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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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versperrten ihnen die beiden Neuankömmlinge den Weg.
    Wislaf räusperte sich. »Was wollt Ihr hier? Habt Ihr etwas mit den Vorgängen zu tun?« »Wir? Niemals. Einen Besuch abstatten wollten wir. Der arme Wildhüter«, sagte der Alb vor dem Ausgang freundlich und lächelte. Die weißen, ebenmäßigen Zähne schimmerten raubtiergleich. »Nennt mich Sisaroth und meinen Bruder Tirigon«, stellte er sie endlich vor.
    Wislaf tat das Gleiche mit sich und seinen Begleitern. »Wir sind Leute von Graf Pawald und Vasallen von Mörslaron. Ihr werdet den Namen des Albs kennen, dem dieser Landstrich in Gauragar gehört«, fügte er hinzu, um sich vor einem Angriff zu schützen. Die Albae respektierten nur die eigene Art, und wenn diese unheimlichen Geschwister verstanden hatten, dass er und seine Begleiter einem anderen Alb angehörten, ließen sie gewiss die Finger von ihnen.
    Zur Erleichterung der Menschen nickte Sisaroth, ohne sich von der Tür wegzubewegen. »Ich kenne Mörslaron«, sprach er, und es klang nicht so, als fürchte er ihn. Das, fand Wislaf, war kein gutes Zeichen.
    Hinter Sisaroth erschien eine Albin und drückte sich an ihm vorbei in den Raum. Auch sie trug einen schwarzen Mantel, ein Diadem lag auf den schwarzen Haaren und hob das bezaubernde Gesicht hervor.
    »Drillinge«, entfuhr es Diederich.
    »Trefflich beobachtet«, lachte die Albin. »Wäre es nicht schicklich, die Waffen wegzustecken? Schließlich stehen wir auf der gleichen Seite.«
    »Können wir Euch behilflich sein?«, fragte Viatin geflissentlich und hatte nur Augen für sie.
    Die Albin wechselte kurze Blicke mit ihren Brüdern. »Wenn ihr so freundlich sein wolltet: Wir forschen nach einem Brief. Hindrek hat ihn irrtümlich erhalten. Als er den Inhalt gelesen hat, mag er seinen Verstand verloren haben. AlbaeRunen können auf Menschen eine tödliche Wirkung haben. So empfehle ich: Haltet Ausschau, ohne die Zeichen darauf zu beachten.« Mit einer knappen Geste schickte sie die Männer auf die Suche, die in der Kammer des Wildhüters stöberten.
    Die Albin bemerkte den verstörten Jungen neben dem Ofen und näherte sich ihm mit leichten, lautlosen Schritten. Nicht einmal die Holzdielen knarrten unter ihren weichen Stiefelsohlen,und sie erschien mehr wie ein Geist denn wie ein lebendiges Wesen.
    »Du armes Geschöpf«, sagte sie zu ihm und kümmerte sich nicht um den Schürhaken, der kaum mehr glühte, aber immer noch Hitze verströmte. Sie ging vor ihm in die Hocke und berührte seine Stirn. Ortram zuckte zusammen und starrte die Hand entsetzt an, aber er wehrte sich nicht; ihre Brüder verharrten regungslos an ihren Plätzen und beobachteten Wislaf und seine Leute bei der Arbeit.
    »Hier!«, rief Diederich und hielt einen Umschlag in die Höhe. »Das könnte es sein, oder?« Peinlich genau achtete er darauf, keinen Blick auf die Runen zu werfen. Sisaroth winkte ihn zu sich und ließ sich den Fund aushändigen. Er zog den Brief heraus und überflog die Zeilen, dann nickte er Tirigon zu und sah zufrieden aus. »Der Junge wird vielleicht mehr wissen«, meinte er und wandte Ortram den Kopf zu. »Schwester, frage ihn, was der Bote seinem Vater weiterhin übermittelte.« Die Albin hatte den Blick nicht von Ortram gewandt. »Du hast gehört«, sagte sie sanft. »Worüber redeten dein Vater und der Mann, der den Brief übergab?« Der schwarzen Augen gössen intensive Furcht über den Knaben, die in ihn sickerte und seinen Verstand peinigte, während sie noch immer lächelte.
    »Über eine Stadt«, würgte er heraus und wollte die Albin schlagen, ihr die schrecklichen Augen mit dem Eisen ausstechen, ihr liebreizendes Gesicht zertrümmern und davonrennen. Stattdessen konnte er sich nicht bewegen, von unfassbarem Schrecken in die Ecke neben den Ofen gebannt, und war gezwungen, ihr zu antworten. »Mehr, Ortram«, lockte sie ihn und streichelte seine Wange.
    »Hochheiligstadt«, wimmerte er. Er glaubte zu sehen, dass sich die Schwärze aus den Augenhöhlen löste und auf ihn zukroch, dunkle Gespinste waberten um ihn herum; sein Atem ging schneller, er stöhnte auf.
    »Und wer soll in der Stadt sein? Sagte der Bote etwas darüber?«
    Die ersten Ausläufer des schwarzen Brodems hatten sein rechtes Auge beinahe erreicht, Kälte ging davon aus. »Eine Frau, die sich Mallenia nennt«, schrie er. »Sie wartet dort. Mehr weiß ich nicht!« Ortram schluchzte. »Bitte, mehr weiß ich doch nicht!« Die Albin fuhr durch seine hellen Haare. »Ich glaube

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