Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
ramponierten Schild unter den Körper zu ziehen und auf ihm wie auf einem Schlitten über den vereisten Schnee zu gleiten. Rings um ihn herum kamen die Verwehungen ins Rutschen. Eine Lawine schickte sich an, den Dritten nach unten zu begleiten.
    »Ho, Rockträger! Tion ist die längste Zeit auf deiner Seite gewesen!«, schrie er dem Flüchtenden zufrieden hinterher. »Von mir aus kann dich der Weiße Tod holen!« Boindil wartete, bis er den Zwerg in den Schneeschleiern verschwinden sah. Er wandte sich grinsend zu Tungdil, der ein paar Schritte von ihm entfernt stand. »Schade ist nur, dass wir ihn nicht befragen konnten. Ich meine«, er berührte seine Waffe, »löchern. Hättest du ihn am Leben gelassen, Gelehrter?«
    Der Freund gab keine Antwort und bewegte sich nicht.
    Voller böser Ahnung eilte Ingrimmsch zu Tungdil und schob das Visier mit dem Ende des Krähenschnabels in die Höhe. Tungdils Züge waren ausdruckslos, und die Augen schauten durch ihn hindurch in die Ferne. »Oh, bei Vraccas! Was hat er mit dir gemacht?« Er pochte gegen die Rüstung. »Oder war die das? Das schwarze Blech scheint auch Nachteile zu haben.«
    Ingrimmsch nahm eine Handvoll Schnee und warf sie Tungdil ins Gesicht. Und sofort flatterten die Lider, der Blick richtete sich auf ihn. »Aha, die Starre ist gewichen.« Ingrimmsch atmete auf.
    »Nicht ganz.« Tungdil wurde rot vor Anstrengung. »Ich versuche es ja, aber die Rüstung lässt sich nicht bewegen!«
    »Was?« Ingrimmsch stellte seine Waffe ab, packte den rechten Arm und versuchte, ihn mit Kraft nach unten zu schieben. Die Scharniere blieben in ihrer Position wie festgeschmiedet. Alles, was er erreichte, war, dass Tungdil ins Schwanken geriet und rücklings in den Schnee fiel.»Ganz hervorragend, Ingrimmsch«, bedankte er sich und klang keineswegs glücklich. »Ich werde hier drin erfrieren.«
    »Was doch besser wäre, als in den eigenen Ausscheidungen zu ersticken, oder?« »Ich finde das nicht witzig, Ingrimmsch!«
    »Nein, hab keine Sorge. Ich kümmere mich natürlich um dich. Wir bekommen deine Schachtel schon auf.« Boindil sah nach dem Befün. »Aber nicht hier draußen. Er wird dich bis zur Hütte ziehen, und mit einem Pony kriege ich dich durch die Tür. Ich bekomme dich irgendwie schon an die wärmenden Flammen, und dann denken wir darüber nach, was wir tun können.«
    Und so, wie er es sprach, geschah es auch.
    Nach ein wenig Hin und Her lag Tungdil in seinem ungewollten, wenn auch sicheren Gefängnis vor dem Kaminfeuer, das Ingrimmsch entfacht hatte. Die herausgebrochene Tür war schräg vor dem Eingang angelehnt und mit einem Tisch abgestützt, um dem auffrischenden Wind zu trotzen. Aus ihren Vorräten bereitete Boindil ein einfaches, aber schmackhaftes Mahl zu.
    »Soll ich dich füttern?«, bot er Tungdil an und grinste. Ein bisschen Schadenfreude gönnte er sich trotz der Sorge, dass die Rüstung ihre Unbeweglichkeit vielleicht niemals mehr verlieren könnte. Plötzlich hatte die Rüstung für ihn ihre Düsternis, ihre Aura von Angst und Schrecken verloren. »Ein schöner Haufen unbeweglicher, wertvoller Schrott«, murmelte er.
    »Nein, nicht füttern. Wer weiß, wo die Bissen hinfallen«, brummte sein Freund missgelaunt und blickte an die Decke zur Dauerwurst, an der sich Heu und Staub festgesetzt hatten.
    Ingrimmsch aß mit gesundem Hunger. »Ist dir das schon mal passiert, Gelehrter?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Nein. Ich habe auch noch niemals gegen einen Dritten gekämpft, der die Sprache der Albae beherrschte«, gab er entnervt zurück.
    Ingrimmsch kaute und dachte nach. Wenn man die Panzerung durch Schwarzaugisch zum Innehalten zwingen konnte, wer war wohl ihr Schöpfer? Wer hatte sie vor Tungdil getragen? Vor seinem Weggang in die Schlucht wäre sein Freund niemals auf die Idee gekommen, sich mit etwas zu rüsten, welches das unverkennbare Werk des Bösen war. Seine braunen Augen richteten sich auf die Klinge. Schätzte er Tungdil vielleicht falsch ein? Immerhin hatte er sich aus einerAlbaeWaffe eine eigene geschmiedet... Blutdiirster! Boindil fand seine Überlegung gut: Womöglich trug diese Klinge die Schuld an der Wandlung des Freundes in einen finsteren, gefährlich wirkenden Zwerg, auch wenn ihm die gegenwärtigen Umstände etwas von seiner Wirkung raubten.
    »Du musst doch hoffentlich nicht Zwergenwasser abschlagen?«, erkundigte er sich. »Noch nicht«, sagte Tungdil ungehalten.
    »Ich kann dich auch mit dem Gesicht nach unten legen, dann läuft

Weitere Kostenlose Bücher