich, wir beide jagen ihm das Düstere aus.«
    Der Ubari hob sein Fernrohr und kontrollierte die Wirkung des Beschusses. »Die erste Reihe der Bestien ist vollständig niedergemacht worden, General«, meldete er zufrieden. »Aber ich erkenne an den Schemen, dass sich die nächsten...« Er stockte. »Nein, das sind keine Ungeheuer. Das ist irgendetwas anderes«, sagte er aufgeregt. »Der Kordrion?« Ingrimmsch nahm die Wachspfropfen aus dem Beutel. Jeder Soldat führte sie auf seine Anweisung hin mit sich. Stopfte man sie sich in die Ohren, wirkte sich der Schrei des geflügelten Monstrums weniger lähmend aus. Die Katapulte durften nicht schweigen, wenn der Kordrion einen Ausbruch versuchte.
    »Nein, eher wie ein ...« Der Ubari reichte sein Fernrohr weiter. »Seht selbst, General.« Der Zwerg spähte durch die Linse und versuchte, etwas in dem dunklen Spalt zu erkennen. »Irgendeine Konstruktion, lang, schmal und hoch«, sagte er laut, damit Goda wusste, was er ausmachen konnte. »Sie scheint aus Knochen zu bestehen. Oder sehr hellem Holz. Und sie bleiben damit in der Deckung der Felswände.«
    »Ein Belagerungsturm?«, schlug der Ubari vor. »Oder eine Handvoll Sturmleitern?« »Höchstwahrscheinlich«, meinte Goda. »Es wären die einzigen Möglichkeiten, um uns und die Festung angreifen zu können.«Ingrimmsch drehte an dem Fernrohr, um die Sicht schärfer zu stellen. Wenn er sich nicht sehr täuschte, wurde die unergründliche Konstruktion soeben nach hinten gezogen. »Sie spannen ... sie«, rief er. »Sagt den Männern, die Steinkatapulte sollen ihre Geschosse genau in die Schlucht schicken!«, richtete er sich an den Ubari. »Ich möchte nicht, dass dieses ... Ding dort zum Schuss kommt. Wer weiß, was sie planen.« Während seine Befehle mithilfe von Hornsignalen weitergegeben wurden, handelten die Bestien auf der Gegenseite.
    Ingrimmsch sah, wie sich die Vorrichtung ruckartig gleich einem sehr jungen Baum nach vorne bog, und dahinter schnellten vier lange Ketten nach oben. Daran hingen weißliche

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